Witten. . Dirk Schuklat verlässt die Martin-Luther-Gemeinde für ein Studiensemester in Wittenberg. Ein Gespräch über Hamsterräder, Frauentag und Kneipen.

Kurz vorm Friseurtermin schaut Dirk Schuklat in der Redaktion vorbei, um ein wenig zu plaudern. Normalen Kaffee trinkt der Pastor der Martin-Luther-Gemeinde nicht so gerne, also bekommt er schwarzen Tee. Viel zu erzählen hat er allemal – nicht nur über die Gründe, warum er Witten ab April den Rücken kehrt.

Sie verlassen Ihre Gemeinde vier Monate für ein Studiensemester in Wittenberg. Wer kann sich denn so einen Luxus leisten?

Dirk Schuklat: Die Landeskirche ermöglicht uns das alle zehn Jahre. Damit wir aus dem täglichen Hamsterrad aussteigen können, bevor wir herausgetragen werden. Ich habe das schon mal im Winter 2005/06 gemacht und vier Monate auf Usedom gewohnt, dort Gottesdienste gehalten und Vorlesungen an der Uni Greifswald besucht. Dann war auch noch die Ostsee zugefroren. Es war eine tolle Zeit.

„Wittenberg – das passt doch wunderbar“

Jetzt also Wittenberg. Ganz ohne „Witten“ geht es wohl nicht...

Vieles wäre möglich. Mein Kollege Christian Uhlstein ist zum Beispiel gerade in Israel. Aber ich muss nicht in der Weltgeschichte herumjetten. Die Lutherstadt Wittenberg – das passt doch wunderbar zum Pfarrer einer Luther-Gemeinde. Ich werde da mal gucken, was vom Reformations-Hype des Lutherjahres 2017 übrig geblieben ist. Ich werde am Zentrum für evangelische Gottesdienst- und Predigtkultur Veranstaltungen besuchen und an der Uni Leipzig Gasthörer sein.

Was erhoffen Sie sich von dieser Zeit?

Ich finde es gut, einfach mal was machen zu können, ohne Sachen gleich verzwecken zu müssen. Ich kann auch mal im Gottesdienst sitzen ohne den Gedanken „gleich bist du dran“. Ich genieße das. Und noch ein Vorteil: Da kennt mich keiner. Ich möchte aber auch lernen, Gemeindemitglieder für den selbstständigen Dienst an Wort und Sakrament zu coachen. Das wird ohnehin immer wichtiger. Ich merke doch selbst, was ich mit meinen 55 Jahren nicht mehr schaffe. Bei der Jugendfreizeit drei Nächte durchfeiern? Danach bin ich tot.

„Ich bin stolz auf meine Gemeinde“

Trotzdem: Was macht denn Ihre Gemeinde jetzt ohne Sie?

Ich danke ihr dafür, dass sie mir das ermöglicht, auch wenn es bei uns nur noch eine Pfarrstelle gibt und mich niemand vertreten wird. Natürlich haben manche gesagt: „Du kannst uns doch nicht allein lassen.“ Aber genau das kann ich guten Gewissens tun, denn die Martin-Luther-Gemeinde ist gut aufgestellt, die schafft das aus eigener Kraft und darauf bin ich stolz. Die Gottesdienste zum Beispiel stehen bis August.

Mal was anderes. Die Fastenzeit hat gerade begonnen. Fasten Sie?

Aktuell nicht. Ich habe aber schon viel ausprobiert. Sieben Wochen ohne Fleisch. Ohne Alkohol. Sieben Wochen lang täglich drei Liter Wasser trinken. Mich hinsetzen beim Essen.

Und gestern war internationaler Frauentag. Gut oder schlecht?

Ach, das wusste ich gar nicht. Es gibt ja Gedenktage für alles. Ich bin da zwiegespalten. Aber es ist gut, dass dadurch das Thema zumindest einmal im Jahr ins Bewusstsein gespült wird. Da, wo ich unterwegs bin, haben aber viele Frauen eine starke Position. Wir haben eine Superintendentin, eine Präses. Gibt’s eigentlich auch einen Männertag?

„Ich gehe gerne stundenlang shoppen“

Sind Sie denn ein typischer Mann?

Ich bin auf jeden Fall ein sehr häuslicher Mensch und auch sehr ordentlich. Ich könnte mir durchaus vorstellen, nur noch ab und zu auf die Kanzel zu steigen. Ich gehe übrigens auch gerne stundenlang mit meiner achtjährigen Tochter shoppen, da brauchen Sie jetzt gar nicht so zu gucken. Und ich lese gern Kochzeitschriften und stelle mir vor, wie die Gerichte schmecken. Ich mag alles Bodenständige, Eintopf, Braten, sowas.

Und Sie gehen gern in die Kneipe. Stehen regelmäßig im Maschinchen Buntes auf der Bühne...

Ich hänge aber nicht in irgendwelchen Kneipen ab. Aber das Maschinchen Buntes ist schon ein Stückchen Leben von mir. Nach meiner Rückkehr mache ich dort übrigens eine Bühnenpause. Es soll ja nicht alles so weitergehen wie vorher.

>> INFORMATION

  • Bis zu seinem Abschied gibt sich Dirk Schuklat noch ein paar Mal im Maschinchen Buntes an der Ardeystraße 62 die Ehre.
  • Am Donnerstag, 21. März, um 20 Uhr sind beim Wortwechsel mit Schuklat & Schuklat Philip Asshauer (Stellwerk) und Lucas Bauer (Füllbar) zu Gast.
  • Das Kneipenquiz moderiert der Pastor am 28. März ab 20 Uhr. Einen Tag später (29.3.) feiert er dann ab 20 Uhr Abschied mit (musikalischen) Gästen.