Witten. Erstmals seit dem Krieg zieht mit Lars König ein CDU-Bürgermeister ins Rathaus in Witten ein. Frage ist: Mit welcher Mehrheit will er regieren?

Das politische Beben, das bei der Kommunalwahl noch ausgeblieben war, hat Witten nun doch noch mit voller Kraft erreicht. Lars König von der CDU ist bei der Stichwahl am Sonntag ein Sensationssieg bei gelungen. Er hat als erster Unionspolitiker überhaupt seit dem Zweiten Weltkrieg den Chefsessel im Rathaus erobert. Für Amtsinhaberin Sonja Leidemann (SPD) bedeutet die krachende Niederlage nach 16 Jahren das Aus ihrer politischen Karriere.

Auch interessant

Während bei der SPD und den Grünen, die die Wahl Leidemanns empfohlen hatten, Grabesstimmung herrschte, frohlockte die Union. CDU-Stadtverbandsvorsitzender Ulrich Oberste-Padtdberg sprach von einem historischen Tag. Mit fast 60 Prozent ließ Lars König Sonja Leidemann (40 Prozent) weit hinter sich – obwohl er nach dem ersten Durchgang noch fünf Punkte zurückgelegen hatte. Am Ende lag er mit über 17.000 Stimmen deutlich vor Leidemann, die rund 11.300 bekam – knapp 1000 weniger als vor 14 Tagen.

CDU in Witten hat vermutlich von Wechselstimmung profitiert

Seine Anhänger feierten den 49-Jährigen im „Mondolino“ neben dem Saalbau. „So etwas hat man in Witten noch nie gesehen“, sagte der scheidende CDU-Fraktionschef Klaus Noske. In den letzten Wochen wollen die Christdemokraten immer stärker eine Wechselstimmung gespürt haben.

Auch interessant

„Viele Wähler stammen nicht aus dem CDU-Klientel. Die Leute wollten einfach einen Wechsel“, sagte Ratsmitglied Julian Fennhahn. „Insbesondere das Personalversprechen, das Sonja Leidemann den Grünen gegeben hatte, hat viele Menschen verärgert“, so Fraktionsvorsitzender Klaus Noske. Das sei das i-Tüpfelchen gewesen.

Union hat im Wittener Rat keine eigene Mehrheit

Allerdings hat die Union trotz ihres Sensationssieges bei der Stichwahl keine eigene Mehrheit im Rat. Hier versteht sich König künftig auch als Moderator. „Ich wünsche mir ein gemeinsames Voran. Witten, wir schaffen das.“ Kommt es zu keinem festen Bündnis, wird der Hevener auf wechselnde Mehrheiten angewiesen sein.

Sonja Leidemann, bisherige Bürgermeisterin, hat die Stichwahl in Witten klar verloren.
Sonja Leidemann, bisherige Bürgermeisterin, hat die Stichwahl in Witten klar verloren. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Dass es „offensichtlich eine Wechselstimmung gab“, räumte auch die scheidende Bürgermeisterin Sonja Leidemann (SPD) nach ihrer Niederlage ein. Ihrer Partei sei es nicht gelungen, die Wähler zu mobilisieren. Die 60-jährige kündigte noch am Wahlabend persönliche Konsequenzen an. „Ich ziehe mich ganz aus der Politik in Witten zurück.“ Ihrem Nachfolger wünschte sie „alles Gute und viel Erfolg“.

SPD hat selbst einstige Hochburgen wie Heven und Annen an die CDU verloren

Von einem „katastrophalen Ergebnis“ sprach der SPD-Stadtverbandsvorsitzende Axel Echeverria. Die Partei habe hinter Sonja Leidemann gestanden. Doch wie schon bei der Kommunalwahl vor 14 Tagen, als die SPD zehn Prozentpunkte verlor, sei es nicht gelungen, „unsere Leute an die Urne zu kriegen“. So habe man selbst einstige Hochburgen wie Heven und Annen an die CDU verloren.

Auch interessant

Für seine Partei kündigte Echeverria einen Kurs der Erneuerung an. „In jeder Krise steckt eine Chance.“ Man werde jetzt „jeden Stein“ in der SPD umdrehen. „Und die manderen müssen zeigen, ob sie es wirklich besser können.“ Es gebe allerdings weiterhin eine linksliberale Mehrheit im Rat. Allerdings will die SPD nicht auf Blockade schalten. Fraktionschef Uwe Rath: „Wir möchten nach wie vor eine sachorientierte Politik machen“.

Auch interessant

Zu einer Neuauflage der GroKo mit einem weiteren Partner wird es aber wohl nicht kommen. Auch Schwarz-Grün plus Partner gilt als unwahrscheinlich. Die Grünen wollten trotz der Niederlage der von ihr unterstützten Bürgermeisterin die Bündnisgespräche mit der SPD fortsetzen. Fraktionssprecherin Birgit Legel-Wood selbst war nach dem schlechten Ergebnis am Sonntagabend „sprachlos“. Angesichts einer Wahlbeteiligung von nur 37 Prozent frage sie: „Wo waren überhaupt die Wähler?“

So haben wir am Wahltag über die Entwicklungen berichtet.

Mehr Nachrichten aus Witten lesen Sie hier.