. Die katholischen Gemeinden in Witten stehen vor massiven Einschnitten. Die Verantwortliche sehen im neuen „Pastoralen Raum“ aber auch Chancen.

Die katholischen Gemeinden haben sich zusammengeschlossen – bis auf Herbede und Buchholz, die dem Bistum Essen angehören. Dieser neue „Pastorale Raum Witten“ wird am 30. März offiziell eröffnet. „Kirche in neuem Licht“ lautet das Motto. Verbunden ist damit eine auf drei Jahre angelegte Umstrukturierung der Gemeindearbeit in Zeiten schwindender Mitglieder. Bald werden nur noch zweieinhalb Priester die noch 21.000 Katholiken vor Ort betreuen.

Die Bezeichnung „Pastoraler Raum“ ist dabei als eine Plattform für fünf selbstständig bleibende Wittener Gemeinden zu sehen. Diese Verwaltungsform hat im September drei Pastoralverbünde abgelöst: Witten-Mitte (mit den Gemeinden St. Marien und St. Vinzenz), Ruhrtal (mit Herz Jesu Bommern und St. Franziskus Heven) und Witten-Ost mit der Pfarrei Heiligste Dreifaltigkeit. Zu dieser hatten sich die Gemeinden St. Maximilian Kolbe Stockum, St. Pius Rüdinghausen und St. Joseph Annen bereits 2015 zusammengeschlossen. Leiter des Pastoralen Raums ist Pfarrer Friedrich Barkey, angesiedelt in St. Marien.

Neue Verträge für die Hauptamtlichen

Die zwölf Hauptamtlichen – zwei Gemeindereferenten, fünf Pfarrer, fünf Diakone – haben neue Arbeitsverträge bekommen. Sie verrichten ihren Dienst seit September 2018 auf Stadtebene und sind nicht mehr an eine Gemeinde gebunden.

In jeder Gemeinde soll nun binnen drei Jahren diskutiert werden, wie das Leben der Gläubigen künftig aussehen soll. „Wir sehen ja, dass es an allen Ecken eng wird“, sagt Barkey. „Es wird weniger Gläubige geben, weniger engagierte Ehrenamtler und weniger Hauptamtliche.“ Die Zahl der Katholiken ist in zehn Jahren von 23.200 auf 20.900 geschrumpft.

Wer in Rente geht, wird nicht ersetzt

Die Rahmenbedingungen für den Umstrukturierungsprozess gibt das Erzbistum Paderborn vor. Zweieinhalb Priester und anderthalb Gemeindereferenten sollen die Gläubigen am Ende noch hauptamtlich betreuen. „Jeder von uns, der in nächster Zeit in Rente geht oder wegen Krankheit ausscheidet, wird nicht ersetzt“, sagt Barkey (55). Bis zum Alter von 70 arbeiten Pastöre in der Regel.

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Als Erstes wird Krankenhauspfarrer Winfried Holtgreve 2020 in den Ruhestand gehen. Auch seine Kollegen Christian Gröne, Andreas Jung, Hans-Otto Schierbaum und Barkey sind nicht mehr die Jüngsten.

Gottesdienstordnung wird ausgedünnt

Außerdem stehen Gebäude wie Pfarrhäuser oder Pfarrheime auf dem Prüfstand. „Aber es steht aktuell kein Fall an“, so Barkey. Die zwölf Gottesdienstorte blieben erhalten. „Nur deren Terminkalender verändert sich.“ Der leitende Pfarrer gewinnt diesem Prozess ebenso wie einige Pfarrgemeinderatsmitglieder auch etwas Gutes ab. Gerhard Gras (Heiligste Dreifaltigkeit) und Agaath Drüber (Herz Jesu, St. Franziskus) etwa sehen es positiv, dass mehr Macht ins Ehrenamt gegeben wird.

Qualifizierte Gemeindemitglieder könnten Gottesdienste übernehmen. Bereits jetzt engagieren sich Ehrenamtliche im Bestattungsdienst. Ein Pfarrer müsse nicht an jeder Kirchenvorstandssitzung teilnehmen. Jüngere Gläubige gingen nicht mehr unbedingt ins nächste Gotteshaus, sondern orientierten sich stärker an Themen und Personen. Gras: „Wir müssen lernen loszulassen, auch wenn das schwer fällt.“

© Jürgen Theobald

Feier am 30. März, 17 bis 21 Uhr

„Katholische Christen stellen Kirche in neues Licht“ – unter dieser Überschrift feiern die fünf Wittener Gemeinden St. Marien, St. Vinzenz, Herz Jesu, St. Franziskus und Heiligste Dreifaltigkeit ihren Zusammenschluss zum „Pastoralen Raum Witten“. Gefeiert wird am Samstag, 30. März, von 17 bis 21 Uhr mit einem Umzug durch die Innenstadt.

Als Startpunkt haben die Katholiken die evangelische Johanniskirche gewählt. „Dort liegt im 13. Jahrhundert der christliche Ursprung in Witten“, sagt Pfarrer Friedrich Barkey. Für den neuen gemeinsamen Weg sei es gut, sich daran zu erinnern. Zum anderen stehe der Start bei den Protestanten für die Ökumene. Barkey: „Der gehört die Zukunft.“ „Die Zusammenarbeit von Katholiken und Protestanten ist in Witten selbstverständlich“, bekräftigt Agaath Drüber, die sich als Pfarrgemeinderatsmitglied unter anderem in Bommern engagiert. Es gibt gemeinsame Bibelstunden, Schulgottesdienste, Krankenhausseelsorge.

Kantor hat eigenes Lied geschrieben

Nach dem Gottesdienst mit „Rock- und Orgelmusik“ laufen die Gäste – gerechnet wird mit 600 bis 700 Personen – durch den Lutherpark zur Marienkirche. Dabei wird mehrfach für „theatrale Inszenierungen“ angehalten. Unter anderem sorgt das Wittener Schauspieler-Duo Britta und Stefan Lennardt für „Kopfverpflegung“ mit komischen und berührenden Szenen.

Um 18.45 Uhr folgt eine Messe in St. Marien. Dort wird Kantor Christian Vorbeck ein Lied vorstellen, das er für die Fusion der Gemeinden komponiert hat. Ab 20 Uhr wird dann auf dem Marienplatz unterm Zeltdach gefeiert. Weil sich die katholische Kirche in Witten in ein neues Licht rückt, wird auch die Pfarrkirche besonders angestrahlt. Eine aufwenige Lichtinstallation wird es sowohl außen als auch im Gebäudeinneren geben.

Kerzen zeugen von Gemeinsamkeit

Ein zehnköpfiges Team aus allen fünf Gemeinden hat etwa vier Monate lang die Feier geplant. Zwei Besonderheiten will der leitende Pfarrer Friedrich Barkey hervorheben: Zum einen wird das Erzbistum Paderborn ein „Starterpaket“ überreichen – einen Leitfaden, der den Katholiken bei der Neuordnung ihrer Gemeinden helfen soll. Zum anderen werden den Repräsentanten der zwölf Gottesdienstorte jeweils eine dicke, 80 Zentimeter hohe Kerze überreicht. Die Nonnen des Karmelitinnenklosters haben sie gestaltet. In Kirchen, Kapellen, im Hospiz, Altenheim und Kloster soll die Kerze daran erinnern, „dass wir alle zusammengehören“, so Barkey.