Witten. Gut, dass wir Einheimischen wissen, wie schön es sich in Witten leben und arbeiten lässt. Ein Städteranking gibt der Ruhrstadt keine guten Noten.
Witten landet bei einem aktuellen Städteranking des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln weit hinten – auf Platz 362 unter 396 Städten in NRW. Verglichen wurden Wirtschaft, Arbeit, Wohnen und Lebensqualität in den jeweiligen Gemeinden. Neben vielen kritischen Daten gibt es aber auch ein paar Lichtblicke.
„Die Quellen sind für alle Kommunen gleich. Insofern ist schon alles vergleichbar“
Wenn jetzt die Entscheidungsträger gleich einwenden, man könne doch nicht Äpfel mit Birnen vergleichen, also meinetwegen die Millionärshochburg Meerbusch mit der armen Revierstadt Witten, dann stimmt das zwar einerseits.
Andererseits sagt Manuela Krause vom Institut der deutschen Wirtschaft aber auch: „Die Quellen sind für alle Kommunen gleich. Insofern ist schon alles vergleichbar.“ Die Datensätze stammen zum Beispiel vom Statistischen Bundesamt. Außerdem müsse man sich dann mit den Städten vergleichen, die vergleichbar sind, so Krause.
Nehmen wir also nicht das tolle Monheim, das nicht nur wegen seiner niedrigen Gewerbesteuersätze mal wieder auf Platz 1 gelandet ist. Schon das kleine, aber feine Herdecke gleich nebenan schneidet deutlich besser als die Fast-Großstadt Witten ab: Platz 24! Dann gucken wir doch lieber nach unten.
Wetter schlägt sich mit Platz 246 noch ganz wacker, Hattingen nähert sich mit Platz 339 schon eher Witten an, Bochum steht auf Platz 336. Hinter Witten liegen Herten (363), Marl (364), Oberhausen (393) und – fast das Schlusslicht – Gelsenkirchen (394).
Hohe Gewerbesteuer in Witten kann Unternehmen abschrecken
Zu den untersuchten Themenfeldern und den jeweiligen Platzierungen dort: Bei der Wirtschaft liegt Witten nur auf Platz 365 – obwohl die Stadt noch relativ viele Industriebetriebe hat. Bei „Arbeit“ und „Wohnen“ belegt Witten jeweils Platz 337. Immerhin: In puncto „Lebensqualität“ findet sich die Ruhrstadt im Mittelfeld wieder, auf Platz 188.
Für diese vier großen Themenbereiche wurden einzelne Faktoren bewertet, etwa bei der Wirtschaft die Gewerbesteuerhebesätze. Die liegen in Witten bekanntlich hoch. Deshalb dürfte Platz 382 bei diesem wunden Punkt keine große Überraschung sein. Hier sollten die Entscheidungsträger über eine Senkung nachdenken, sagt Manuela Krause vom Institut der deutschen Wirtschaft, „um für Unternehmen attraktiver zu werden“.
Besser sieht es bei der Steuerkraft aus: Platz 199, Mittelfeld. Und, man staune: Die Breitbandversorgung ist gar nicht so schlecht wie oft gedacht: 50 Megabit pro Sekunde bedeuten immerhin Platz 82.
Themengebiet Arbeit: Die „Arbeitsplatzversorgung“ – derzeit ein großes Sorgenkind wegen Corona, Kaufhof und den Edelstahlwerken – wird mit Rang 328 ebenfalls nicht positiv bewertet, obwohl Wittens Arbeitslosenquote nach wie vor relativ niedrig ist. Für das „Niveau-Ranking“ wurden immer die letzten zwei Jahre betrachtet. Bei der Beschäftigung von Frauen liegt Witten auf Platz 324, beim Verhältnis von Zu- und Fortzügen („Wanderung“) von 30-50-Jährigen auf Platz 321. Heißt: Mehr ziehen weg als nach Witten.
Auch beim Thema „Wohnen“ ist viel Luft nach oben. Bei „Baugenehmigungen“ (jeweils auf 1000 Wohnungen) schneidet Witten mit Platz 371 ebenfalls nicht sonderlich gut ab. Aber bei der „Lebensqualität“ sieht es schon deutlich besser aus.
Bei „naturnahen Flächen“ landen wir auf Platz 149, bei der Ärztedichte (Ärzte pro 1000 Einwohner) auf Platz 183 und bei der Kaufkraft auf Rang 240. „Das ist nicht ganz so gut, aber auch nicht ganz so schlecht“. sagt Volkswirtschafterin Manuela Krause. Gerade die Bürgermeisterin hebt oft eine überdurchschnittliche Kaufkraft der Wittener hervor. Wenn sie jetzt noch das Geld in ihrer Stadt ausgäben...
Es sei das erste Städteranking dieser Art, sagt Manuela Krause, und extra wegen der Kommunalwahl im September erstellt worden. Fazit: Danach können die Politiker ja alles besser machen...
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