Gladbeck.

Anfang Juli schauten Gladbecks Landwirte noch mit besorgter Miene in den verregneten Himmel und bangten um ihre Ernte. Jetzt, einen guten Monat später, blicken sie frohgelaunt drein und freuen sich über eine der besten Ernten seit langem.

„Die Ernte ist bei uns so gut wie abgeschlossen und übertrifft in Qualität und Menge alle Erwartungen“, zieht Bernd im Winkel, stellv. Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Lokalvereins, eine erste Bilanz. „Durch die Bank, bei allen Getreidearten, haben wir Spitzenerträge eingefahren.“ Das Korn sei groß und habe unter 15 % Wassergehalt, so wie es sich gehört für eine überdurchschnittliche Qualität. „Das ist hervorragend, wir haben so ein Glück gehabt“, freut sich im Winkel, dass Petrus rechtzeitig doch noch ein Einsehen mit den Bauern hatte.

Höchstarbeit für Mähdrescher

Denn noch Anfang Juli warteten die Landwirte sehnlichst auf eine Regenpause. Die Aussichten waren gar nicht gut, das Korn stand auf den Feldern zwischen Rentfort und Brauck zwar gut ausgereift, drohte aber abzuknicken und Schimmelpilz anzusetzen. Die Äcker waren zudem so feucht, dass die Landwirte fürchteten, mit ihren Erntefahrzeugen im Schlamm stecken zu bleiben.

Diese Situation hat sich aber vier, fünf Wochen später völlig umgedreht, der Regen ist nur noch in schwacher Erinnerung. Nach den ersten trockenen Tagen konnte mit der verspäteten Ernte begonnen werden: Landwirte und Lohnunternehmer krempelten die Ärmel hoch, ließen den Mähdrescher unentwegt laufen. Zuerst waren Gerste, Roggen und auch Triticale dran, die inzwischen komplett abgeerntet sind. Dann ging’s gleich weiter zum Hafer und vor allem zum Weizen. Bernd im Winkel: „Wir mussten zusehen, dass wir die anhaltende Trockenphase ausnutzten, und es klappte wunderbar.“ Inzwischen sind nur noch einige kleine Restflächen abzuernten. „Der Gewitterregen am Dienstagabend überraschte uns, jetzt muss alles erst mal wieder abtrocknen.“ Was für die Bauern zwei, drei Tage Pause bedeutet.

Doch schon jetzt steht fest: Entgegen aller Prognosen stimmen Qualität und Menge bei allen Getreidesorten. Bernd im Winkel: „Solch gute Erträge hatten wir noch nie, und das bei einer der spätesten Ernten aller Zeiten.“ In anderen Regionen des Landes und darüber hinaus sehe es längst nicht so gut aus.

Was die Landwirte am Rande auch freut: Selbst das Stroh, „Überbleibsel“ nach dem Dreschen, ist so gut wie lange nicht mehr. „Goldgelb, wie man es sich aus dem Bilderbuch vorstellt, einfach wunderbar“, schwärmt Bernd im Winkel. Das Stroh nutzen die Landwirte zum Einstreuen der Milchkühe.

Erfreulich ist auch die Preisentwicklung, die angesichts schlechter Ernten weltweit nach oben zeigt. Allerdings relativiert sich das oft, da Landwirte auch zukaufen.

Abgeerntete Felder, auf die im Herbst wieder das Wintergetreide ausgebracht wird, bleiben jetzt für kurze Zeit liegen und werden im September gepflügt. Auf anderen wird eine Zwischenfrucht, etwa Gelbsenf, ausgebracht und Rasen zur einmaligen Heuernte ausgesät.

Hintergrund: Gladbecker Ernte 2012

Der Mais, der im Frühsommer so unter dem vielen Regen litt, wird sich nach Einschätzung der Landwirte nicht mehr erholen. „Das wird keine tolle Ernte dies Jahr“, so Bernd im Winkel. Bei den Kartoffeln sah es erst gut aus, da sie gut angesetzt hatten. Doch die Braunfäule sowie die Kraut- und Knollenfäule, ein aggressiver Pilz, setzt der Knollenfrucht dieses Jahr zu. Die Heuernte läuft gut: Erst viel Wasser zum Wachsen, jetzt Trockenphasen zum Schneiden.