Bochum. Zum zweiten Mal nach 2017 werden Flüchtlinge „Auf dem Esch“ in Bochum-Wattenscheid untergebracht. Wie sieht es rund um die Einrichtung aus?

Eine ihrer beiden Vorratsflächen für Krisenfälle hat die Stadt Bochum bis auf weiteres an das Land NRW vermietet. Wie schon 2017 werden auf der früheren Freifläche „Auf dem Esch“ in Wattenscheid Flüchtlinge untergebracht.

Schon 2017 haben „Auf dem Esch“ Flüchtlinge gewohnt

Damals ist das nahezu reibungslos erfolgt. Von Konflikten unter Geflüchteten in der Einrichtung oder von Beschwerden ist nichts bekannt. Die Leichtbauhallen-Einrichtung hatte etwa 340 Personen Platz geboten. Ende Januar 2017 wurde die freigezogen. Später hat Bochum insgesamt etwa 2000 Plätze für Flüchtlinge abgebaut – darunter auch die Hallen „Auf dem Esch“. Im September 2022 hat die Stadt dann entschieden, „Auf dem Esch“ (300 Plätze) und „Auf der Heide“ in Altenbochum (1000 Plätze) als Areale für Krisen- und Katastrophenfälle einzurichten.

Nun ist der Krisenfall da. Schon jetzt leben in Wattenscheid die meisten geflüchteten Menschen in Bochum (Stand Mai 2023). Nun sollen noch mehr kommen. „Aus meiner Sicht ist es kein Problem, dass hier Flüchtlinge untergebracht werden“, sagt ein Anwohner, der an diesem regnerischen Freitagmorgen einen Spaziergang mit seinem Hund unternimmt. Ihn störe eher die kasernenartige Abschottung der kleinen Zeltstadt durch Zäune. Auch die Kameras hat er ins Blickfeld genommen und fragt sich, wer damit überwacht werden soll.

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Kameras überwachsen die noch ungenutzte Anlage

„Niemand“, so die Stadt auf Anfrage dieser Redaktion. „Die Kameras dienen zur Überwachung der bis jetzt ja nicht genutzten Gebäude“, erklärt Stadtsprecher Thomas Sprenger. Sie würden demnächst ausgeschaltet. Personen würden nicht überwacht.

„Hoffentlich werden hier nicht nur Männer untergebracht“. Das könne Probleme geben. Ralf Köhler ist beim benachbarten FSV Sevinghausen das „Mädchen für alles“, wie er sagt.
„Hoffentlich werden hier nicht nur Männer untergebracht“. Das könne Probleme geben. Ralf Köhler ist beim benachbarten FSV Sevinghausen das „Mädchen für alles“, wie er sagt. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

Aufgefallen sind die Kameras auch Ralf Köhler. Er ist nahezu jeden Tag vor Ort – nicht an der Flüchtlingseinrichtung, sondern direkt daneben auf der Fußballanlage des FSV Sevinghausen. Die Sackgasse endet an der Sportanlage mit dem Ascheplatz; von dem sie beim FSV hoffen, dass daraus bald ein Kunstrasenplatz wird. „Ich bin hier das Mädchen für alles“, sagt Köhler. Bedenken habe er nicht, dass die benachbarte Einrichtung jetzt tatsächlich genutzt wird, bereits seit März ist sie eingerichtet. Nur eine Sorge habe er: „Es sollten nur nicht ausschließlich Männer hier untergebracht werden.“ Das könne zu Problemen führen.

Geflüchtete sollen zunächst wenige Tage hier bleiben

Geplant ist nach Auskunft von Stadt und Bezirksregierung, dass die Flüchtlinge zunächst für ein oder zwei

Noch wird die Anlage mit Kameras überwacht. Wenn dort Menschen einziehen, werden sie ausgeschaltet oder gar abgebaut, heißt es bei der Stadt.
Noch wird die Anlage mit Kameras überwacht. Wenn dort Menschen einziehen, werden sie ausgeschaltet oder gar abgebaut, heißt es bei der Stadt. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

Tage bleiben. Die zuständige Bezirksregierung Arnsberg hatte für Menschen, die nicht – wie eigentlich vorgesehen – binnen 24 Stunden in der Landeserstaufnahmeeinrichtung (LEA) am Gersteinring registriert werden können, ein Dach über dem Kopf gesucht. Die Rede ist von einer „kurzen Verweildauer von wenigen Tagen, bis zur medizinischen Untersuchung, der Registrierung und erkennungsdienstlichen Behandlung“, so die Stadt Bochum und die Bezirksregierung in einer gemeinsamen Erklärung.

Freizeit- und Sportflächen für Kinder und Jugendliche

Die Leichtbauzelte und die demnächst noch zusätzlich aufgebauten Container sollen aber „in der Folgezeit“ auch als Notunterkünfte dienen. In Notunterkünften „werden geflüchtete Familien für maximal sechs Monate aufgenommen“, heißt es. Dort würde es auch Freizeit- und Sportangebote geben.

Die Voraussetzungen dafür sind bereits geschaffen. Vor der Flüchtlingseinrichtung gibt es seit den 1990er Jahren eine Skateranlage und einen „Fußballkäfig“ mit Toren – ein guter Platz zum Bolzen. Und dann ist da noch etwas weiter oben hinter der Großgarage einer Wohnanlage der Natur- und Erlebnispfad. „Wildnis für Kinder“ steht am Eingang des Weges. Er führt von der Straße zwischen Büschen und Sträuchern hindurch direkt ins Grün.

„Wildnis für Kinder“ in unmittelbarer Nähe

Das mehr als 11.000 Quadratmeter große Gelände „ist fußläufig für eine Vielzahl von Kindern des großstädtischen Wohnquartiers erreichbar“, so der Betreiber, die Biologische Station östliches Ruhrgebiet. Die Stadt habe die naturnahe Grünfläche als „Wildnis für Kinder“ bereitgestellt. Gefördert werden die in Bochum insgesamt fünf „Wildnis-Areale“ von der NRW-Stiftung.