Bochum. 3500 Aufzüge in Deutschland hat Vonovia mit Sensorboxen ausgerüstet. Sie senden Daten an in die Zentrale nach Bochum. Dort geschieht dann dies.
Wer kennt das nicht? Dieses ewige Warten auf den Aufzug. Manchmal Minuten, wenn das System mal wieder bis zum Anschlag belastet ist. Manchmal noch länger, wenn ein Defekt die Fahrt nach oben oder unten verhindert. Das sorgt für Frust und Empörung bei den Nutzern – und hält den Hausvermieter auf Trab. Vonovia, Deutschlands Vermieter Nummer eins mit Sitz in Bochum, hat einen Weg gefunden, um dem Ärger vorzubeugen. Mit Hightech.
Vonovia sammelt Daten von mittlerweile 3500 Aufzügen
„Wir wollen die Zukunft voraussagen und agieren statt reagieren“, sagt Wilhelm Köhler (35). Beim Treffen in der Vonovia-Zentrale an der Universitätsstraße zeigt der Leiter der Abteilung IoT, zu Deutsch „Internet der Dinge“, auf eine kleine Box und auf einen Monitor. Von dem durchsichtigen Kästchen mit den Platinen innendrin haben Vonovia-Monteure in den vergangenen Monaten Tausende auf Dächern von 3500 Personenaufzuganlagen in Gebäuden des Immobilienriesen in Deutschland installiert.
Sie liefern Daten, die – im besten Fall – lange vor einem möglichen Defekt für eine Kontrolle und/oder mitunter eine Reparatur sorgen. Entwickelt wurde die Vonovia Asset Observation (VAO) auf der Basis eines Systems des 2019 von Vonovia übernommenen Start-ups Dynamic Components. Es ermöglicht die Übertragung von Daten in Echtzeit.
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Wohnungsunternehmen will Ausfälle vermeiden und Reparaturen schneller erledigen
„Bislang war es so, dass wir beim Ausfall eines Aufzugs auf eine Meldung eines Mieters oder eines Objektbetreuers angewiesen waren“, sagt Wilhelm Köhler. „Jetzt sehen wir die Meldung über einen Ausfall sofort und können gleich die notwendigen Schritte einleiten. Was wir wollen, ist natürlich, die Verfügbarkeit unserer Aufzüge erhöhen.“ Datenanalysten versuchen, etwa herauszufinden, welcher Aufzug eine präventive Reparatur braucht, um nicht auszufallen. Köhler: „Wir schauen, wie schließt die Tür, wie ist die Beschleunigung, die Vibration. Das sind alles Daten, die ausgewertet werden.“ Und noch viel mehr. Sie zeigen die häufigsten Fehlerquellen und geben damit Hinweise, wie sich Ausfälle vermeiden lassen.
Anders als moderne Autos, erklärt Köhler, zeigen Aufzüge keine Zustandsdaten und senden diese auch nicht an den Hersteller. „Es gibt ein Wartungsdatum. Mehr nicht.“ Besser wäre es doch, haben sie sich in der technischen Entwicklungsabteilung gedacht, wenn sich mögliche Störungen vorhersagen ließen. Oder wenn zumindest sofort, wenn ein Defekt auftritt, eine Meldung ausgelöst und ein Monteur beauftragt wird. Das gelinge nun. „Wir erhalten die Daten der Fahrstühle in Echtzeit, können präventiv aktiv werden und präzise planen.“
Alle Aufzüge zusammen legen täglich 300.000 Fahrten zurück
2018/19 hat das Unternehmen damit angefangen, die Datenboxen einzubauen. Sie zeigen zum Beispiel, dass alle Aufzüge zusammen täglich etwa 300.000 Fahrten zurücklegen. Aber sie zeigen noch viel mehr. Einige dieser Zahlen können Vonovia-Mitarbeiter und Gäste in der Firmenzentrale auf dem Bildschirm im Empfangsbereich ablesen. Viele andere werden intern verarbeitet. Sie sollen helfen, wie es heißt, den Service für die Mieter und deren Zufriedenheit zu steigern.
Daher sollen auch alle Aufzüge des Unternehmens damit ausgerüstet werden. Mit etwa 5000 Aufzugsanlagen – dazu gehören neben Personenaufzügen auch Lastenaufzüge, Fahrstühle für Menschen mit Behinderung sowie Hebebühnen – ist Vonovia der größte Betreiber von Aufzügen in Deutschland.
Positiv auswirken dürfte sich das Monitoring auch auf die Kosten. Systeme, die vor einem möglichen Ausfall gewartet werden und damit ein Stillstand und eine teure Reparatur vermieden wird, sind entschieden günstiger als kaputte Systeme. Ganz zu schweigen von der Zufriedenheit der Mieter, die deutlich seltener Aufzugausfälle erleben.
Datenoptimierte Heizung könne bis zu 15 Prozent Energie sparen
Wie viel Geld am Ende eingespart und wie sehr die Kundenzufriedenheit steigt, lasse sich noch nicht sagen, so Betriebswirt Köhler. „Aber die Aufzüge sind nicht das einzige System, das jetzt für uns messbar ist.“ Auch Heizungen werden nach und nach ausgerüstet und über das Fernmonitoring optimiert.
Für den Einsatz an Zentralheizungen hat das Unternehmen gemeinsam mit dem Start-up Othermo eine digitale Lösung entwickelt. Sie erkennt Heizungsausfälle in Echtzeit und unterstützt bei der optimierten Einstellung von Heizungsanlagen. „Bis zu 15 Prozent Energie und CO2 könne so eingespart werden, wovon unsere Mieter profitieren.“
Und damit ist noch lange nicht Schluss. Auch PV-Anlagen ließen sich so überwachen und optimal einstellen. Das wird eines der nächsten Felder sein, das die IoT-Mannschaft und ihr Chef angehen wollen.