Witten. Das Ardey-Hotel Witten hat im Corona-Jahr Umsatzeinbußen von über 500.000 Euro. Wie auch andere Hoteliers in der Stadt ihre Lage beurteilen.

Der zweite „Lockdown light“ seit Monatsanfang trifft nicht nur die Wittener Gastronomie hart, sondern auch die großen Hotels in der Stadt. Silvia Urban, Direktorin des Ardey-Hotels, beziffert die Umsatz-Verluste für ihr Haus in diesem Jahr auf über 500.000 Euro.

Für die Gastronomie sei die derzeitige Lage eine Katastrophe, sagt Urban. „Das ist sehr, sehr schwierig. Wir haben ja keinen normalen Restaurant-Betrieb, dürfen nur Geschäftsreisende aufnehmen.“ Der November sei eigentlich der umsatzstärkste Monat des Jahres – auch schon mit den Weihnachtsfeiern. Urban betont, dass sich Hotellerie und Gastronomie gut auf die Coronalage vorbereitet hätten. „Das hat meiner Ansicht nach sehr gut funktioniert und hätte auch weiter funktioniert.“ Die Direktorin glaubt, dass sie ihr Haus auch im Dezember nicht für touristische Gäste öffnen darf. Sie würde sich aber freuen, wenn zumindest am ersten und zweiten Weihnachtstag festliche Essen in ihrem Restaurant möglich sein könnten. „Solche Tische für maximal zehn Personen vergeben wir schon, aber es kann sein, dass wir sie auch wieder absagen müssen.“

Ardey-Hotel Witten konnte als Konzerntochter nur Überbrückungshilfen beantragen

Familie besitzt fünf Hotels

Die Dortmunder Hoteliersfamilie Riepe möchte hinter ihrem bisherigen Parkhotel an der Bergerstraße ein barrierefreies, siebengeschossiges Hotel mit 80 Zimmer bauen. Das Vier-Sterne-Haus soll einmal im Grünzug zwischen dem bisherigen Hotelparkplatz und dem Saalbauparkplatz stehen.

Der Hoteliersfamilie gehört nicht nur das Parkhotel, sondern auch der Zweibrücker Hof in Herdecke, das Hotel Drees in Dortmund, das Ringhotel am Stadtpark in Lünen sowie das Hotel Katharinenhof in Unna.

Urban ist der Ansicht, dass Weihnachtsfeiern von Familien in ihrem Restaurant in Corona-Zeiten sicherer seien, als wenn alles im privaten Rahmen stattfinde. „Unsere Kellner tragen FFP2-Masken und Handschuhe.“ Eine Maskenpflicht gebe es auch in der Hotelküche. Alle 30 Mitarbeiter seien derzeit in Kurzarbeit. „Im Schnitt arbeiten die Leute im November nur 25 Prozent ihrer normalen Arbeitszeit.“ Mit dem Kurzarbeitergeld klarkommen zu müssen, sei schon schwierig für ihr Team.

Das Ardey-Hotel ist ein Tochterunternehmen des Kolping-Bildungswerks Paderborn, das insgesamt rund 1500 Mitarbeiter beschäftigt – also ein Konzern. „Daher bekommen wir nicht die gleichen Fördergelder wie kleine und mittelständische Unternehmen. Wir konnten nur Überbrückungshilfen beantragen“, sagt Silvia Urban.

Parkhotel Witten bietet im Außer-Haus-Verkauf „Gänse to go“ an

Ajit Grewal vor seinem Hotel Haus Hohenstein in Witten. Im neuen Jahr wollen viele Paare dort ihre Hochzeit feiern.
Ajit Grewal vor seinem Hotel Haus Hohenstein in Witten. Im neuen Jahr wollen viele Paare dort ihre Hochzeit feiern. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Ajit Grewal, Betriebsleiter des Hauses Hohenstein, spricht von einem Umsatzverlust von rund 300.000 Euro in diesem Jahr. Davon habe man 100.000 Euro mit staatlichen Fördergeldern abfangen können. Was Grewal freut: „Wir haben schon eine große Nachfrage nach Hochzeiten für 2021. Da sind nicht mehr viele Termine frei.“ Ansonsten glaubt auch der Hohenstein-Hotelier, dass sein Geschäft – aufgrund von Corona – im kommenden Jahr ebenfalls nicht rosig ausfallen wird. „Wir können das noch ein Jahr durchstehen, werden im Winter nicht so viel renovieren wie sonst.“

Auch das Wittener Parkhotel der Dortmunder Hoteliersfamilie Riepe darf derzeit nur Geschäftsreisende beherbergen. Nach dem ersten Lockdown sei man wieder auf einem guten Weg gewesen, sagt Veronika Riepe. Den Geschäftsreisenden biete man am Abend auch ein warmes Essen aus einer kleinen Karte an. Wie hält es die Parkhotel-Küche mit dem Außer-Haus-Verkauf? Es gibt „Gänse to go“ plus eine Anleitung, wie man das Tier zuhause im Ofen noch einmal heiß machen kann. Riepe: „Das bekommen auch Leute hin, die nicht kochen können.“

Hoteliersfamilie hält an Plänen für Neubau in Witten fest

Veronika Riepe mit ihrem Vater, Hotelier Hans-Georg Riepe, im September 2018 im Haus Witten vor den Plänen für ihren Hotelneubau.
Veronika Riepe mit ihrem Vater, Hotelier Hans-Georg Riepe, im September 2018 im Haus Witten vor den Plänen für ihren Hotelneubau. © FUNKE Foto Services | Joachim Haenisch

Im ganzen bisherigen Corona-Jahr habe man nur rund 50 Prozent des Umsatzes vom Vorjahr gemacht, sagt die 38-Jährige. Als Familienunternehmen stecke man Gewinne wieder ins Unternehmen. „Wir leben gerade von unserem finanziellen Puffer.“ Die Kurzarbeit sei für die Mitarbeiter, die ihre Stellen behalten wollten, ein gutes Instrument. Veronika Riepe ist der Ansicht, dass es noch anderthalb bis zwei Jahre dauern wird, bis man wieder „auf dem alten Stand“ sei, bis auch das Messe- und Reisegeschäft wieder angelaufen sei.

„Unsere insgesamt fünf Hotels leben von Tagungen, Veranstaltungen und Geschäftsreisenden. Wir sind hier keine typische Ferienregion wie der Schwarzwald oder Bayern.“ Nichtsdestotrotz bricht Riepe auch eine Lanze für die Schönheiten des mittleren Ruhrtals. Die Region müsse im Rahmen der Internationalen Gartenbauausstellung 2027 noch weiter nach vorne gebracht werden. Trotz der Corona-Krise hält die Hoteliersfamilie auch an ihren Plänen für einen Hotelneubau neben dem bisherigen Parkhotel in Witten fest. Veronika Riepe: „Wir glauben an den Standort und haben auch schon viel Geld in die Planungen des neuen Hotels gesteckt.“

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