Witten. Lisa Präsch aus Witten wog vor einem Jahr noch 165 Kilo. Dann nahm sie an der Sendung „Extrem schwer“ teil. Die hat ihr Leben verändert.
Im November 2018 klingelte bei Lisa Präsch das Telefon. Am anderen Ende war eine Fernseh-Produktionsfirma. Sie lud die stark übergewichtige Wittenerin mit Schauspielambitionen ein, bei einem neuen TV-Format über Adipositas mitzumachen. Der Anruf sollte ihr Leben verändern.
Damals wog die Schülerin 165 Kilo und trug Kleidergröße 56. „Ich wusste, ich muss etwas ändern, bevor es zu spät ist“, sagt die 19-Jährige heute. „Ich hatte Angst, dass ich nicht älter als 30 Jahre werde.“ Ihr Onkel war einige Jahre zuvor an den Folgen seines Übergewichts mit nur 56 Jahren gestorben. Also sagte sie ja. Das TV-Format „Extrem schwer“ begleitet sechs stark übergewichtige Menschen – und bringt sie zusammen. Denn in der Gruppe sollen sie sich gegenseitig motivieren und unterstützen.
Gruppenteilnehmer konnten sich in die Lage der jungen Frau aus Witten hineinversetzen
„Ich fand die Idee richtig cool, das zusammen mit anderen zu machen, die sich wirklich in meine Lage hineinversetzen können“, sagt Lisa Präsch. Denn Menschen mit Normalgewicht könnten sich nicht in ihre Situation hineinfühlen. Ab Montag (27.7.) kann man die Wittenerin auf Vox bei ihrem Kampf gegen die Kilos begleiten.
Extrem schwer ab Montag (27.7.) auf Vox
VOX zeigt die drei Folgen von „Verdammt schwer! - Unser Kampf gegen die Kilos“ ab Montag, 27. Juli jeweils um 22.15 Uhr. Die Serie begleitet die insgesamt sechs Teilnehmer jeweils ein halbes Jahr lang. Gedreht wurde bis Ende Oktober 2019.
Lisas Traumberuf ist Schauspielerin. Diesen Wunsch hat sie nun erstmal hinten angestellt. Und das, obwohl sie sogar schon an einer Schauspielschule aufgenommen war. Doch auch dort wurde sie wegen ihres Gewichts gemobbt. Am 1. August startet die Wittenerin nun eine Ausbildung zur Friseurin.
Wer sie heute sieht, weiß, welch große Veränderung die (längst aufgezeichnete) Sendung angestoßen hat. 66 Kilo hat sie in weniger als einem Jahr abgenommen. „Wären die anderen nicht gewesen, hätte ich das nie geschafft.“ Denn durch den Zuspruch aus der Gruppe hat sich Lisa für eine Magen-OP entschieden, ihren „letzten Ausweg“. Alle vorangegangenen Abnehmversuche waren gescheitert oder nicht von langem Erfolg gekrönt.
In der Schule wurde Lisa aus Witten sogar mit Müll beworfen
Schlank sei sie noch nie gewesen, erinnert sich die junge Frau. Die Trennung ihrer Eltern habe ihre Kindheit überschattet. Da habe das übermäßige Essen angefangen. Extrem sei es dann beim Wechsel auf die weiterführende Schule geworden. Auf der Hauptschule sei sie schlimmen Beschimpfungen und Mobbing ausgesetzt gewesen. „Ich wurde sogar mit Müll beworfen.“ Auf ihre negativen Gefühle reagierte sie mit essen. „Andere haben sich geritzt, ich bin zum Kühlschrank gegangen.“
Der entscheidende Moment für sie sei der Check-up durch einen Arzt gewesen – im Rahmen der TV-Sendung. Dieser sagte der Wittenerin in naher Zukunft eine Fettleber voraus, wenn sie weitermachen sollte wie bisher. „Da hat es Klick gemacht“, sagt Lisa. „Man selbst sieht sich ja nie so, wie andere einen wahrnehmen.“
Irgendwann hat die junge Frau aus Witten die Beschimpfungen nicht mehr an sich herangelassen
Die Beschimpfungen, die sie im Laufe ihrer Jugend wegen ihres Gewichts ertragen musste, sind nicht an ihr abgeprallt. Sie habe oft geweint. „Aber irgendwann hab ich das nicht mehr an mich rangelassen, mir gesagt, diese Leute kommen mit ihrem eigenen Leben nicht klar, deshalb machen sie dich fertig.“ Und so startete die Wittenerin einen Instagram-Account, auf dem sie sich präsentierte, und bewarb sich 2017 bei der Sendung „Curvy Supermodel“. Damit wollte sie auch anderen Mut machen. „Denn jeder Mensch ist auf seine Art perfekt und kann sich zeigen.“
Heute trägt die 19-Jährige Kleidergröße 42/44, wiegt rund 100 Kilo. Und genießt ihr völlig neues Lebensgefühl. So kann sie nun etwa mit ihren Freundinnen shoppen gehen. Viel wichtiger ist aber: „Auf der Straße kommen kaum noch Sprüche oder Beleidigungen, das hatte ich sonst tagtäglich.“ Und auch die Männer reagieren anders auf die junge Frau. „Wenn ich weggehe, werde ich auch angesprochen“, erzählt Lisa Präsch mit leichtem Erstaunen in der Stimme. Eine neue Situation, an die sie sich erst einmal gewöhnen muss.
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