Bochum. Marco Vit stinkt’s, denn an seinem Eiscafè “Gelatissimo“ an der Brückstraße quellen die Mülltonnen über. Nach dem Warnstreik im öffentlichen Dienst bleiben seit dieser Woche Zehntausende Bürger in ganz Bochum auf ihren Abfällen sitzen. Auch am Samstag wird die Müllabfuhr keine Tonnen leeren.
Dahlhausen, Hamme, Rosenberg, Querenburg, Weitmar-Mitte, Innenstadt, Langendreer-Mitte, Teile von Grumme, Werne und Laer: Am Dienstag fiel die Müllabfuhr in weiten Teilen des Stadtgebietes aus. Die Anwohner waren vorgewarnt und blieben zunächst ruhig – war es bei früheren Streiks doch üblich, dass die Müllwerker spätestens am darauffolgenden Samstag die Leerung nachholten.
Das wollte die USB-Geschäftsführung auch diesmal. Doch der Betriebsrat versagte seine Genehmigung für die beantragten Überstunden. „Wir haben die Verdi-Vertrauensleute im Betrieb befragt. Die gewerblichen Mitarbeiter waren mehrheitlich gegen die Samstag-Arbeit“, sagt der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Andreas Hemke auf WAZ-Anfrage.
Mitarbeiter wollen „Zeichen setzen“
„Selbstverständlich“ sei dem Betriebsrat bewusst, dass er damit den Unmut vieler Bürger auf sich zieht. „Doch wir wollen im aktuellen Tarifkonflikt ein Zeichen setzen und den Streik spürbar machen“, betont Andreas Hemke.
Das ist den Gewerkschaftern gelungen. Von der Adrianistraße bis zum Zikadenweg: Etliche Mülltonnen und Container stehen seit Dienstag ungeleert am Straßenrand, in Boxen, auf Hinterhöfen. Die Müllwerker rücken frühestens nächsten Dienstag wieder in die bestreikten Bezirke aus. Derweil stehen in der USB-Zentrale die Telefone nicht still. „Viele Bürger zeigen keinerlei Verständnis dafür, dass die Leerung nicht zeitnah nachgeholt wird. Der Ärger ist groß“, berichtet Sprecher Jörn Denhard.
Müll ist geschäftsschädigend
Zwar sind dem USB bei einer Nachleerung die Hände gebunden. Immerhin werden den Bürgern aber Hilfen angeboten:
– Die Anwohner in den betroffenen Bezirken können ihren Müll in Tüten und Säcken (möglichst groß und reißfest) lagern und zur nächsten Leerung ausnahmsweise zur grauen Tonne stellen.
– USB-eigene Restmüllsäcke werden in der Zentrale an der Hanielstraße 1 ausgegeben.
– Auf dem Wertstoffhof an der Havkenscheider Straße in Kornharpen wird der Restmüll aus den Streik-Bezirken (bitte Adresse nachweisen) kostenlos entsorgt.
Gut möglich, dass Marco Vit davon Gebrauch macht. „Die Brückstraße steht voll mit Mülltonnen. Das ist Geschäftsschädigung!“, schimpft der Eisverkäufer. Die Wut könnte nochmals wachsen: Wie es heißt, sind für Donnerstag nächster Woche weitere Streiks geplant.