Witten. Weihnachten ohne Kirchgang? In der Corona-Krise ist alles möglich. Zwei große Stadtgottesdienste in Witten fallen aus. Das planen die Gemeinden.
So langsam bringt die Pandemie auch die Gemeinden in Witten an ihre Grenzen. Über Ostern waren die Kirchen geschlossen, nun hoffen sie auf Weihnachten. Zwar dürfen derzeit Gottesdienste gefeiert werden, doch ob die Planungen fürs Fest eine Chance haben, steht noch in den Sternen. „Wir wissen ja nicht, wie es nach dem Lockdown light weitergeht“, sagt Pastor Dirk Schuklat von der Martin-Luther-Gemeinde. Klar ist: Deren große Weihnachtsoase und -galerie an Heiligabend im Saalbau fallen aus.
Das lohne sich nicht, da die zuletzt erlaubte Besucherzahl zu gering für solch ein Angebot sei, erklärt Schuklat. Außerdem habe die Absage finanzielle Gründe, denn die Gemeinde könne ohne die übliche Gästeschar nicht genug Geld einnehmen. Natürlich hatte die Martin-Luther-Gemeinde trotzdem einen Plan.
Martin-Luther-Gemeinde in Witten plant vier Gottesdienste an Heiligabend
„Wir wollten draußen auf dem Parkplatz was machen“, sagt der Pastor, aber wie es jetzt aussieht, geht auch das aufgrund der Coronaregeln nicht, wenn sich weiterhin nur maximal zehn Personen aus zwei Haushalten treffen dürfen. Bliebe nur eine Feier im Haus. In Kirche und Saal passen mit Abstand um die 90 Leute. „Wir überlegen derzeit, an Heiligabend vier Gottesdienste anzubieten.“
Bis zum November-Lockdown hätten im Schnitt 40 bis 50 Menschen am Wochenende die Kirche besucht. „Das war okay“, so Schuklat. Mit Hilfe einer neuen Sitzordnung konnte man das Gefühl vermitteln, trotzdem nah beisammen zu sein. Doch jetzt, sagt der Pastor, „kommen nur noch die Alten“ – ausgerechnet die Risikogruppe. „Aber die brauchen das – gerade im November mit all seinen Gedenktagen.“
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Letzte Alternative für Weihnachten wäre ein schönes Online-Angebot. „Warten aufs Christkind“ im Stil der 70er Jahre – so etwas schwebt Dirk Schuklat vor. Ein Gottesdienst soll an Heiligabend auf jeden Fall auch in der katholischen Kirchengemeinde St. Pius als Live-Stream ausgestrahlt werden. „Die Zeit steht aber noch nicht fest“, so Dieter Fender, Gemeindereferent der Pfarrei Heiligste Dreifaltigkeit.
Pfarrer Barkey: Suchen Freiwillige für den Ordnungsdienst in den Gottesdiensten
Von der Idee einer zentralen Feier auf dem Platz vor der Marienkirche habe man sich indes verabschiedet. Für Heiligabend gilt: „Jede Gemeinde plant für sich“, so Pfarrer Friedrich Barkey, der den Pastoralen Raum Witten leitet. Für St. Marien schweben ihm mehrere Kurzgottesdienste im Halbstunden-Takt vor, am liebsten doch draußen.
„Dann hätten wir keine Probleme mit dem Lüften.“ Denn auch am Ordnungsdienst hapere es ein wenig. Ohne diese Freiwilligen, die Listen führen und desinfizieren, seien Gottesdienste in der Kirche gar nicht möglich. Barkey: „Da suchen wir noch Ehrenamtliche.“ Daran, dass die Kirchen im schlimmsten Fall schließen müssten, wie schon zum Osterfest, mag er lieber nicht denken. Kollegin Heike Bundt geht es ebenso.
Kirche am Steinhügel ist täglich geöffnet
„Gottesdienste sind unverzichtbar“, sagt die Pfarrerin der Ev. Trinitatisgemeinde. In ihrer Kirche am Steinhügel, in der es über 500 Plätze gibt, plant sie deshalb für Heiligabend sechs Gottesdienste mit je 100 Besuchern. Die müssen sich natürlich anmelden, dann werde ein Plan aufgestellt, welche Familie in welcher Bank sitzen darf. „Ein enormer logistischer Aufwand“, so Bundt.
Kirchenkreis bietet digitalen Adventskalender
Der Ev. Kirchenkreis Hattingen-Witten bietet ab 1. Dezember einen digitalen Adventskalender an. Viele haben daran mitgearbeitet. Hinter den Türchen verbergen sich mutmachende Geschichten, verrät Sprecherin Nicole Schneidmüller-Gaiser. Er ist zu finden auf Youtube und auf der Homepage kirche-hawi.de.
Das Friedenslicht aus Bethlehem soll Mitte Dezember trotz der Pandemie von den Pfadfindern nach Witten geholt werden.
Eine besondere Aktion bereitet Gemeindereferent Dieter Fender für Weihnachten vor. Er gestaltet gemeinsam mit einem Grafikbüro ein Plakat mit Porträtfotos von Menschen verschiedener Konfessionen. Alle vollenden den Satz des Mottos „Gott wird Mensch in Witten, weil...“. Das Plakat soll in Kirchen und an anderen Orten in Witten hängen.
Parallel sollen die Feiern auf dem Kirchplatz übertragen werden. „Und wir haben einen Brief an die Gemeindemitglieder geschrieben mit der Einladung, auch zuhause zu feiern“, so Bundt. Wer mag, kann an den Weihnachtstagen und danach die Krippe besuchen. Die Kirche ist auch in der Pandemie täglich von 9 bis 19 Uhr geöffnet. „Da kann jeder für sich ein Gebet sprechen oder ein Lied singen“, verweist die Pfarrerin auf weitere Möglichkeiten.
Für die diesjährige Weihnachtsbotschaft immerhin haben sie sich in der Martin-Luther-Gemeinde schon entschieden: „Alles bleibt anders“.
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