Witten. Die Wirtschaftsförderung in Witten stockt auf: Heiko Kubski ist jetzt neuer Ansprechpartner für alle Unternehmen in der Stadt. Er hat viel vor.
Betriebe in Witten haben es nicht leicht: Die Stadt hat eine hohe Gewerbesteuer und kaum freie Flächen, auf denen sich Unternehmen ansiedeln können. Die Corona-Krise hat darüber hinaus gezeigt, wie verwundbar die Wirtschaft ist. Deshalb will die Wirtschaftsförderung sich neu aufstellen. Ab sofort ist ein Mitarbeiter als Mittler zwischen Firmen und Verwaltung im Einsatz.
Heiko Kubski heißt der neue Abteilungsleiter der Wirtschaftsförderung. Er berät, begleitet und betreut Betriebe bei Fragen und Problemen jeglicher Art. Und er tut dies auf Augenhöhe. Denn der 51-Jährige war selbst jahrelang Geschäftsführer eines Maschinenhandels in der Ruhrstadt. „Ich weiß um die Gefühlswelt der Unternehmer, ihre Ängste und Nöte“, sagt der Diplom-Wirtschaftsingenieur aus Bommern, der sich gegen etwa 40 Bewerber durchsetzte. Viele werden ihn durch seine Arbeit als CDU-Ratsherr kennen.
Wirtschaftsförderung Witten hat bereits 2018 eine neue Strategie auf den Weg gebracht
Anja Reinken, Leiterin des Amtes für Bodenmanagement und Wirtschaftsförderung, weiß, wie wichtig es ist, frischen Wind in den Wirtschaftsstandort Witten zu bringen. „Wir haben uns inzwischen der Kritik gestellt, dass es bei uns nicht gut läuft“, sagt sie. Deshalb wurde im März 2018 ein Strategiekonzept entwickelt, wurden Stärken und Schwächen analysiert. „Mit nur zweieinhalb Stellen war das aber etwas schwierig“, so Reinken. Neue Kollegen ergänzen das Team. Kubski ist einer von ihnen.
Bürgermeisterin Sonja Leidemann hofft, dass seine Arbeit für den Unternehmensstandort Früchte trägt. „Bei Amazon haben wir erlebt, wie wichtig ein enger Draht zur Verwaltung ist.“ Der Internetriese baut sein neues Logistikzentrum auf dem ehemaligen Siemensgelände. Da habe es zum Beispiel Abstimmungsprobleme mit dem Kreis gegeben. Es ging etwa um die Umsiedlung von Amphibien. „Das lief teilweise über meinen Tisch“, so Leidemann.
Bürgermeisterin: Was uns ausmacht, ist der Mittelstand
Ein weiteres Problem: Witten sei als kreisangehörige Stadt extrem benachteiligt, kritisiert die Bürgermeisterin. So habe die Firma GT GasTech, deren Inhaber jetzt das ehemalige Grundstück von Brock Kehrtechnik im Salinger Feld für einen zweiten Firmensitz gekauft hat, Tausende Euro Fördergelder nicht bekommen – und sich trotzdem für Witten entschieden. Auch sie empfinde die Ruhrstadt gar nicht als allzu schlechtes Pflaster für Unternehmen, sagt Leidemann. Die Zahl der Arbeitsplätze sei immerhin um über 3000 Stellen gestiegen. „Was uns ausmacht, ist der Mittelstand. Rund 80 Prozent der Betriebe also.“
Bald Baubeginn auf Drei Könige
Das neue Gewerbegebiet Drei Könige soll Wittener Betrieben eine Chance bieten – vor allem Handwerksfirmen, die sich vergrößern wollen. So langsam tut sich dort etwas. „Die ersten Kaufverträge sind unterschrieben“, sagt Anja Reinken von der Wirtschaftsförderung. Das mit 5800 m² größte Areal geht an die Post. Demnächst werden die ersten Bauarbeiten beginnen.
Eine Fläche von rund 10.000 m² sei noch frei, so Reinken. Sie sei geeignet für zwei bis drei Unternehmen. Wer Fragen hat, der findet Ansprechpartner der Wirtschaftsförderung unter www.witten.de/wirtschaft/Kontakt/ oder Heiko Kubski direkt unter 581-6260.
Ihnen müsse man Hilfestellung bieten, damit sie bei Bauanfragen oder anderen Problemen nicht herumtelefonieren müssen. „Unternehmertreffs allein reichen da nicht.“ Heiko Kubski wird also – wenn es die Corona-Regeln zulassen – selbst die Betriebe besuchen und Netzwerke vermitteln. „Mein Ziel ist, gemeinsam mit der Wittener Wirtschaft den Standort zu sichern und zukunftsfähig zu machen“, so Kubski. Nicht immer sei das möglich. Die Pandemie zeige ein ambivalentes Bild: Während es bei Ruhrpumpen gut läuft, haben Automobilzulieferer und die Edelstahlwerke hart zu kämpfen.
Neue Ansprechpartnerinnen für die Einzelhändler gibt es schon
Im Bereich Einzelhandel hat die Wirtschaftsförderung schon vorgelegt. Kerstin Loyal ist neue Ansprechpartnerin für die Geschäftsinhaber. Karin Kudla kümmert sich ums Thema Nachhaltigkeit und will lokale Initiativen vernetzen. Im Herbst soll das Quartiersmanagement seinen Platz in der City bekommen.„Wir haben gerade eine interne Arbeitsgemeinschaft für die Innenstadtentwicklung nach Corona und nach der Kaufhofschließung gegründet“, zählt Bürgermeisterin Leidemann weiter auf.
Sie hofft, ebenso wie Anja Reinken, dass sich innovative Unternehmen in der Uni-Stadt, wo inzwischen viele junge Leute leben, ansiedeln. „Auch ein Gründerzentrum würden wir unterstützen“, so Reinken. „Aber das fünfte Nagelstudio brauchen wir nicht.“ Heiko Kubski formuliert es so: „Ich möchte meine Heimatstadt mitgestalten – auch für meine beiden Kinder.“
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