Witten. Weiterhin überschreitet die Stickoxid-Konzentration an der Ruhrstraße in Witten die kritischen Werte – trotz etlicher Gegenmaßnahmen der Stadt.

Eine Klage der Umwelthilfe wegen eines möglichen Fahrverbots sitzt Witten – im Gegensatz zu 14 anderen Städten in NRW – zwar derzeit noch nicht im Nacken. Dennoch überschreiten die an der Ruhrstraße gemessenen Werte des gesundheitsschädlichen Stickstoffdioxids (NO₂) seit Beginn der Messungen 2008 jedes Jahr den von der EU vorgegebenen Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft.

2018 lag dieser Jahresmittelwert an der kleinen Messstation in Höhe des Burg-Kinos bei 44 Mikrogramm NO₂ pro Kubikmeter Luft, 2017 bei 43 NO₂ µg/m³. Insgesamt sei die Entwicklung aber positiv zu beurteilen. „Wir müssen auch sehen, woher wir kommen“, sagt Stadtsprecherin Lena Kücük. Vor zehn Jahren hatte das Landesumweltamt noch einen Wert von 51 NO₂ µg/m3 an der Ruhrstraße gemessen.

Stadt hat schon etliche Maßnahmen ergriffen

Die Stadt hat bereits etliche Maßnahmen umgesetzt, um die Luftqualität an der Ruhrstraße zu verbessern: etwa Linksabbiege- und Halteverbote oder Tempo 30. Zuletzt wurde die Ampelschaltung optimiert, um den Busverkehr zwischen Rathaus und Museum zu beschleunigen und die Wartezeiten der Busse zu verringern.

Einige Maßnahmen des Luftreinhalteplans der Stadt, der 2010 zwischen Bezirksregierung und Verwaltung vereinbart und 2016 fortgeschrieben wurde, stehen noch aus. So ist etwa schon lange angedacht, den Durchgangsverkehr in der Ruhrstraße durch eine Sperrung der Johannisstraße zu reduzieren. Das könnte laut Stadt allerdings frühestens im dritten Quartal 2020 Wirklichkeit werden und hängt maßgeblich vom Umbau des Kornmarktes ab.

Auch Radverkehrskonzept soll Beitrag leisten

Wetter spielt bei Messungen große Rolle

Aktuelle Messwerte für die ersten Monate 2019 hat das LANUV bereits erhoben: sie schwanken zwischen 38,1 und 43,9 Mikrogramm und liegen damit mal über, mal unter dem kritischen Wert von 40 Mikrogramm. Daraus ließe sich aber keine Prognose für die weitere Entwicklung ableiten, sagt Wilhelm Deitermann vom Landesumweltamt.

Bei den Messwerten für Stickstoffdioxid spiele das Wetter eine große Rolle, deshalb sei nur der Jahresmittelwert aussagekräftig. So würden etwa Wind und auch Regen helfen, die Schadstoffbelastung zu senken, weil sich dadurch verschiedene Luftschichten vermischen würden.

Die Verwaltung erhofft sich durch das unlängst verabschiedete Radverkehrskonzept weitere Verbesserungen der Werte in der Innenstadt. Insgesamt soll auch weiter an der Stellschraube „Stadtring“ gedreht werden. Auf Berger-, Breite Straße, Crengeldanz-, Ardey- und Husemannstraße soll der Verkehr gleichmäßiger fließen, etwa durch eine Optimierung der Ampelschaltungen.

Die Hälfte der Stickoxidbelastung wird dem Straßenverkehr zugerechnet, davon 29 Prozent den Bussen. So soll etwa künftig auch Killer Citybus seine Flotte umweltfreundlicher umrüsten.

Urteil am Oberverwaltungsgericht über mögliches Fahrverbot

Am Mittwochabend (31.7.) entschied das Oberverwaltungsgericht in Münster über eine Klage der Deutschen Umwelthilfe gegen die Stadt Aachen. Das OVG erklärte den Luftreinhalteplan der Stadt für rechtswidrig und ordnete eine Überarbeitung an. Dabei müsse ernsthaft auch ein Fahrverbot für Dieselfahrzeuge vorgesehen werden, falls die Grenzwerte erneut nicht erreicht werden. In Aachen wurden 2018 als Jahresmittel an zwei Messstellen 45 Mikrogramm NO₂ pro Kubikmeter Luft gemessen, also nur ein Mikrogramm mehr als zuletzt in Witten.