Wattenscheid. . Besorgte Anwohner haben Polizei und Feuerwehr verständigt weil sie einen penetranten Geruch wahrgenommen hatten und einen Gasaustritt befürchteten. Doch die Einsatzkräfte konnten schnell eine „natürliche Ursache“ des Gestanks ausmachen. Ein Landwirt hatte Gülle auf seine Felder aufgebracht.

Ein stechender Geruch liegt derzeit vielerorts in der Luft – denn zahlreiche Landwirte bringen jetzt Gülle auf die abgeernteten Felder auf. Doch die „frische Landluft“ riecht in einigen Bereichen derart penetrant, dass besorgte Anwohner die Feuerwehr und Polizei alarmierten – befürchtend, dass es sich dabei um Gasaustritt, Feuergeruch oder Umweltfrevel handelt.

Im Bereich Höntrop/Eppendorf/Engelsburg marschierten am Dienstagabend gleich mehrfach Einsatzkräfte der Feuerwehr und Polizei auf, nachdem Anwohner bei der Leitstelle einen „beißenden Gestank“ und „unklaren Brandgeruch“ gemeldet hatten, der sogar in den Augen brenne. Klagen kamen vor allem aus den Bereichen Röntgenstraße, Harenburg, Emilstraße und Am Thie, selbst einen Tag später noch habe man nicht die Fenster zum Durchlüften öffnen können.

Ein Landwirt hatte dort auf den Feldern in den Abendstunden Gülle aufgetragen – die Nachfragen der Polizei ergaben, dass es sich hier um Rindergülle handelte. „Die Überprüfung ergab, dass alles seine Richtigkeit hatte“, erklärt Polizeisprecherin Kristina Räß. Wäre der angekündigte Regen gefallen, hätte sich der beißende Geruch nicht so heftig verbreitet. Und die hohen Temperaturen haben dazu beigetragen, dass sich die stechende Ammoniakausdünstung so ausbreiten konnte.

Gülle muss schnell in den Boden eingearbeitet werden

Wichtig sei, dass die aufgebrachte Gülle schnell in den Boden eingearbeitet wird. „Das sollte innerhalb von vier Stunden nach dem Aufbringen auf unbestelltem Ackerland passieren“, erläutert Uwe Spangenberg von der Landwirtschaftskammer NRW. Auf Feldgras oder Grünland für Futter müsse das allerdings nicht sofort passieren. Zu den Vorschriften bei der Herbstdüngung zähle unter anderem auch, „dass die Gülle nur nach Bedarf aufgebracht werden darf, das heißt so viel, wie der Boden aufnehmen kann.“

Was denn so auf den Getreidefeldern aufgebracht werde und ob das alles auch gesund sei, das fragt sich derzeit ebenfalls so mancher Anwohner, zum Beispiel Günter Schlattmann von der Emilstraße. Er hat beobachtet, wie riesige Tanklaster an den Feldern stehen, aus denen der Inhalt auf die Verteilfahrzeuge abgepumpt wird.

Landwirte stehen unter Zeitdruck

In der Regel werde Schweine-, Rindergülle oder Hühnermist verwendet, so Uwe Spangenberg von der Landwirtschaftskammer. Ein anderes Material nutzt derzeit allerdings zum Beispiel Ernst-Wilhelm Westerhoff. Der Landwirt aus Westenfeld, der Felder bis hin nach Hamme besitzt, setzt auf Gärsubstrat, das aus Biogasanlagen stammt und bei der Maissilage anfällt.

Die Landwirte stehen wegen der wetterbedingt sehr späten Ernte derzeit mächtig unter Zeitdruck, um den Dünger aufzubringen, „denn der Raps beispielsweise muss schon Ende August in den Boden. Da heißt es, jede Stunde auszunutzen".