Witten. Die ersten Weihnachtsgottesdienste am Nachmittag von Heiligabend sind vorbei. Zu den größten gehörte einmal mehr die Oase im Saalbau Witten.
Volle Kirchen und ein zweimal „ausverkaufter“ Saalbau: Die Weihnachtsgottesdienste waren in Witten wieder bestens besucht. Die Martin-Luther-Kirchengemeinde (MLKG) feierte im Saalbau einmal mehr ihre „Weihnachtsoase“ und „Weihnachtsgalerie“, die beiden großen Stadtgottesdienste an Heiligabend.
Es war bereits die 23. „Weihnachtsoase“, zu der „MLKG“ eingeladen hatte. Hierhin kamen vor allem die Familien, die nicht so spät zuhause mit der Bescherung anfangen wollten. Da glucksten Babys auf dem Schoß ihrer Eltern vor Freude oder schrien vor Müdigkeit, viele Kinder waren da, aber auch Erwachsene, Großeltern und Freunde. Die Stimmung war gelöst und das, was die Gemeinde auf der Bühne präsentierte, eine gelungene Einstimmung auf Heiligabend.
Heiligabend auf dem Bahnhof in Witten
Alles spielte sich diesmal – symbolisch – auf dem Wittener Bahnhof ab, wo nur noch der Kiosk geöffnet war, „Marys Futterkrippe“. „Geöffnet“ lautete denn auch das Motto dieses Weihnachtsgottesdienstes. Da durfte Gott natürlich nicht fehlen, „er kam zu uns auf die Erde“, was musikalisch modern in der Version von „We are the Champions“ daherkam. Alles war geschlossen in der Stadt, nur bei Mary brannte ein Licht. Es könnte in heutiger Zeit auch eine Garage sein, schlug Moderator Peter Unger vor, wo die Krippe steht. Jesus kam vor über 2000 Jahren zur Welt, wo könnte man ihm heute begegnen?
Der Kinderchor der Weihnachtsoase sang zur Blockflöte „Ihr Kinderlein kommet“, bevor die Band stimmungsvoll einstieg. Hier stachen gerade die Bläser hervor. Stadtstreicher Rudi machte sich durch lautstarkes Tütentragen von Altglas bemerkbar, durfte sich zum Schlafen aber nicht vor Marys Futterkrippe legen, weil er ja alle versprengten Heilig-Abend-Gäste vertreiben würde. „Du musst woanders hin!“ ermahnte ihn Mary.
Die dann aber doch noch zu seinem persönlichen Engel wurde, als der Obdachlose plötzlich von Bahnreisenden über den Haufen gerannt wird. Mary verarztete ihn, und da war er, der Gott, der sich immer dann zeige, wenn wir Hilfe erfahren – so die Botschaft der 23. ausverkauften Weihnachtsoase an diesem regnerischen Nachmittag.
Gänsehaut-Moment bei Kelly-Klassiker
„Und die Chöre singen für dich“ hoben die Musiker an, „hab fast vergessen, wie das ist, du mit einem Lächeln im Gesicht!“ Ohohohohohohh… Mit dem Mitsingen der gut 600 Besucher haperte es es noch etwas, aber unterm Baum wurde es später bestimmt besser. Richtig emotional ging’s dann bei dem Kelly-Klassiker „Sometimes I wish I were an angel“ zur Sache. Die Zuschauer winkten mit ihren bunten Leuchtbändern, der dunkle Saal funkelte blau und grün und lila. Gänsehaut-Moment!
Die Oase näherte sich ihrem Höhepunkt, als einige gestrandete Fahrgäste schließlich mit Mary, der einsamen Kioskfrau, und den Obdachlosen gemeinsam auf dem Bahnsteig Heiligabend feierten. Mary hatte Kinderpunsch, Glühwein und eine Decke hervorgezaubert. Sie wurde für die Familie, die mit dem Zug nicht weiterkam, auf einmal zur „Oma to go“. O du fröhliche sangen sie dann alle gemeinsam auf dem kalten Bahnsteig, die Penner, Mary, Eltern und Kinder. „Gott schenkt dir ein Zuhause, wenn du ein Zuhause empfindest“, sagten die Moderatoren. Blieb nur noch ein stimmungsvoller Schlussakkord. Der ganze Saalbau sang „Gloria in excelsis deo“. Welch Einstimmung auf den Heiligen Abend!
Im Saalbau ging es mit kleiner Pause dann gleich bei der „Weihnachtsgalerie“ weiter. Auch hier gab es wieder einen modernen Gottesdienst vor vollen Rängen. Die Kirchen im Wittener Stadtgebiet waren über die Weihnachtstage ebenfalls wieder gut besucht. „Wo wird Jesus Christus heute geboren“ lautete etwa das zentrale Thema der Heilig-Abend-Messe in St. Vinzenz. „Wir Christen verbinden mit Weihnachten die Bitte, dass er sich uns wieder zeigt“, sagte Pfarrer Kasimir. „Die Krippe, in der Jesus geboren wurde, ist unser Herz.“