Witten. Die Zahl der Todesfälle mit dem Coronavirus ist im November sprunghaft angestiegen. Was über die Corona-Toten im EvK Witten bekannt ist.
Die Zahl der Corona-Toten ist im EN-Kreis im November sprunghaft angestiegen. Nach 30 Verstorbenen Anfang November sind es nun schon 70 Menschen, die an oder mit dem Virus gestorben sind. Auch die Krankenhäuser spüren die zweite Welle und müssen derzeit mehr Patienten versorgen als im Frühjahr. Dennoch sei die Lage nicht angespannt, sagt Dr. Mario Iasevoli, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin am Evangelischen Krankenhaus Witten.
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Auch im Kreis sterben vor allem betagte Menschen nach einer Corona-Infektion: 60 der 70 Toten waren älter als 66 Jahre, 42 von ihnen sogar älter als 80. Die prozentuale Sterberate in der Altersgruppe der über 80-Jährigen liegt hier bei 22,7 Prozent. Das heißt, fast jeder vierte Kreisbürger, der älter als 80 Jahre ist und sich mit dem Coronavirus infiziert hat, ist verstorben. Allein 26 Todesfälle gehen auf die großen Corona-Ausbrüche im Oktober in den Herdecker Seniorenheimen Kirchende und Parkanlage Nacken zurück.
Zehn Covid-19-Patienten sind im EvK in Witten verstorben
Dass vor allem ältere Menschen mit dem Virus zu kämpfen haben, merken auch die Krankenhäuser. So sind am EvK seit Beginn der Pandemie 41 Covid-19-Patienten behandelt worden. Zwar reicht die Bandbreite hier von Mitte 50- bis zu 90-Jährigen. Im Schnitt waren die Menschen aber zwischen 70 und 80 Jahre alt. Auch die zehn Todesfälle im Krankenhaus an der Pferdebachstraße fallen großteils in diese Altersgruppe. Allerdings liegt der Schwerpunkt des EvK auch in der Geriatrie.
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Nur zwei der Toten sind vorab auf der Intensivstation behandelt worden. „Denn die meisten von ihnen waren alte Menschen mit Mehrfacherkrankungen, die auch eine Intensivpflege abgelehnt haben“, sagt Dr. Iasevoli. Diese Menschen habe man daher auf einer normalen Station versorgt und palliativ begleitet.
Sechs Menschen im EvK sind mit und nicht an Corona gestorben
Sechs der Todesfälle am EvK fallen nach Einschätzung des Chefarztes auch in die Kategorie „mit“ und nicht „an“ Corona verstorben. Aufgrund ihres ohnehin schlechten Allgemeinzustandes hätte das Virus bildlich gesprochen das Fass zum Überlaufen gebracht. Diese Patienten würden auch meist nicht den typischen schweren Verlauf von Covid-19 zeigen. Heißt: Die Lungen sind nicht oder nur wenig angegriffen.
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Das Virus zeige sich ohnehin meist wie ein klassischer Infekt mit hohem Fieber und Schwäche. „Ein junger Mensch kommt damit klar und legt sich ins Bett“, so der Mediziner. Doch Ältere und Vorerkrankte würden darunter leiden. Nur ein sehr geringer Teil der Covid-Patienten zeige den schweren Verlauf, bei dem die Lunge massiv in Mitleidenschaft gezogen wird.
Schwere Verläufe hängen nicht so sehr von Risikofaktoren ab wie gedacht
Aber genau diese schweren Verläufe seien wenig vorhersehbar. „Die Risikofaktoren scheinen dabei nicht so gewichtig zu sein wie anfänglich gedacht“, sagt der 57-Jährige. Vielmehr komme es auf die Reaktion beziehungsweise Überreaktion des Immunsystems auf die Infektion an.
Das sei unabhängig von Vorerkrankungen und könne auch alle Altersgruppen treffen. „Ich habe Patienten gesehen, die auf Dialyse angewiesen sind oder mitten in einer Chemotherapie stecken, die die Infektion einfach abgeschmettert haben“, erklärt der Facharzt für Innere Medizin.
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Zustand verschlechtert sich in der zweiten Woche
Auch die meisten Corona-Toten, die im Marien-Hospital verstorben sind, seien „vorerkrankt und in einem sehr hohen Alter“ gewesen, teilt die Geschäftsführung auf Anfrage schriftlich mit. Details zum Gesundheitszustand seiner Patienten veröffentliche man nicht.
Bei schweren Corona-Verläufen verschlechtert sich der Zustand der Betroffenen meist in der zweiten Woche, so Chefarzt Iasevoli vom EvK. Daher werden Covid-Patienten engmaschig beobachtet. So wird etwa regelmäßig der Sauerstoffgehalt im Blut bestimmt und täglich das Blut auf Abbauprodukte von Blutgerinnseln untersucht. Denn sogenannte Mikro-Thrombosen bilden sich bei Covid-19 in den Lungen, Teile des Gewebes werden dann nicht mehr durchblutet und vernarben.
Insgesamt, so Iasevoli, würden deutschlandweit rund fünf Prozent aller Covid-Patienten im Krankenhaus landen, nur ein Prozent auf der Intensivstation. Diese Zahlen seien sogar vergleichbar mit der normalen Grippe. Da es allerdings derzeit sehr viele Infizierte gebe, sei „die Spitze des Eisbergs riesengroß“. Im Schnitt würden nun zwischen sechs und acht Covid-Patienten in der Klinik versorgt – doppelt so viele wie im Frühjahr . Dennoch hatte das EvK bislang immer freie Kapazitäten . „Wir haben die Lage im Griff.“
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