Witten. . Der akute Bedarf an Betreuungsplätzen trifft sich mit dem Wunsch von Eigentümern, Standorte zu entwickeln. Auch eine Eisdiele wird Tagesstätte.

Die händeringende Suche nach Kitaplätzen führt die Stadt zu ungewöhnlichen Standorten. Neue U3- und Ü3-Angebote könnten bald auch hinter dem Cafe Del Sol, im Saunagarten und in einem ehemaligen Eiscafé in Annen entstehen.

Die Stadt hat Mühe genug, den gesetzlichen Betreuungsanspruch der älteren Kinder sicherzustellen. Noch dazu hat die Wittener Politik die Latte bei den unter Dreijährigen mit einer angepeilten Versorgung von 45 Prozent hoch gelegt. Der akute Bedarf an Betreuungsplätzen trifft sich aber bisweilen auch mit dem Interesse von Eigentümern, einem Standort eine neue Perspektive zu geben.

Für alte Bredt-Fläche mehrere Anläufe gemacht

Für die Fläche hinter dem Cafe Del Sol hatte Claus Böllinghaus mehrere Anläufe gemacht. Wo einst das Lager der Schaufelfabrik Bredt stand, heute Grünland, hatte er schon mal für eine Hotelkette ein Gästehaus bauen wollen. Doppelhäuser mit Steg am Mühlengraben wurden ihm dort schon genehmigt, beides zerschlug sich. In Sachen Kita kam die Stadt auf ihn zu.

„Es sieht gut aus“, sagt der Architekt, der sich bei der Entwicklung des Teppichlandgeländes nebenan (dermaleinst industrielle Keimzelle Wittens mit einem Walzwerk, heute Cafe Del Sol) oft durch die Stadt ausgebremst sah. Alle Untersuchungen einschließlich Bodengutachten lägen vor, selbst ein positiver Bauvorbescheid. Er möchte das Grundstück verkaufen. Drei Investoren stünden bereit, dort eine Kita zu bauen. Zwei brächten eine zugeordnete Betreibergesellschaft gleich mit. Es fehlt nur noch das grüne Licht von der Politik. Das Projekt steht im nächsten Jugendhilfeausschuss (7. März) auf der Tagesordnung. Dort geht es wie bei allen Kitas auch um die Förderkulisse. Eröffnen soll eine Kita mit 20 U3- und 60 Ü3-Plätzen dort möglichst im Kitajahr 2019/2020.

Brotkorb: Zum Saunagarten ist noch nichts entschieden

Noch keine Entscheidung sei über die Zukunft des Saunagartens an der Pferdebachstraße 84a gefallen, betont Peter Brotkorb (55). Seine Eltern haben auf einem Teilgelände der früheren Matratzenfabrik Nölken ein Saunaparadies mit Licht- und Dampfbädern, Innen- und Außenbecken aufgebaut.

Außenansicht des Saunagartens Pferdebachstraße 84a in Witten. Die Eltern von Peter Brotkorb haben in den Familienbetrieb an dieser Stelle vor allem in den 1980er Jahren investiert.
Außenansicht des Saunagartens Pferdebachstraße 84a in Witten. Die Eltern von Peter Brotkorb haben in den Familienbetrieb an dieser Stelle vor allem in den 1980er Jahren investiert. © Svenja Hanusch

Auf längere Sicht mache er sich Gedanken über eine Weiterentwicklung oder eben eine Alternative. Die Alternative wäre ein Umbau zur Kita für drei Gruppen, die mit dem angelegten Garten (600m2) eine schöne Spielfläche hätten. Das Jugendamt befürwortet solche Pläne und legt sie jetzt ebenfalls erstmals dem Ausschuss vor.

Träger für Kita in ehemaliger Eisdiele gefunden

Das Projekt in der früheren Eisdiele San Remo in Annen ist schon einen Schritt weiter. Dort eine Kita einzurichten, hatte die Politik bereits grundsätzlich befürwortet. Jetzt ist laut Stadt mit dem Evangelischen Trägerverband auch ein Betreiber gefunden. Je 15 Plätze soll es dort ab diesem Sommer für unter und über Dreijährige geben. Die Kinder hat allerdings keiner gefragt. Sie hätten die Kita vielleicht lieber mit Eisdiele genommen.

Das Eiscafé San Remo hatte bereits vor zwei Jahren den Betrieb eingestellt.
Das Eiscafé San Remo hatte bereits vor zwei Jahren den Betrieb eingestellt. © Thomas Nitsche, Archiv

>>> Bedarf an Betreuungsplätzen in Witten ist dreistellig

Zur aktuellen Versorgungslücke macht die Stadt keine Angaben. Man werde diese Zahl bald nennen. Mitte 2018 hatten 27 % der bis Dreijährigen einen regulären Betreuungsplatz, inkl. Tagespflege waren 34 % versorgt.

Zur 45-%-Versorgung fehlten da 451 Plätze – oder 271, rechnet man die Tagespflege mit.

Kita-Pläne an der Dortmunder Straße (Holzbaracken) sind vertagt – zu viel Verkehr dort.