Witten. Die SPD Witten-Herbede schlägt eine Pontonbrücke als Ersatz während des Baus der neuen Ruhrbrücke vor. Sie übt deutliche Kritik an Straßen.NRW.

Die SPD in Witten-Herbede vermisst wie der Arbeitskreis Herbede eine stärkere Einbeziehung der Herbeder in die Planung für die neue Ruhrbrücke. „Leider hat es von Straßen.NRW bisher keine Anzeichen für den Wunsch zu einem alternativen Dialog gegeben“, heißt es in einem offenen Brief, der an den Landesbetrieb und die städtische Bauverwaltung adressiert ist. „Werden die Bürger im März vor vollendete Tatsachen gestellt?“ fragen die Sozialdemokraten besorgt.

Haus Herbede in Witten in ein besonderes Licht rücken

Zentrale Verkehrsader: Die Ruhrbrücke in Witten-Herbede soll ab 2024 neu gebaut werden. Die Anwohner wehren sich dagegen, dass der Ortsteil dafür länger gesperrt wird.
Zentrale Verkehrsader: Die Ruhrbrücke in Witten-Herbede soll ab 2024 neu gebaut werden. Die Anwohner wehren sich dagegen, dass der Ortsteil dafür länger gesperrt wird. © Archiv | Hans Blossey

Die Bürger würden eine Absperrung des Ortsteils nicht akzeptieren, auch wenn sie noch so kurz sein sollte, schreiben die Genossen. Zuletzt war noch von einem Jahr Sperrung die Rede. Außerdem müsse alles unternommen werden, um das historische „Haus Herbede“ nicht hinter einer Spundwand verschwinden zu lassen. „Ganz im Gegenteil: Die Planung muss so ausgelegt sein, dass Haus Herbede in ein besonderes Licht gerückt wird.“

Die SPD lehnt die von Straßen.NRW bevorzugte Nordvariante ab, eine neue Brücke rechts von der alten (in Richtung Herbede/Kemnader See gesehen). Sie favorisiere nach vielen Gesprächen mit Experten, Betrieben und Anwohnern eine „Erneuerung in Bestandslage“. Denn die jetzige Ruhrbrücke binde den Ortsteil vernünftig an. Ortsvereinsvorsitzende Gabi Günzel: „Eine neue Brücke könnte deutlich tiefer gebaut werden, so dass Haus Herbede besser zum Vorschein käme.“ Sie führe direkt auf den jetzigen Kreisverkehr in Höhe Edeka/Rathaus der Medizin. Alle Verhandlungen um Grundstückseigentum würden entfallen.

Schwalbe in Witten könnte wegen flacher Ersatzbrücke nicht fahren

Zwar halte auch sie eine Südvariante (links der bisherigen Brücke in Richtung Herbede gesehen) für die beste Lösung. Allerdings befürchtet die 61-Jährige Probleme mit Grundstückseignern, etwa dem türkischen Moscheeverein. „Diese Brücke würde genau über den Sozialräumen liegen.“

Um eine komplette Absperrung des Ortsteils während der Bauzeit zu vermeiden, schlägt die SPD eine Pontonbrücke als Ersatz vor. Sie solle - ähnlich einer Südtrasse - am neuen Kreisverkehr Höhe Seestraße beginnen und ein Stück weit links neben Haus Herbede an der Von-Elverfeldt-Alle auskommen. Günzel: „Das wäre eine ganz flache Brücke. Die Schwalbe könnte in dieser Zeit nicht mehr fahren.“

SPD-Vorsitzende in Herbede schlägt vorgefertigte Bauteile vor

„Sobald Lake- und Behelfsbrücke erstellt sind, könnte der Fahrbetrieb im Einbahnstraßensystem erfolgen und die alten Brücken abgerissen werden“, schreibt die Ortsvereinsvorsitzende. Um die Bauzeit zu verkürzen, schlägt sie vorgefertigte Abschnitte vor, die auf der Nordseite der jetzigen Brücke zusammengebaut und „ähnlich der Arbeitsweise wie bei der Ruhrbrücke in Bommern auf die neuen Stützen geschoben werden“.

Die Verantwortlichen werden aufgefordert, diese Alternativen zu prüfen, ihre Entscheidungsprozesse offen darzulegen und zu diskutieren. Gespräche und Informationsveranstaltungen müssten wieder aufgenommen, Zahlen, Daten und Fakten offen gelegt werden.

Genossen in Witten fordern Gesamtkonzept für Herbede

Außerdem fordert die SPD Stadt und Straßen.NRW auf, den Neubau der Ruhrbrücken nicht isoliert zu sehen, sondern über ein Gesamtkonzept zu diskutieren. Erinnert wird an die Internationale Gartenausstellung 2027 und in diesem Zusammenhang an eine bessere Anbindung des Ruhrtalradwegs und des Ortsteils an den Kemnader See. Der „Stinketunnel“ am Seniorenzentrum müsse endlich zugeschüttet und ein ebenerdiger Bahnübergang her.