Witten. Die verwaisten Schaufenster von Kaufhof in Witten stehen nicht mehr leer. Dort kommt die „Galerie der Produkte“ unter. Was dahinter steckt.
Fast genau ein halbes Jahr, nachdem Galeria Karstadt Kaufhof in Witten für immer seine Türen geschlossen hat, ist am Dienstagmittag wieder Leben in das Gebäude an der oberen Bahnhofstraße zurückgekehrt. Die Schaufenster des einstigen Kaufhauses verwandeln sich für die kommenden Monate in die „Galerie der Produkte“.
Blaue Vorhänge hängen bereits seit rund zwei Wochen in allen Fenstern der gewaltigen Immobilie. Der erste von ihnen ist nun gefallen – und hat eine pinkfarbene Küche zum Vorschein gebracht. „Das ist ein Spiel“, sagt Theater-Künstlerin Britta Lennardt, nun auch Urbane Koordinatorin und für das Projekt verantwortlich. In der knalligen Küche präsentiert sich die Standortgemeinschaft Witten-Mitte auf ungewöhnliche Art und Weise. Jedes der in der Küche platzierten Objekte gehört zu einem Mitglied des Vereins. Wer vorbeikommt, ist eingeladen, mitzuraten und zuzuordnen.
Galerie in Wittens Kaufhof-Schaufenstern soll keine reine Werbefläche sein
„Es sollte keine reine Werbefläche sein, sondern auch künstlerisch“, sagt Tobias Schunck, der das auffällige Schaufenster in Szene gesetzt hat. Nach und nach sollen sich nun in den kommenden Wochen und Monaten weitere Vorhänge öffnen, aber auch wieder schließen. „Wir wollen mit dem Projekt zeigen, was Witten kann, was es zu geben hat“, erläutert Lennardt. Es sei auch ein Aufbäumen gegen die „Lethargie und Depression unter der Corona-Glocke“.
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Bei den Vorbereitungen für das Projekt habe sie viel Frust in der Stadt wahrgenommen. Das sollen auch die Sprüche widerspiegeln, die auf den Schaufenstern angebracht sind: „ Immerhin besser als vorher“ ist dort etwa zu lesen, oder „Und jetzt?“. Ebenso habe sie aber auch viel Initiative und Engagement gespürt, sagt die 49-Jährige. „Und das wollen wir hier bündeln, möglich machen, was möglich ist. Ein paar Lichter anzünden.“
„Spiegel für den Wandel der Stadt“
Ein Spiegel für den Wandel der Stadt sollen die Fenster laut Angelika Bilow-Hafer, stellvertr. Vorsitzende der Standortgemeinschaft, werden. Ihr pinkfarbenes Fenster steht für sie für Energie und fürs Nach-vorne-Schauen – auch in der momentan schwierigen Situation, in der der Einzelhandel steckt.
Dabei werden die Passanten in den Schaufenstern nicht nur lokale Händler kennenlernen. Sondern auch Kunst und Kultur erleben, „von der man nicht geglaubt hätte, dass es sie in Witten gibt.“ So plant etwa der Wittener Künstlerbund eine Ausstellung. Akteure aus den Bereichen Kultur, Bildung, Handwerk, aber auch Vereine oder einzelne Bürger sollen vertreten sein.
Für Bürgermeister ist Bespielung der Schaufenster ein Signal des Aufbruchs
Für Bürgermeister Lars König ist das neue Projekt im ehemaligen Kaufhof „ein Signal des Aufbruchs und der Zukunftsperspektive“. Und er versprüht Optimismus: „Die Belebung der Innenstadt wird kommen. Aber das ist eine Gemeinschaftsaufgabe für uns alle.“ Auch Stadtbaurat Stefan Rommelfanger betont die Notwendigkeit, den ehemaligen Anziehungspunkt Kaufhof wieder mit Leben zu füllen. „Mit dem Projekt wollen wir ein Zeichen setzen, dass es weitergeht.“
Doch was soll dauerhaft mit der leerstehenden Immobilie passieren? Mit dem Besitzer, der Saller Gruppe, haben man eine Machbarkeitsstudie vereinbart, so Rommelfanger. Diese solle die baulich-technischen Voraussetzungen genau beleuchten und auch Nutzungskonzepte für das gesamte Gebäude ausloten. Bis Ende des Monats wolle man einen entsprechenden Antrag auf Förderung durch ein Sofortprogramm des Landes NRW zur Stärkung der Innenstädte einreichen.
Projekt läuft bis Ende des Jahres
Die „Galerie der Produkte“ läuft noch bis Ende des Jahres. Noch sind nicht alle Fenster vergeben. Wer selbst ein Fenster gestalten will, ist aufgerufen, seine Projektidee einzureichen. Das soll bald auf der Webseite des Projekts möglich sein: www.galeriederprodukte.eu
Finanziert wird das Projekt aus dem städtischen Programm zur Stärkung der Innenstadt. Auch das erst vor wenigen Wochen eröffnete Innenstadtbüro ist bei der Organisation mit an Bord.
Auch die Tiefgarage wird wohl noch eine Weile auf ihren Umbau warten müssen. Zwar hatte Rommelfanger im Januar erklärt, dass bereits ein entsprechender Bauantrag erarbeitet worden sei. Doch da nicht klar sei, was mit dem ehemaligen Kaufhof passiert, wolle Saller vorerst nicht sanieren. „Solange es kein Konzept und erste Mieter gibt, wird es keinen Umbau geben“, so der Stadtbaurat.