Witten. Straßen NRW hat die Pläne für die neue Trasse der Ruhrbrücke in Witten vorgestellt: Diese schlägt einen großen Bogen – und verdeckt ein Denkmal.
Der Arbeitskreis „Herbeder Brückenneubau“ hat eine langjährige Sperrung der Ruhrbrücken in Witten während der Neubauphase verhindern können. Nach dem wirkungsvollen Protest erstellte Straßen NRW eine Machbarkeitsstudie zu zwei neuen Varianten – eine nördliche auf der Seite des Stausees und eine südliche nahe der Lakebrücke. Dem nördlich verlaufenden großen Bogen, der kurz vor Haus Herbede auf Land trifft, gibt der Landesbetrieb nun den Vorzug. Der Arbeitskreis ist mit diesen Plänen überhaupt nicht einverstanden.
Die Aktiven rund um Hausarzt Dr. Arne Meinshausen, der am Fuße der Brücke im Rathaus der Medizin seine Praxis hat, und Dieter Boele vom Bürgerkreis halten den Protest gegen die Brückenbaupläne weiter aufrecht. Der Grund ist ein Schreiben, in dem ihm Straßen NRW die nun ausgewählte Bauvariante vorstellt. „Viele konstruktive Vorschläge der Herbeder Bürgerschaft wurden darin nicht berücksichtigt“, so Meinshausen und Boele.
Hauptargument: der harmonische Trassenverlauf
In der Machbarkeitsstudie wurden beide Bauvarianten untersucht: Unter umweltfachlichen Gesichtspunkten kommt man zu den gleichen Ergebnissen, unter wirtschaftlichen nicht. Bei der Nordvariante befinden sich die benötigten Grundstücke in öffentlicher Hand. Bei der südlichen Planung würden Grundstücke in Privatbesitz benötigt.
Zudem würde die südliche Variante näher an der Wohnbebauung entlanggeführt. „Das Hauptargument für die nördliche Variante ist aber der harmonischere Trassenverlauf“, sagt Thomas Schittkowski, Planer beim Landesbetrieb Straßenbau. Dabei gehe es um die „Fahrdynamik“ auf dem neuen Trassenzug, die sich durch die bauliche Lage des neu entstehenden Kreisels auf der Hevener Ruhrseite ergibt.
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Wie berichtet, wird die Ampelkreuzung Seestraße/Wittener Straße/Herbeder Straße zu einem Kreisel umgebaut. Dieser dann dreiarmige Kreisel könne mit der Nordvariante aufgebaut werden „wie ein gleichschenkliges Dreieck“. Die Anbindung bei der Südvariante wäre schwieriger. Schittkowski betont: „Beide Varianten sind technisch möglich, das bauliche Umfeld auf der Hevener Ruhrseite spricht aber für die Nordvariante.“
„Haus Herbede versinkt hinter einem Berg aus Büschen“
Die Grafik dieser Redaktion zeigt: Die von Straßen NRW bevorzugte Trasse (blau) schlägt künftig einen großen Bogen in Richtung Haus Herbede. Die neue Querung trifft unmittelbar auf Höhe des historischen Gemäuers auf die alte Trasse der Omega-Brücke. „Um diese Brückenführung zu ermöglichen, versinkt Haus Herbede hinter einem neu erstellten Berg aus Abböschungen“, kritisiert Arne Meinshausen vom Arbeitskreis die Pläne.
Die Herbeder Bürger favorisieren einen Neubau, der aus Witten kommend links – also südlich – der heutigen Brücke verläuft (rot eingezeichnet). Nach den Ursprungsplänen von Straßen NRW startet die Brücke auf einer Wiese, die zur Brennerei Sonnenschein gehört, und schwenkt kurz vor der türkischen Moschee auf die Trasse der Omegabrücke ein. In beiden Fällen würde auf den Neubau der Ruhrbrücken eine einjährige Vollsperrung folgen, um die Omegabrücke zu ersetzen.
Ginge es nach den Herbedern, so könnte man die Südvariante bis zu den Bahngleisen weiterbauen. „Dann könnte man alle drei Brücken in einem Guss parallel zu den Bestandsbrücken erstellen“, so Meinshausen. Es gäbe keine nennenswerte Sperrung. Und: Das „fest zur Region gehörende Baudenkmal Haus Herbede“ würde ansprechend präsentiert.
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Die Mitglieder des Arbeitskreises haben bereits mit allen Grundstücksbesitzern gesprochen. Sie seien „positiv gesprächsbereit“, so Meinshausen. „Es gibt keinen echten Widerstand, das ist alles Verhandlungssache.“ Und noch einen Vorteil brächte die Südvariante nach Meinung der Befürworter: Der Schwerlastverkehr könnte über einen Abzweig direkt auf die Von-Elverfeldt-Allee zu den Herbeder Industrieunternehmen abgeleitet werden – unter Umweltgesichtspunkten ein Gewinn für den Ortskern.