Wattenscheid.. In Kinderaugenhöhe sind sie angebracht, die Aufkleber der “Notinsel“. Sie kleben in Schaufenstern von Geschäften, Cafés oder Reisebüros und zeigen Kindern, die in Not sind und Hilfe brauchen, an wen sie sich wenden können - auch in Wattenscheid.
Lange Leute sehen sie oftmals nicht. Aber kleine Menschen umso eher: die "Notinsel"-Aufkleber. Sie sind an vielen Schaufenstern in Kinderaugenhöhe angebracht, mal etwas höher, mal etwas tiefer. Und sprechen damit genau die richtige Zielgruppe an, nämlich die, die Schutz brauchen und sich am wenigsten wehren können. Überall in Wattenscheid tragen Geschäfte oder auch Unternehmen, städtische und Kindereinrichtungen das Symbol mit den drei kleinen Figuren.
Die WAZ fragte bei Einzelhändlern in der Innenstadt nach, ob ihr Geschäft schon einmal Zufluchtsstätte für ein Kind geworden ist. „Es gibt genug Menschen, die es gerade auf Kinder absehen. In der heutigen Zeit passiert einfach zu viel.“ Maren Kopanna, Mitarbeiterin beim Filialisten „Ernsting’s family“ im Gertrudis-Center, ist selbst Mutter und unterstützt schon insofern das „Notinsel“-Projekt. Es seien durchaus schon Kinder ins Geschäft gekommen, „die ihre Mama verloren haben. Meistens kommt die Mutter aber dann ein paar Minuten später und holt ihr Kind ab“, so die Erfahrung der Verkäuferin.
"Machen mit, damit Kinder eine Anlaufstelle haben"
„Zu uns kamen vor etwa einem dreiviertel Jahr Kinder, die ihre Eltern in der Stadt verloren haben“, hat auch Susanne Liebert, Inhaberin des Café-Stübchens an der Friedenskirche, schon Erfahrung als „Notinsel“-Anbieterin gemacht. „Gott sei Dank kannten die Kinder die Handynummer der Eltern, so dass wir sie sofort verständigen konnten.“ Susanne Liebert hält die „Notinsel“ für eine sehr wichtige Einrichtung. Das „Notinsel“-Kinderbüro frage auch einmal im Jahr ab, ob etwas vorgefallen sei, Kinder Schutz im Geschäft gesucht hätten, so die Café-Inhaberin. „Die sind sehr aktiv.“
Seit Bestehen hat das Café Maya am Markt das „Notinsel“-Plakat am Fenster kleben. Mitarbeiterin Ursula Tülling: „Bisher ist noch kein Kind gekommen. Aber wir machen mit, damit Kinder eine Anlaufstelle haben.“
Schutz vor Schlägerei gesucht
Noch vor nicht allzu langer Zeit konnte das Derpart-Reisebüro am August-Bebel-Platz helfen. Ein Kind war gestürzt und hatte sich Schürfwunden am Knie zugezogen. „Eine Kollegin hatte gerade erst einen Erste-Hilfe-Kurs absolviert. Die wusste sofort, was zu tun ist“, erzählt Mitarbeiterin Rita Brodmann. Anschließend habe man den Vater angerufen, der das Mädchen dann abgeholt habe. Schon diverse Male hätten Kinder aber auch das Reisebüro aufgesucht, um sich vor einer Schlägerei zu schützen.
Kriminalhauptkommissar Frank Plewka vom KK 12 auf Anfrage: „Bei uns kommen viele kleine Sachen nicht an. Wir sind eher bei einer Straftat gefordert.“ Aber die „Notinsel“ hält er für eine sehr wichtige Einrichtung.