Witten. Ohne einen negativen Corona-Schnelltest kann man in vielen Wittener Läden zurzeit nicht einkaufen. TK Maxx und andere machen das nicht mehr mit.
Die Bahnhofstraße in Witten ist an diesem Donnerstagmorgen belebt, dem trockenen Wetter sei Dank. Die seit 29.3. geltende Regelung für den Einzelhandel – Shoppen nur mit negativem Coronatest – scheint die Bummelnden nicht wirklich abzuhalten. Oder doch? Tatsächlich machen die ersten Geschäfte wieder dicht, weil sich für die Händler der Aufwand kaum lohnt.
Bei unserem Rundgang durch die Wittener Innenstadt treffen wir nur eine einzige Kundin, die gerade durch die Kleiderständer wandelt: Salem, 38, von Beruf Ärztin, geimpft. Den Corona-Schnelltest hat sie am Morgen beim Drive-In auf dem Ostermann-Gelände gemacht und nun plant sie einen Bummel durch mehrere Läden: „Ich bin negativ, also warum sollte ich nicht shoppen gehen“, fragt sie und schaut sich bei H&M in der Stadtgalerie nach neuester Mode um.
TK Maxx und New Yorker sind schon wieder dicht
Viele Einzelhändler wären froh, wenn sich mehr Menschen wie diese junge Frau in die Stadt wagen würden. Die Stadtgalerie wirkt alles andere als einladend: Die meisten Geschäfte haben die Rolltore heruntergelassen, dahinter sieht man vereinzelt Personal, das Einkäufer mit Negativ-Test hereinlassen würde. Auch bei Deichmann und beim Textilhändler „Kult“ wartet man auf Kundschaft: „Ich hatte heute noch keinen einzigen Kunden. Gestern kam der erste um 14.30 Uhr“, sagt eine junge Verkäuferin bei Kult. Auch bei Saturn hat an diesem Tag noch niemand um Einlass gebeten.
Einige Geschäfte der Stadtgalerie haben aus diesem mageren Zuspruch schon Konsequenzen gezogen: Nach drei Probetagen hat vor einer Woche TK Maxx bundesweit seine Filialen geschlossen. Ebenso ist New Yorker dicht. S.Oliver öffnet nur exklusiv für Kunden, die einen Termin telefonisch gebucht haben. „Man muss den Mietern solche Entscheidungen zugestehen, wenn sich das System nicht lohnt“, sagt Centermanagerin Babett Arnold. Beim einfachen „Click & Meet“, das es bis Ende März gab, seien die Händler „halbwegs zufrieden gewesen“. Sie kritisiert die Politik: „Wir brauchen klare Regeln, die man auch vernünftig kommunizieren kann.“ Das größte Problem sei die Unsicherheit der Kunden.
Mayersche sieht wenig Bedarf
In der Ruhr- und Bahnhofstraße haben die meisten Läden geöffnet, wenngleich man keine Kunden darin sieht. Einige Händler geben Waren an der Ladentür aus. Viele Geschäfte haben ihre Öffnungszeiten eingeschränkt. Dazu zählt auch der Juwelier Gerling, der sein Ladengitter nur noch am Samstagvormittag für drei Stunden hochkurbelt.
Auch interessant
Bei der Mayerschen kommen mehr als drei Viertel der Kunden nur zur Abholung vorbestellter Ware an die Ladentür. „Die meisten wissen, was sie möchten. Nur wenige haben den Bedarf, in den Laden zu kommen“, sagt Filialleiterin Monika Mebs. Inzwischen verteilen die Mitarbeiter Flyer zu den Schnelltestzentren. Dass man den Negativtest zum Shoppen braucht, wüssten manche immer noch nicht. Und noch etwas haben die Buchhändler beobachtet: „Manche Kunden fühlen sich damit unwohl, fast allein in der Buchhandlung zu sein. Anderen gefällt genau das“, so Mebs.
Schnell einen neuen Fernseher
Noch kein Schnelltest in der Stadtgalerie
Die Centermanagerin der Stadtgalerie Babett Arnold plant weiterhin, ein Corona-Schnelltestzentrum in einem leerstehenden Ladenlokal anzubieten. „Es gibt bereits einen privaten Betreiber, die Anträge laufen“, sagt sie. „Ich bin zuversichtlich, dass wir mitten in der Stadt und mit Öffnungszeiten von 10 bis 18 Uhr Corona-Schnelltests anbieten können.“
Weiterhin sind Testmöglichkeiten nahe der Fußgängerzone ein Problem. Gut läuft das Testzentrum in der Werkstadt, ist aber fußläufig zu weit entfernt. Die Teststation des MVZ Witten in der Wiesenstraße 22 hat sehr eingeschränkte Öffnungszeiten. Hinzu kommen Apotheken und Ärzte.
Einige wenige Innenstadt-Händler fahren ganz gut mit dem Termin-plus-Test-System. Dazu gehört Euronics Kutsch. „Den Aufwand machen wir gerne“, sagt Chef Peter Brors. Denn die Kunden, die kommen, hätten oft eine Verkaufsabsicht im Gepäck. Wasch- und Spülmaschinen seien besonders gefragt, sowie Fernsehgeräte. „Die ältere Kundschaft hat während der Pandemie viel Zeit. Manche Fernseher laufen von morgens bis abends, die fallen dann schneller aus.“
Auch im Modegeschäft Tandem Transit an der Berliner Straße zeigt sich Verkäuferin Elena zufrieden: „Wir haben viele Stammkunden, die nun auch kommen. Sie möchten die Sachen doch auch anprobieren.“ Sie spüre deutlich, dass es ein Bedürfnis nach „normalem Shoppen“ gebe.