Witten. Auch wenn es keine Unfälle mehr gibt: Die Kreuzung Annen-/Bebel-/Stockumer Straße ist immer noch stauanfällig. Chaos pur, sagen Kritiker.
Wer diese Kreuzung in Witten kennt und regelmäßig dort entlangfahren muss, der hasst sie. "Horror-Kreuzung" nennen Ortskundige die Ecke gleich am Bahnübergang, an der die Annenstraße auf Stockumer Straße und Bebelstraße trifft. Immer wieder staut sich dort der Verkehr und im Berufsverkehr kommt es zu chaotischen Situationen. Schon lange gibt es Forderungen nach einer Lösung des Problems. Doch bislang tut sich nichts, jedenfalls nichts, was einen spürbaren Effekt brächte.
"Das ist dort ganz furchtbar", bestätigt beispielsweise Vivien Knoth vom Kreativquartier Annen. In bestimmten Situationen - wenn etwa die Bahnschranke unten ist und die Autos sich in alle Richtungen entsprechend rückstauen - fließe der Verkehr nur sehr langsam.
Stadt Witten: Unfälle haben ich dort schon länger nicht mehr ereignet
Oft, so Knoth, verliere dann irgendjemand die Nerven und fahre einfach los. Schon häufig habe sie selbst solche gefährlichen Momente erlebt. Doch Unfälle hätten sich dort seit geraumer Zeit nicht mehr ereignet, sagt die Stadt. Deshalb sieht sie keine Notwendigkeit, weitere Veränderungen zu veranlassen.
Bis 2019 war die Kreuzung als so genannte "Unfallhäufungsstelle" identifiziert worden. 2018 hatte es dort drei Unfälle mit Leichtverletzten und hohem Sachschaden gegeben. Die Ursache: Wollten Autofahrer, die von der Friedrich-Ebert-Straße kamen, nach der Rechtskurve direkt nach links in die Annenstraße abbiegen, versperrten sie beim Warten auf die Abbiegegelegenheit die Sicht auf diejenigen Autofahrer, die auf der Geradeausspur neben ihnen in Richtung Bahnübergang/Stockumer Straße unterwegs waren.
Unfallkommission veranlasste im Jahre 2019 verschiedene Maßnahmen
Es krachte dann, weil Linksabbieger aus der Annenstraße diese Geradeausfahrer nicht sahen. Sie waren verdeckt von Fahrzeugen, die aufs Linksabbiegen in die Annenstraße warteten. Daraufhin trat die Unfallkommission auf den Plan. Sie beriet über Maßnahmen, die dann im Frühjahr 2019 umgesetzt wurden.
So wurde eine Sperrfläche markiert: Wer von der Friedrich-Ebert-Straße rechts herum auf die Bebelstraße fährt, hat nur noch eine Fahrspur zur Verfügung. Linksabbiegen und Geradeausfahren kann nicht mehr gleichzeitig stattfinden, sondern nur noch nacheinander.
Danach gab es Klagen über Bordsteinfahrer. Daraufhin stellte die Stadt im Juni zwei Poller auf dem Gehweg vor den Häusern Bebelstraße 5 und 7 auf. Im November wurden zusätzlich Bodenschwellen auf die Fahrbahn aufgebracht. Ende August 2020 hatte die Unfallkommission die Wirkung dieser Maßnahmen untersucht. Das Ergebnis: "Es gab dort seither keine Unfälle mehr", so Stadtsprecherin Lena Kücük. Verkehrssicherheit gehe deshalb vor "Verkehrsleichtigkeit".
Wittener Arzt: Hindernisse haben alles verschlimmert
Auch Vivien Knoth weiß: Verkehrsexperten beißen sich an einer Lösung des Rückstauproblems sicher die Zähne aus. Für einen Kreisverkehr gebe es keinen Platz. Weitere Ampeln hält sie für wenig sinnvoll. Trotzdem ärgert sie sich über eine weitere Folge: Seitdem die Poller installiert sind, gebe es mehr Verkehr in der Bebelstraße. Ortskundige versuchten so, den Stau zu umfahren.
"Die ganzen Hindernisse haben alles nur noch schlimmer gemacht", beurteilt Dr. Richard Surrey von der Gemeinschaft Annener Gewerbetreibender (GAG) die Lage. Nicht zuletzt würden die langen Phasen, wenn die Schranken geschlossen sind, den Verkehr teils bis zur Dortmunder Straße rückstauen. Oder in der anderen Richtung, laut Knoth, auf der Friedrich-Ebert-Straße bis Ardex.
Die beste Lösung, schlägt Surrey vor, "wäre es, die Bahn tiefer zu legen und die Straße darüber zu führen". Dann gebe es auch genug Platz für einen Kreisverkehr.
>>> INFO:
Passieren an einer bestimmten Stelle im Straßenverkehr innerhalb eines Jahres drei Unfälle, wie im Falle der Kreuzung Annenstraße/Bebelstraße/Stockumer Straße, muss die Unfallkommission handeln.
Zu diesem Gremium gehören: die Direktion "Verkehr" des Polizeipräsidiums Bochum, die Polizeiinspektion Witten, der Landesbetrieb Straßen NRW, die Bezirksregierung Arnsberg, die Kreisverwaltung Ennepe-Ruhr sowie Ordnungs-, Tiefbau-und Planungsamt der Stadt Witten.
Ganz in der Nähe an der Verkehrsinsel an der Friedrich-Ebert-Straße war Ende August 2017 eine 57-jährige Fußgängerin beim Überqueren von einem Auto erfasst worden und tödlich verunglückt.