. 284 Kinder haben zum Sommer 2019 keinen Betreuungsplatz erhalten. Familien aus Buchholz und Durchholz wollen nun vor dem Rathaus demonstrieren.

Einen Kita-Platz für seinen Sprössling zu ergattern, ist für Eltern sowieso schwierig. In den Hölzern hat sich die Situation im letzten November zusätzlich erschwert. Das Landesjugendamt hat veranlasst, dass die städtischen Kitas Buchholz und Durchholz aus baulichen Gründen ihre Gruppenstärke reduzieren mussten. Etlichen Eltern flatterten nun die Ablehnungsbescheide ins Haus. Nun wollen sie sich wehren. Sie rufen zu einer Demo vor dem Rathaus auf und wollen teilweise klagen.

Wie viele kleine Wittener zum Start des Kita-Jahres 2019/20 im Sommer unversorgt bleiben, ist noch immer unklar. Laut Jugendamt dauert das Vertragsvergabeverfahren bis Ende März. Aktuell läuft eine Abfrage. Dabei müssen die Eltern abgelehnter Kinder Arbeitsnachweise des Arbeitgebers erbringen müssen. Im Oktober war von 284 abgelehnten Kindern die Rede. Rechtsanspruch auf Kita-Platz: Das müssen Eltern wissenIm Oktober war von 284 abgelehnten Kindern die Rede. Rechtsanspruch auf Kita-Platz: Das müssen Eltern wissen

Für manche Eltern ist diese Zahl, die sich in der Regel noch etwas nach unten korrigiert, die Folge einer Fehlplanung. „In Buchholz wurden Baugrundstücke für Familien ausgewiesen, aber die Kita nicht ausgebaut“, sagt Sarah Lieber, Mutter von drei kleinen Jungen. 13 Kinder seien von der städtischen Kita abgelehnt worden. Zum einen musste sie die Zahl der Betreuungsplätze nach der Order des Landesjugendamtes von 78 auf 72 reduzieren. Aber auch die ursprüngliche Zahl hätte nicht ausgereicht.

Sohn vor seinem ersten Geburtstag angemeldet

Sarah Lieber findet, die Stadt hätte doch anhand der Geburtenzahlen sehen können, wie viele Kinder pro Jahrgang wo einen Kita-Platz benötigen. Neubaupläne gebe es vor allem für die Innenstadt. Dem Elternrat der Kita Buchholz haben sich bereits Eltern aus anderen Stadtteilen angeschlossen. Sie organisieren zurzeit eine Demo und haben schon Transparente gemalt. Die Familien wollen am Freitag, 29. März, um 16 Uhr mit Kinderwagen und Luftballons vors Rathaus ziehen. Lieber: „Eine kleine, friedliche Demo, um die Stadt daran zu erinnern, ihrer gesetzlichen Verpflichtung nachzukommen.“ Alle betroffenen Eltern seien willkommen.

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Auch Familie Beyer will an der Demo teilnehmen. Ihren Sohn Milan haben die Beyers kurz vor seinem ersten Geburtstag in der städtischen Kita Durchholz angemeldet. Die Ablehnung, die die Familie nun erhielt, hat die Beyers völlig überrascht. „Vielleicht sind wir da auch zu blauäugig rangegangen“, sagt Jörg Beyer. „Wir haben Milan nur hier im Dorf angemeldet. Er sollte zusammen mit den Nachbarskindern in die Kita gehen. Und damals hieß es, das würde funktionieren.“ Vor allem die Vergabekriterien verstehen die Beyers nicht. Warum bekommt der gleichaltrige Freund einen Platz, Milan aber nicht?

Nur acht Kinder werden in Durchholz aufgenommen

Die städtische Kita Durchholz kann zum Sommer 2019 nur acht Kinder aufnehmen. 46 Anmeldungen, so Beyer, soll es dort gegeben haben. Wie die Beyers nach etlichen Telefonaten erfahren mussten: Auch die umliegenden anderen Kitas sind bereits dicht. Die Suche nach einer Tagesmutter verlief ebenso erfolglos. Milans Mama hat ihre Elternzeit nun auf drei Jahre verlängert. Ende 2019 müsste sie wieder arbeiten. „Wir wollen auf jeden Fall unseren Rechtsanspruch einklagen“, sagt Jörg Beyer. „Wir fühlen uns richtig allein gelassen.“

>> Neubauten vor allem in der Innenstadt geplant

Zum Kindergartenjahr 2019/2020 stehen laut Jugendamt 3342 Kitaplätze zur Verfügung. 787 sind für Kinder unter drei ausgewiesen, 2555 für Kinder über drei. 117 Plätze sind „Überbelegungen“ – die Kitas nehmen Kinder zusätzlich auf. Hinzu kommen 320 Tagespflegeplätze.

Die Stadt hat schon genug Mühe, den gesetzlichen Betreuungsanspruch der älteren Kinder sicherzustellen. Bei den unter Dreijährigen peilt die Politik eine Versorgungsquote von 45 % an. Neubauten sind hinter Café del Sol und dem Saunagarten und in Annen (Eisdiele San Remo) geplant.