Fotoausstellung im Marien Hospital setzt sich mit den Sorgen Fettleibiger auseinander.Laut Chefarzt Metin Senkal wird die Adipositas häufig als Lifestyle-Problem betrachtet.

Beinahe schwerelos liegt eine Frau unter Wasser, Beine und Oberkörper gestreckt, die Arme nach hinten gelehnt. Für einen Moment vergisst sie ihre Kilos. „Frei fühlen“ heißt das Bild von Melina Hipler, das einen Fotowettbewerb zum Thema Adipositas gewonnen hat. Dieses und viele andere Fotos sind Teil der Ausstellung „Schwere(s)los“, die am Mittwoch im Rahmen des zweiten Wittener Adipositastages im Marien Hospital zu sehen sein wird.

So unbeschwert wie dieser Moment unter Wasser ist das Leben für die meisten Betroffenen von Fettleibigkeit nicht. Gemeint ist damit nicht Übergewicht, sondern Menschen mit einem Body-Mass-Index (BMI) ab 30 aufwärts. Normal ist ein BMI von 20 bis 25. „Viele Betroffene haben Schuldgefühle, weil sie Adipositas nicht als Krankheit ansehen, sondern als Lifestyle-Problem“, sagt Prof. Dr. Metin Senkal.

Arzt hält die Motive für gelungen

Der Chefarzt der Klinik für Allgemeine- und Viszeralchirurgie und Leiter des Adipositaszentrums im Marien Hospital hält die Motive für sehr gelungen. Denn sie spiegeln Gefühle wider, die er von seinen Patienten nur all zu gut kennt.

Das zweitplatzierte Foto von Johanna Bajohr zeigt eine Frau in Ketten, aus denen sie sich nicht befreien kann. Bajohrs Beitrag heißt „Gefangen“ – offensichtlich im eigenen Körper. Andere Motive werben um Verständnis für die Probleme, mit denen fettleibige Menschen zu kämpfen haben. Wiederum andere skizzieren eindrucksvoll, wie die Krankheit Einfluss auf das soziale Umfeld nimmt – und auf die Partnerschaft. Die Aufklärungskampagne wird von der Krankenkasse DAK in Kooperation mit dem Pharmaziehersteller „Johnson & Johnson Medical“ geführt. In diesem Zusammenhang wurde für Studierende des Institute of Design Hamburg, Berlin und Düsseldorf ein Fotowettbewerb ins Leben gerufen.

Betroffene sollten Hilfe suchen

Sich und seine Probleme wiedererkennen und im Umfeld von ebenfalls Betroffenen Hemmungen verlieren – dabei soll die Ausstellung helfen. „Es werden bestimmte Dinge visualisiert, die sich meine Patienten in der Sprechstunde nicht zu artikulieren trauen“, sagt Prof. Senkal. Dabei sei es wichtig, sich mit Adipositas auseinanderzusetzen und sich ärztliche Hilfe zu suchen. Denn die Krankheit hat nicht nur Einfluss auf den Kopf, sondern auch auf den Körper.

Viele von Senkals Patienten leiden unter Diabetes mellitus oder unter Bluthochdruck. Unter welchem Druck Betroffene stehen, das, so der Arzt, zeigt sich vor allem nach einer erfolgreichen Behandlung: „Das sind die dankbarsten Patienten, die ich habe.“