Witten. Am Wochenende vor dem Lockdown haben die Wittener die Chance auf einen letzten Restaurantbesuch genutzt – doch Sportstudio und Kino blieben leer.
Ein letztes Bier mit Freunden, ein letztes Mal trainieren im Fitnessstudio, ein letzter Kinobesuch – das Wochenende vor dem Teil-Lockdown nutzten viele Wittener noch einmal voll aus. Bei Sonnenschein und milden Temperaturen waren in der Außengastronomie jede Menge Plätze besetzt. Halloween dagegen fiel fast aus.
In der Fußgängerzone ist es voll wie an jedem Samstag. Das Shopping bleibt auch nach den neuen Regelungen ab Montag möglich, die Einkaufsläden dürfen weiter öffnen. Schließen müssen dafür unter anderem Schwimmbäder und Kinos, Fitnessstudios und Museen, Restaurants und Massagesalons.
Viele Wittener finden das richtig. Auch wenn sie selbst von den Schließungen schwer betroffen sind, wie Ali Reza Kordbacheh. Er ist Inhaber der Trattoria Pavarotti auf dem Rathausplatz. „Von mir aus könnte sogar bis Ende des Jahres geschlossen werden, die Hauptsache ist, dass wir das Virus eindämmen und die Menschen ihre Lebensfreude zurückbekommen“, sagt der Wirt. Sein Eindruck ist, dass sich viele zurückhalten und schon vor dem Teil-Lockdown freiwillig zuhause bleiben. Die Wochenendreservierungen seien zum Großteil abgesagt worden, am Freitagabend habe er das Restaurant sogar früher geschlossen.
Mehr Reservierungen als sonst im Wittener Szenelokal Knut’s
Ganz anders ist das im Knut’s im Wiesenviertel. Mitarbeiterin Julia Grieskamp verzeichnet mehr Reservierungen als sonst. „Viele Stammgäste wollen noch einmal kommen, bevor wir am Montag schließen müssen“, sagt sie. Auch im Café Extrablatt ist am Samstag viel los. Heike Ebinghaus sitzt mit Mann und Freunden an einem Tisch draußen, für ein Glas Wein. „Wir haben uns das letzte halbe Jahr sowieso immer nur zu viert getroffen, die Kontaktbeschränkungen sind keine große Umstellung für uns“, sagt sie.
Auch Bernd Rumpler ist am Samstag mit Freunden unterwegs, sie sitzten draußen vor dem Casa Cuba. Dass Kneipen und Bars schließen müssen, findet der 61-Jährige „völlig zweckfrei“. Er denkt, dass sich die Menschen dann wieder mehr Zuhause treffen, wo die Ansteckungsgefahr deutlich höher sei als in einer Gaststätte mit Hygienekonzept.
Kaum Kinder an Halloween unterwegs
Die Sorgen um Halloween haben sich in Witten nicht bewahrheitet: Es machten sich nur vereinzelt kleine Geister auf den Weg, um an den Haustüren um Süßigkeiten zu bitten. Geschmückte Häuser blieben eine Seltenheit. Auch Wittens größte Halloween-Attraktion, das „Horrorhaus“ der Familie Daut an der Alte Straße in Bommern, gab es nur in reduzierter Form: Nur von der Straßenseite aus konnte man den mit Absperrband abgetrennten Garten betrachten. Dort lief eine Lichtillumination, zu der sich einige Puppen bewegten. Einige Spaziergänger betrachteten das abgespeckte Spektakel.
Im Fitnessstudio fehlt bereits ein Drittel der Sportler
Noch ein letztes Mal zum Sport geht am Samstag Mahmoud Haidar. Der 23-Jährige bedauer, dass er ab Montag nicht mehr regelmäßig im „FitX“ an der Bergerstraße trainieren kann. Er will sich in den nächsten Wochen trotzdem fit halten – mit Joggen und Workouts mit Eigengewicht.
Private Kontakte reduzieren
Ab heute (2.11.) gilt die neue Corona-Schutzverordnung auch in Witten: In der Öffentlichkeit sind nur noch Treffen mit Angehörigen aus zwei Haushalten erlaubt. Maximal dürfen daran zehn Personen beteiligt sein.
Veranstaltungen und Versammlungen sind untersagt, Freizeiteinrichtungen bleiben geschlossen. Restaurants, Cafés und Bars müssen ihren Betrieb einstellen, dürfen aber noch Außer-Haus-Verkauf und Lieferservice anbieten.
Geöffnet bleiben Schulen, Kindergärten und der Einzelhandel. Es dürfen sich jedoch weniger Menschen zugleich in einem Geschäft aufhalten. Die neue Verordnung gilt zunächst bis zum 30. November. Alle Regeln finden sich auch online unter www.land.nrw/corona.
FitX-Mitarbeiterin Isabelle Lechler hat nicht das Gefühl, dass viele Mitglieder das Wochenende noch ausnutzen würden. Sie schätzt, dass an diesem Samstag etwa ein Drittel der üblichen Sportler fehlt: „Ich denke, viele sind frustriert und haben Angst vor einer Ansteckung.“ Auch ein McFit-Mitarbeiter erzählt von der Frustration der Studio-Mitglieder: „Sie haben endlich ihren inneren Schweinehund besiegt und jetzt können sie nicht weiter machen.“
Wenig Kunden im Wittener Burg-Kino
Das Burg Kino hat bereits nach der Abendvorstellung am Samstag geschlossen. Dort habe man eigentlich damit gerechnet, dass viele den Samstag noch für einen letzten Kinobesuch nutzen. Die insgesamt 54 Gäste in allen Vorstellungen waren dann jedoch weniger, als erwartet, sagt eine Mitarbeiterin. Von den letzten Kinogängern habe sie vor allem Mitleidsbekundungen gehört: „Einige meinten, es täte ihnen leid, dass wir schon wieder schließen müssen.“