Witten. Nach zwei Wochen „Lockdown light“ gehen die Coronazahlen in Witten leicht zurück. Der Krisenstab warnt vor einem zu frühen Ende der Maßnahmen.

Nach zwei Wochen „Lockdown light“ hat sich die Coronalage im Ennepe-Ruhr-Kreis leicht entspannt. 1000 Neuinfektionen sind in den vergangenen 14 Tagen zwischen Witten und Breckerfeld hinzugekommen. Die Sieben-Tage-Inzidenz hatte letzte Woche Mittwoch (11.11.) mit 179 ihren bisherigen Höchststand erreicht. Seitdem sinkt sie täglich.

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Aktuell liegt diese Zahl, die angibt, wie viele Neuinfektionen mit dem Coronavirus es binnen sieben Tagen pro 100.000 Einwohner gegeben hat, bei 141 – und damit nicht sehr weit unter dem Wert zu Beginn der verschärften Corona-Regeln am 2. November. Damals meldete das Gesundheitsamt eine Inzidenz von 157.

Maßnahmen beginnen auch in Witten langsam zu wirken

„Es braucht zehn bis 14 Tage, bis die Maßnahmen anfangen zu wirken“, sagt Michael Schäfer, Leiter des EN-Krisenstabes. Die Schließung von Gastronomie und anderen Freizeit- und Kultureinrichtungen habe in den letzten Tagen angefangen, sich in den Zahlen niederzuschlagen. „Die Maßnahmen wirken also. Die Frage ist aber: Ist es ausreichend?“

Denn weiterhin bewegen sich die Coronainfektionen auf einem hohen Niveau . In Witten gelten aktuell 209 Menschen als infiziert oder erkrankt. Die Inzidenz liegt mit rund 150 sogar noch über dem Wert vom ersten Tag des Lockdown (119,5). „Und die nrw-weite Inzidenz ist mit 164 fast gleich geblieben“, so der 61-Jährige. „Wir sind jetzt auf einem stagnierenden Level. Aber es geht nicht rapide nach unten.“

Wenig Hoffnung auf schnelle Lockerungen in Witten und im Kreis

Daher hat Schäfer auch wenig Hoffnung, dass das Leben ab Dezember wieder seinen gewohnten oder zumindest einen weniger eingeschränkten Gang nehmen wird . „Ziel müsste ja eine Inzidenz von 50 oder weniger sein. Ich glaube nicht, dass das klappt.“

Kreis führt rund 170 Coronatests am Tag durch

Die Testkapazitäten im Kreis sind nach Angaben des Krisenstabes voll ausgelastet. Vom 5. bis 16. November hat der Kreis insgesamt 1263 Abstriche vorgenommen. Davon 617 mobil und 646 im zentralen Abstrichzentrum am Kreishaus in Schwelm. Das sind im Durchschnitt 170 Tests pro Tag.

Von Sonntag auf Montag hat es im gesamten Kreisgebiet nur 16 Neuinfektionen gegeben, davon vier in Witten. Zum Vergleich: Am 2. November waren es 89 neue Coronafälle im Kreis und 25 in Witten.

Wie dynamisch sich die Zahlen entwickeln können, zeigt aber ein Blick in die nahe Vergangenheit. Noch am 2. Oktober meldete der Kreis eine Inzidenz von 17,56. Heute liegt diese bei 157,66. Im gleichen Zeitraum schnellten die infektionszahlen in Witten von 253 auf 850 hoch – das sind fast 600 Neuinfektionen in rund sechs Wochen.

Ob sich der positive Trend in den kommenden Tagen und Wochen fortsetzt? Das zu sagen, sei genauso schwierig, wie die Lottozahlen vorherzusehen, so der Krisenstabsleiter. Noch könne man nicht beurteilen, ob es wirklich in die richtige Richtung gehe oder ob sogar noch schärfere Maßnahmen notwendig werden könnten . Eindringlich warnt Michael Schäfer vor zu frühen Lockerungen. „Ein Jojo-Effekt wäre ganz schlecht.“ Das spreche dafür, die Maßnahmen noch länger fortzuführen. „Und so dauerhaft Erfolg zu haben.“

Große Sorge wegen Lage an den Schulen

Ein Wechsel aus Öffnung und Schließung ließe sich den Menschen schlecht kommunizieren. „Wir brauchen Transparenz und einheitliche Regeln, die für alle gelten. Sonst verlieren wir die Menschen. Und ohne die geht es nicht.“ Denn auch im Kreis ist das Infektionsgeschehen so diffus, dass sich bei einem Großteil der neuen Fälle nicht mehr nachvollziehen lasse, wo diese Menschen sich angesteckt haben. Feiern im privaten Bereich sind aber auch hier eine mögliche Quelle.

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Große Sorge bereitet dem Krisenstab weiter die Lage an den Schulen und Kitas . Das Gesundheitsamt verfolgt allein in Witten aktuell an 14 Schulen Coronafälle. Nach Schätzungen des Kreises befinden sich aktuell 872 Schüler in Quarantäne, 335 davon aus Witten. Das Thema Maskenpflicht an Grundschulen sei daher „weiter aktuell“, so Schäfer. Denn diese würde die Arbeit des Gesundheitsamtes erleichtern. Auch müssten dann bei einer Infektion in einer Klasse nicht alle anderen Kinder ebenfalls in Quarantäne.

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Die Kliniken des Kreises befinden sich laut Schäfer derzeit noch „im grünen Bereich“. 26 von 119 Intensivbetten sind nach Angaben des Krisenstabes aktuell frei, rund 22 Prozent. Planbare Eingriffe seien auch noch nicht zurückgefahren worden. „Stand heute ist daher noch nicht von einem drohenden Engpass auszugehen“, so Schäfer. Das könne sich aber ändern, sollten die Zahlen nicht sinken und die Krankenhäuser gleichzeitig an ihrem „Normalprogramm“ festhalten.

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