Witten. Einen Funken Hoffnung haben die Verantwortlichen in der Stadt, dass die Schließung des Kaufhofs in Witten doch noch nicht das letzte Wort ist.
Nach welchen Kriterien hat Karstadt Kaufhof seine Filialen ausgesucht, die geschlossen werden sollen? Darüber herrscht bei Politik und Verwaltung in Witten Unklarheit. Jedenfalls geben sie die Hoffnung noch nicht ganz auf, dass es vielleicht doch noch anders kommt. Die Bürgermeisterin will den Vermieter, die Weimarer Saller-Gruppe, und die Immobilienabteilung von Kaufhof an einen Tisch bringen, um vielleicht doch noch eine Lösung zu finden, die den Standort rettet.
„Natürlich kämpfe ich bis zum letzten Atemzug darum, dass Kaufhof erhalten bleibt“, sagte Sonja Leidemann am Donnerstag (25.6.) sowohl nach Gesprächen mit 70 anderen betroffenen Städten in Deutschland als auch Kaufhof-Filialleiter Oliver Klein. Leidemann: Es ergibt sich ein sehr diffuses Bild. Städte von München bis Dortmund sind betroffen. Allein in München sollen vier Häuser dicht gemacht werden.“
Bürgermeisterin aus Witten: „Die Schließungen sind wohl noch nicht final“
Trotzdem schöpft Leidemann aus der Videokonferenz mit den anderen Kommunen noch etwas Hoffnung. „Die Schließungen sind wohl noch nicht final.“ Ein Hauptgrund seien offenbar die Mieten. Dass sie Witten allerdings schon ziemlich niedrig sein sollen, könne auch ein Problem werden. Denn wo ist da noch Verhandlungsmasse?
Nach Angaben unserer Redaktion nutzt Kaufhof in Witten gerade mal die Hälfte seiner 14.000 m² großen Fläche. Hier sähe Leidemann Spielraum, die leere Fläche anderweitig zu nutzen und Kaufhof gleichzeitig zu erhalten. „Ergänzende Mieter“ könnten dann einen Teil der Kosten tragen, so die Überlegung.
Auch für die SPD ist die Kaufhof-Schließung noch nicht das letzte Wort. Man wolle jetzt die Informationen „einfordern, welche Kriterien zum Schließungsbeschluss für die einzelnen Häuser geführt haben“, sagt Fraktionschef Uwe Rath.
„Fachmarktorientiertes Einkaufscenter“ könnte Kaufhof-Schließung in Witten folgen
Kommt es zur angekündigten Schließung, will die Stadt rechtzeitig mit dem Gebäudeeigentümer eine alternative Nutzung in Angriff nehmen. Vorstellen könnte man sich zum Beispiel eine Art Mix aus einem fachmarktorientierten Einkaufscenter mit „Food-Court“ (Lebensmittel + Gastronomie), Dienstleistern und Wohnungen.
Zu den Dienstleistern könnten – wie kurz berichtet – auch Behörden wie Stadt und Arbeitsagentur gehören. Die Stadt könnte dort ihre 40 EDV-Leute unterbringen, die Arbeitsmarktexperten eine Jugendberufsagentur. All das werde die Innenstadt beleben, sagt die Bürgermeisterin. Es solle keinenfalls zu einem jahrelangen Leerstand wie einst in Herne (Hertie) oder Hattingen (Karstadt) kommen.
Mit Kaufhof in Witten schon vor einiger Zeit über Lebensmittel und Umbau gesprochen
Über Lebensmittel und einen Umbau des Kaufhofs soll seitens des Vermieters schon in der jüngeren Vergangenheit mit dem Warenhauskonzern gesprochen worden sein. Doch der hätte abgewunken, heißt es. „Keinen Cent“ habe Galeria Kaufhof in den letzten zehn Jahren in die Wittener Filiale investiert. Leidemann: „Mit Berggruen und Benko kam der schleichende Tod.“ Gemeint sind die Milliardäre, die Karstadt bzw. den Kaufhof übernommen hatten.
Ausdrücklich stellt sich die Bürgermeisterin hinter die örtliche Geschäftsführung von Galeria. „Wir stehen Seite an Seite.“ Es sei noch gar nicht so lange her, dass der Mietvertrag für weitere fünf Jahre verlängert wurde. Nun soll das Kaufhaus geschlossen werden – womöglich zwischen Oktober und Januar.
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