Witten. Coronafälle in Wittener Schulen und Kitas sind mittlerweile an der Tagesordnung. Wie das Gesundheitsamt dann vorgeht.

Immer wieder kommt es auch in Witten zu Coronafällen in Schulen und Kitas. In der Folge müssen oft ganze Klassen oder Gruppen zu Hause bleiben. Die Gemeinschaftseinrichtungen sieht Amtsärztin Dr. Sabine Klinke-Rehbein aber nicht als Infektionstreiber in der Pandemie. Doch die notwendige Nachverfolgung der zahlreichen Kontakte von betroffenen Kindern bringt das Gesundheitsamt personell an seine Grenzen.

Gerade bei den weiterführenden Schulen sei es bislang oft bei einem einzigen Coronafall geblieben, sagt Klinke-Rehbein rückblickend. Sprich: Ist ein Schüler infiziert, gibt er das Virus dennoch selten an seine Mitschüler weiter. Auch in Grundschulen sei es häufig bei einem Fall geblieben.

Amtsärztin: „Kinder geben das Virus eher selten weiter“

Leicht anders sei die Situation in den Kitas. Dort habe sich das Virus vereinzelt auch weiter verbreitet, sagt die Amtsärztin. In einem solchen Fall sei aber meist eine Erzieherin positiv getestet worden und habe weitere Kollegen und betreute Kinder angesteckt. „Kinder geben das Virus eher weniger weiter“, so Klinke-Rehbeins erstes vorsichtiges Fazit.

Amtsärztin Sabine Klinke-Rehbein mit Akten von Corona-Fällen im Gesundheitsamt des Ennepe-Ruhr-Kreis.
Amtsärztin Sabine Klinke-Rehbein mit Akten von Corona-Fällen im Gesundheitsamt des Ennepe-Ruhr-Kreis. © FUNKE Foto Services | Michael Gottschalk

Dennoch muss das Gesundheitsamt alle engen Kontaktpersonen identifizieren und in Quarantäne schicken, sollte sich ein Kind oder Jugendlicher infiziert haben. Grundsätzlich gilt: Bei Grundschulklassen, in denen keine Maske getragen wird, geht die gesamte Klasse in Quarantäne. „Das Geschehen dort ist einfach zu diffus und lässt sich schlecht differenzieren“, so Klinke-Rehbein.

Bei weiterführenden Schulen müssen nur einzelne Schüler in Quarantäne

Bei weiterführenden Schulen, an denen auch im Unterricht Mund und Nase bedeckt werden, reiche es aus, sich auf das „Nahfeld“ der betroffenen Person zu konzentrieren – sprich auf die Sitznachbarn im unmittelbaren Umfeld. Während das Gesundheitsamt Informationen sammelt, also etwa die Sitzordnung und das Lüftungskonzept überprüft, werden die betroffenen Klassen für diese Zeit ebenfalls in den Distanzunterricht geschickt.

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Hinzu kommt bei allen Kindern und Jugendliche noch die Frage, mit wem sie eventuell auf dem Schulhof, dem Schulweg und natürlich auch privat Kontakt hatten. Auch diese muss das Gesundheitsamt ermitteln. Ist allerdings nur ein Elternteil eines Schülers infiziert, gilt zunächst nur das Kind als direkte Kontaktperson und bleibt zuhause. Der Rest der Klasse kann weiter zur Schule gehen. Erst, wenn auch das Kind selbst positiv getestet wurde, weitet das Gesundheitsamt seine Nachforschungen auf die Schule aus.

Da mit steigenden Zahlen immer mehr Kontaktpersonen – im Schnitt sind es zehn Kontakte pro infizierter Person – ermittelt werden müssen, wird der Kreis zusätzlich 40 Stellen in diesem Bereich besetzen. Auch die Bundeswehr hinzuzuziehen, sei schon im Gespräch gewesen.

Gesundheitsamt kann bislang noch alle Kontaktpersonen testen – doch die Kapazitäten könnten knapp werden

Bislang könne man noch jede Kontaktperson ersten Grades auf eine mögliche Infektion testen, sagt die Amtsärztin. Allerdings merkt man auch im Kreis, dass die Kapazitäten knapper werden. „Wir werden in nächster Zeit genauer hinschauen müssen, wen wir testen“, so die Medizinerin. Heißt: Möglicherweise werden dann Kontaktpersonen ohne Symptome nicht getestet, sondern nur in Quarantäne geschickt.

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Für die nächsten Tage oder Wochen rechnet Sabine Klinke-Rehbein zunächst damit, dass die Zahlen weiter hochgehen. Die Anfang November eingeleiteten Maßnahmen würden erst Ende des Monats ihre Wirkung zeigen. „Jetzt wird der Anstieg erstmal verlangsamt“, so die Mediziner. Dann müsse dauerhaft erreicht werden, dass die Infektionskurve flach verläuft. Gesundheitsamt und der Krisenstab rüsten sich bereits jetzt für die Zeit nach dem Teil-Lockdown.

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