Witten. Die Wittener CDU feiert den Wahlsieg von Lars König. Ihr Konzept sei aufgegangen: ein personalisierter, bürgernaher Online-Wahlkampf.

Die große Jubelpose bleibt aus. Auch als klar ist, dass Wittens künftiger Bürgermeister Lars König heißt, bleibt dieser mehr als ruhig. „Wenn Witten etwas nicht braucht, dann ist es Hektik“, sagt er, als seine Parteikollegen schon ausgelassen feiern. Dass ihr Kandidat bei der Bürgermeister-Stichwahl in Witten so deutlich absahnen würde, können viele kaum glauben.

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Obwohl: „Ich hatte das im Gefühl“, gesteht Stadtverbandsvorsitzender Ulrich Oberste-Padtberg, der die Wahlparty im „Mondolino“ launig moderiert. „Als Lars bei der Aufstellungsversammlung sagte, er sei bereit, den Karren zu ziehen – da hat er den Karren so gezogen, da musste man Angst haben, geblitzt zu werden“, schwärmt er, als die ersten Hochrechnungen an die Wand gebeamt werden. Von Anfang an hätte die Chemie zwischen König und den 350 Wittener CDU-Mitgliedern gestimmt.

Wittener CDU verspürte Wechselstimmung

Der Mann der Stunde bleibt derweil im Hintergrund. Er raucht, prostet mal hier mal dort mit einem Pils zu, löffelt seine Kürbissuppe. Seine Tochter Sophie wibbelt auf ihrem Stuhl herum: „Der Papa ist immer noch vorne“, strahlt sie. Auch Svetlana Haupt, Königs Lebensgefährtin, gesteht, „richtig aufgeregt zu sein“. Und das Bild an der Wand ändert sich nie: 60 Prozent zu 40 – kann das denn wahr sein?

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Einige Erklärungen haben die Christdemokraten aber doch. „Viele haben mich angesprochen und gesagt, es sei Zeit zu wechseln“, berichtet Ratsmitglied Julian Fennhahn aus dem Straßenwahlkampf. Auch im Freundeskreis habe er dies gespürt. „Viele haben für den Rat grün gewählt plus Lars König.“

CDU-Mitglieder erhielten Online-Schulung

„Unsere Arbeit hat sich ausgezahlt“, sagt Tobias Grunwald und meint den diesmal anders gestalteten Wahlkampf. Die Strategie: Sehr personalisiert und bürgernah, mit Schwerpunkt auf dem Internet. Alle CDU-Mitglieder hätten eine Online-Schulung erhalten. Lars König habe viele kleinere Videos erstellt, die in den sozialen Medien gepostet wurden. Auch habe er sich die Zeit genommen, in den Wittener Facebook-Gruppen zu diskutieren. „Wir wollten uns nicht sagen lassen, für die Wittener nicht erreichbar zu sein.“ Tobias Grunwald betont, dass man auch das Wahlprogramm mit großer Beteiligung der Basis erstellt habe. In vorherigen Wahlkämpfen hätten dies „vier, fünf Experten geschrieben“.

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Als zwei Drittel der Stimmen ausgezählt sind, ruft Ulrich Oberste-Padtberg: „Der Drops ist gelutscht!“ Er dankt den Grünen „für ihre Pressearbeit, die maßgeblich zum Erfolg beigetragen habe“ – und meint deren Wahlempfehlung für Sonja Leidemann, für die es im Gegenzug einige Zugeständnisse gegeben hätte.

Junge Union managt Wahl

Sarah Kramer, Jan Herbrechter und Benedikt Pernack (v.l.) von der Jungen Union haben den Wahlkampf von Lars König gestaltet.
Sarah Kramer, Jan Herbrechter und Benedikt Pernack (v.l.) von der Jungen Union haben den Wahlkampf von Lars König gestaltet. © Susanne Schild

Lars König sieht man an, dass er solche spitzen Bemerkungen lieber nicht hören würde. Stattdessen erklärt er den Wahlgewinn als Sieg einer Teamleistung. Die drei jungen Köpfe, die den Wahlkampf gemanagt haben, holt er nach vorne: Jan Herbrechter, Benedikt Pernack und Sarah Kramer von der Jungen Union. „Ohne euren Einsatz würde ich heute nicht hier stehen“, sagt er.

Im Mondolino stimmen sie das Steigerlied und die Nationalhymne an, sie schunkeln zu „We are the Champions“. Ein kleines Lächeln huscht dann doch noch über das Gesicht des neuen Bürgermeisters, als er seine Tochter Sophie auf den Arm nimmt. Immerhin strahlt sie wie ein Königskind.

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