Witten. Gehen die Menschen in Witten im „Lockdown light“ shoppen? Fürchten die Händler ums Weihnachtsgeschäft? Eine überraschende Runde durch die City.
Samstagmittag, 15 Grad. Bestes Einkaufswetter. Doch voll ist anders. Im Lockdown zieht es die Menschen in Witten nicht so wie sonst zum Bummeln in die City. Wer Tüten schleppt, der brauchte etwas und hat gezielt bestimmte Geschäfte angesteuert. Doch viele Händler sind trotzdem ganz zufrieden mit dem Umsatz. Einige sprechen gar vom beginnenden Weihnachtsgeschäft.
Am Stand von Blumen Zappe auf dem Wochenmarkt gibt’s Gestecke für den Friedhof und für den Advent. „Die Leute kaufen viel“, sagt die Mitarbeiterin. Was sie nervt, ist der Mund-Nasen-Schutz, durch den ständig ihre Brille beschlägt. „Ich sehe kaum das Wechselgeld.“ Kollege Martin Resch vom Obst- und Gemüsestand findet es eher ruhig auf dem Rathausplatz. Insgesamt sei der Andrang annähernd unverändert im Vergleich zur Lage vor dem Lockdown.
Wochenmarkt lockt die Menschen in Witten samstags in die Innenstadt
Tatsächlich scheint der Wochenmarkt die Wittener in die Stadt zu locken. Auf ihr Ziel angesprochen, antworten mehrere: „Auf den Markt.“ Jörg Peter Schmidt zum Beispiel, der gerade vor Alnatura auf seine Frau Martina Etterich wartet. Ein Hemd hat er aber auch schon gekauft. In der Nähe der Stadtgalerie, in die sich nicht allzu viele Kunden verlaufen haben, spaziert auch Wittens ehemaliger Stadtsprecher Jochen Kompernaß mit Frau Regina und Hund – Richtung Markt. Beide hoffen, unterwegs ein paar bekannte Gesichter zu treffen, um mal „Hallo“ sagen zu können.
Vor Wursthaus König hat sich eine kleine Schlange gebildet, ebenso vor der Mayerschen Buchhandlung. Auch bei Lehmkul ist man zufrieden. „Wir haben gut zu tun“, sagt Mitarbeiter Daniel Theel. Trotz des Lockdowns kämen die Leute weiterhin in den Laden, statt lieber zu bestellen. Viele lassen sich die Bücher weihnachtlich einpacken, erste Geschenke gehen also tatsächlich schon übern Tresen.
Traditionskaufhaus Gassmann profitiert von der Kaufhof-Schließung in Witten
„Kommen, kaufen, gehen.“ So charakterisiert Christine Gassmann-Berger das derzeitige Einkaufsverhalten. Pfannen und Töpfe, aber auch Spiele und Puzzle – das ist es, was die Leute gerade bei Gassmann wollen. „Durch die Schließung von Galeria Kaufhof kommen mehr zu uns, weil wir viele Sortimente abdecken“, sagt die Chefin. Dabei wolle sie gar nicht „Profiteur“ sein.
Angelika Bilow-Hafer findet es „richtig gut“, dass es im Traditionskaufhaus läuft. „Gassmann gehört zu Witten“, sagt die Betreiberin der Genussgalerie am Berliner Platz. Was auch ihr auffällt: „Das Weihnachtsgeschäft hat sich nach vorn verlagert. Die Kunden kaufen seit ein paar Tagen gezielt fürs Fest ein.“ Solange sie das noch können. „Wir wissen ja nicht, was auf uns zukommt“, sagt die stellvertretende Vorsitzende der Standortgemeinschaft Witten-Mitte . Was vor allem brummt, seien Bestellungen.
Standortgemeinschaft Witten-Mitte bietet Late-Night-Shopping an
„Mehr Firmen lassen Präsente an ihre Mitarbeiter schicken, weil die Weihnachtsfeier ausfällt“, sagt die Geschäftsfrau. Das Problem: Sie komme gar nicht so schnell an Ware heran. Zehn bis 14 Tage Lieferzeit – „das ist ungewöhnlich“. Unberechenbar sei so vieles in dieser Zeit, „in der wir uns auf keine Erfahrungswerte verlassen können“, sagt Bilow-Hafer. Bleiben die Geschäfte geöffnet? Kommen die Kunden doch wieder in Scharen kurz vor dem Fest? „Ich weiß nicht, wie wir dann damit umgehen sollten.“ Deshalb hat die Standortgemeinschaft sich etwas überlegt. https://www.waz.de/nachrichten-aus-witten-so-abonnieren-sie-den-waz-newsletter-id230085150.html
Late-Night-Shopping im Dezember
Mitglieder der Standortgemeinschaft Witten-Mitte wollen am 10. und 11. sowie am 17. und 18. Dezember ihr Geschäfte bis 21 Uhr öffnen. An den beiden Freitagen wird außerdem ein Weihnachtsmann je 300 Schoko-Kollegen in der Stadt verteilen.
Die verkaufsoffenen Sonntage, von denen es sechs in Witten geben sollte, hatte die Stadt bereits im September abgesagt – noch bevor der Rat darüber entscheiden konnte.
An vier Abenden können Läden ein Late-Night-Shopping anbieten, damit sich Kundenströme entzerren. Die Händler hoffen auch, dass in Sachen Weihnachtsmarkt das letzte Wort noch nicht gesprochen ist. „Die Beleuchtung trägt zwar schon viel zur Stimmung bei“, sagt Angelika Bilow-Hafer. Sie hofft aber, dass im Dezember doch noch irgendwo ein Kinderkarussell oder eine Bude für Bonners Pommes aufgebaut werden kann. Zum Wohle der Schausteller wollen sie sich dafür beim Bürgermeister einsetzen.
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