Wattenscheid. . An der Vietingstraße im Bereich Südstraße hat sich eine wilde Kippe etabliert. Anwohner Heinz-Jürgen Hollender liest seit 40 Jahren Tag ein Tag aus mit dem Eimer den Müll auf: „Die Leute kippen hier einfach alles ab“, ärgert sich der 67-Jährige, der vor den Massen langsam resigniert.

„Müll achtlos wegzuwerfen, ist strafbar. Wer es dennoch tut, muss mit einem Verwarnungsgeld und im Wiederholungsfall mit einem Bußgeld rechnen.“ Das Faltblatt „Benehmen in Bochum“ der Stadtverwaltung lässt eigentlich keinen Spielraum für Interpretationen. Einzig, scheint es oftmals kaum jemanden zu interessieren. So etwa an der Vietingstraße, wo Anwohner Heinz-Jürgen Hollender seit 40 Jahren Tag ein Tag aus mit dem Eimer seine Runden dreht, um die Straße vom gröbsten Dreck zu befreien, den andere Leute dort achtlos zurückgelassen haben.

Was er dabei schon gefunden hat und immer noch aufliest, ist bemerkenswert: Jährlich werde etwa Rollrasen auf der Vietingstraße entsorgt, überall liegen alte Eimer und Plastikbehälter in den Büschen herum, mitten auf dem Weg lagert ein ausrangierter Fahrradlenker. „Die Leute kippen hier einfach alles ab“, sagt Hollender.

Bürgertelefon für Verunreinigungen durch Hundekot oder Müllablagerungen

Der 67-Jährige wohnt seit 1970 an der Vietingstraße im Bereich zwischen Südstraße und Feuerwache. Besonders ärgerlich: Er war bis vor zwei Jahren selbstständig, führte vorher 38 Jahre lang einen Fruchthandel und musste deswegen auch mit einem Lkw die Zufahrt bis zum Hof nutzen. Doch genau das war nicht immer einwandfrei möglich. Einmal habe man ihm eine Wanne voller Fliesen in den Weg gestellt, einmal gar ein gestohlenes Auto. „Ich dachte zunächst an ein Liebespaar vor der Einfahrt“, erinnert sich Hollender. Als ganz so romantisch sollte sich dieser Vorfall jedoch genauso wenig entpuppen wie die „große Plastiktonne mit dreckiger Unterwäsche“ oder der ausrangierte Messerblock samt Inhalt. Jedes Beispiel fand sich im Grunde direkt vor seiner Haustür wieder.

Hollender will nicht nur meckern, betont, dass die Stadt mit dieser Problematik ja überall viel zu tun habe. Und wenn er anruft, komme auch jemand ‘raus und kümmere sich um die Entsorgung. So kürzlich erst geschehen, als säckeweise Tapetenreste an der Vietingstraße lagen. Zwar seien Spuren davon immer noch zusehen, zwischen Anruf und Einsatz vergingen auch gut zwei Wochen – aber immerhin. Hollender würde sich nur über eine regelmäßigere Reinigung freuen. „Bis zur Ecke Südstraße drehe ich auch weiter mit dem Eimer meine Runden. Das biete ich als Kompromiss an.“

„Alles in Ordnung!?“

Für „Störungen im öffentlichen Raum wie Verunreinigungen, zum Beispiel durch Hundekot, Müllablagerungen und so weiter“, aber auch für andere Beispiele hat die Stadt übrigens ein gebührenfreies Bürgertelefon des Ordnungsamtes unter 0234/ 910 40 00 eingerichtet. Motto: „Alles in Ordnung!?“