Witten. Der Abstieg von Schalke löst selbst in der BVB-Stadt Witten Gefühle aus. Es gibt sogar einen Fanclub. Wie dessen Mitglieder zurzeit leiden.
Ralf Pella hat mit Schalke 04 schon viele Höhen und Tiefen erlebt. Doch die letzten anderthalb Jahre, sagt der Vorsitzende der „Glückauf-Knappen“, des einzigen Fanclubs in Witten, sei das Grausamste gewesen, was er je erlebt habe“. Dabei ist es nicht der erste Abstieg, unter dem der 60-Jährige und die anderen 23 Clubmitglieder derzeit zu leiden haben.
Schalke-Fan aus Witten: Alle Abstiege aus der Bundesliga miterlebt
„Ich habe alle Abstiege aus der ersten Bundesliga erlebt“, sagt der Versicherungskaufmann, der den Fanclub in Witten am 4. Mai 2004 aus der Taufe gehoben hat, genau an dem Tag, als er heiratete. Anhänger von Königsblau ist er schon viel länger, seit seinem zehnten Lebensjahr, als sein Vater ihn und seinen Bruder mit in die Glückaufkampfbahn nach Gelsenkirchen nahm. Er sah die Partie Schalke gegen Gladbach und da war’s um ihn geschehen.
Obwohl der Stockumer nichts an der heutigen Lage schönredet, hat er kein Verständnis für solche angeblichen Fans, die in der Nacht auf Mittwoch nach der verlorenen Partie gegen Bielefeld und dem damit besiegelten Abstieg aus Wut Spieler vor der Geschäftsstelle angegriffen haben sollen. „Das ist das Allerletzte“, sagt Pella.
Für ihn sind der ehemalige Schalke-Präsident Clemens Tönnies und dessen damaliger Sportvorstand Christian Heidel die „Totengräber“ des Vereins. 160 Millionen Euro seien für Spielerkäufe in den Sand gesetzt worden. „Und die haben nur Schrott gekauft.“ Auch an Heidel-Nachfolger Jochen Schneider lässt er kein gutes Haar. Gerade Führungsspieler hätten dem Team gefehlt. Und nach der Vizemeisterschaft 2019 hätten die Schalker auf einmal geglaubt, Fußball spielen zu können.
Fanclub-Vorsitzender aus Witten hofft auf neuen Sportvorstand
Nun hofft Pella, dass der neue Sportvorstand Peter Knäbel, übrigens ein gebürtiger Wittener, „eine gute Mannschaft zusammenstellt“. Und dass der sofortige Wiederaufstieg gelingt. Man dürfe die Spieler jetzt aber nicht zu sehr unter Druck setzen, um in Ruhe etwas Neues aufzubauen. Auch ein neuer Trainer müsse her, da Dimitrios Grammozis nach dem Abstieg schon wieder „verbrannt“ sei.
Der Stockumer war dem verstorbenen Schalke-Manager Rudi Asshauer freundschaftlich verbunden. Unvergesslich bleiben der Gewinn des Uefa-Cups 1997, die Pokalsiege in Berlin, die er alle live miterlebt habe, und natürlich das Jahr 2001. „Als wir vier Minuten und 38 Sekunden deutscher Meister waren.“
Alles Geschichte, der Abstieg traurige Gegenwart. Doch die Glückauf-Knappen aus Witten würden ihrem Verein nie den Rücken kehren. Einmal Schalker, immer Schalker. „Wir haben niemals an unserer Treue gezweifelt“, sagt Ralf Pella. „Wir werden Schalke schon wieder nach vorne bringen.“