Bethel regional eröffnet in Annen ein Haus, in dem trockene Alkoholiker und medikamentenabhängige Menschen auf Zeit leben werden. Die erste Einrichtung dieser Art in Witten. Der 2,2 Millionen Euro teure Neubau, direkt am „Rheinischen Esel“ gelegen, wurde finanziert durch Bethel, Landesmittel und Zuschüsse der Stiftung Wohlfahrtspflege. Spätestens ab dem 18. August sollen die ersten Bewohner an der Kreisstraße 10 einziehen.
Für den 20. Oktober ist die offizielle Eröffnungsfeier geplant. Vorher sollen sich die 16 Männer und Frauen, die in dem barrierefreien Haus wohnen können, erst einmal in Ruhe einleben. „Zwei weitere Wohnplätze werden in unmittelbarer Nähe der Einrichtung hinzukommen“, sagt Sozialpädagogin Barbara Kirsten, die das „Haus Kreisstraße“ leiten wird.
Ein eigenes Zimmer mit Bad und eine Etagenküche
„Neun Bewohner haben wir bereits“, so die 40-Jährige. Interessenten sollen aus dem Ennepe-Ruhr-Kreis stammen. „Außerdem muss der- oder diejenige vor dem Einzug einen Entzug gemacht haben, trocken sein.“ Und natürlich müssten die Menschen, „die zu uns kommen, auch den Willen mitbringen, trocken zu bleiben. Sie müssen einen Neuanfang wagen wollen“, betont Barbara Kirsten. Bei diesem will das Haus seine Bewohner unterstützen, um ihnen eine Perspektive für ein neues Leben, ohne Sucht, zu eröffnen.
Interessiert sich jemand für einen Platz, sprechen Bethel-Mitarbeiter mit Einrichtungen, in denen derjenige vorher behandelt wurde, auch mit gesetzlichen Betreuern und Angehörigen. Denn im „Haus Kreisstraße“ sollen Suchtkranke auf ein weitgehend selbstständiges Leben vorbereitet werden und wieder eine Tagesstruktur erlernen.
Jeder Bewohner hat ein eigenes Zimmer mit Bad und einen Mitarbeiter im Haus, der sein engster Ansprechpartner ist, „ein Alltagsbegleiter“, wie Kirsten sagt. Der hilft seinem Bewohner, wenn dies nötig ist, etwa auch beim Einkauf für das Essen, dass dieser für sich in einer Etagenküche im Haus zubereiten kann oder er gibt Tipps zur Pflege der eigenen Wäsche. „Denn wir sind hier kein Hotel. Wir möchten, dass die Menschen ihre persönlichen Dinge wieder selbst in die Hand nehmen“, sagt die Leiterin.
Alkohol ist im Haus verboten
In der Einrichtung werde es selbstverständlich „Spielregeln“ geben. Zu denen auch gehöre, dass „Alkohol und nicht von einem Arzt verschriebene Medikamente verboten sind“. Im Haus werden Angebote gemacht, etwa gemeinsam zu kochen und zu essen. Es gibt einen Werkraum, in dem mit Holz, Farbe, Lack oder anderen Materialien gearbeitet werden kann.
Anne Schuler, stellvertretende Leiterin des Hauses, betont, „dass wir nicht eine komplett rückfallsfreie Zone sein werden. Das anzunehmen, wäre wirklich unrealistisch“. Das Bethel-Team hoffe aber, dass die Bewohner sich auch gegenseitig eine Stütze sein werden, in dem Bemühen, „trocken zu bleiben“.
Wie lange jemand in der Kreisstraße 10 leben wird, hänge von dessen persönlicher Situation ab, so Heilpädagogin Schuler. Nachbarn seien herzlich eingeladen, sich alles anzusehen. „Das haben auch schon welche getan, die wissen wollten, welche Menschen denn hierhin ziehen werden und die sich fragten, ob sie vor ihnen Angst haben müssten – nein!“