Wattenscheid. Die Stadtgestalter können nicht nur Schwebebahn. Jetzt hat die Bochumer Gruppe eine neue Vision, eine Regiobahn, die Wattenscheid helfen könnte.

Abgeschmettert wurde im Ausschuss für Mobilität und Infrastruktur ein Vorstoß der Stadtgestalter, über eine Machbarkeitsstudie eine Regiotram-Verbindung zwischen Essen Hbf und Bochum Hbf auszuloten. Profitieren würde von einer solchen Verbindung vor allem der Wattenscheider Norden. Doch die Fraktion Stadtgestalter/Die Partei will über den Antrag nun final auf der Sitzung des Rats im September abstimmen lassen.

Fraktionsvorsitzender Volker Steude versteht die generell ablehnende Haltung von SPD, CDU und Grünen zu diesem Projekt nicht: „Immer wenn es um konkrete Linien geht, die nicht nur wenige hundert Meter Ausbau bedeuten, sondern einen echten Netzausbau, schiebt man fadenscheinige Gründe vor, um schon eine Prüfung der Machbarkeit zu verhindern.“

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Stadtgestalter sehen sich von Studie gestützt

Der Verkehrsexperte der Stadtgestalter, Nikolas Lange, hatte in der Begründung auf eine Untersuchung im Auftrag des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) hingewiesen. Dort wurde dargelegt, dass auf stillgelegten Eisenbahntrassen sehr wohl Straßenbahnverkehr und Radwege parallel geführt werden könnten.

Nikolas Lange hat genaue Vorstellungen darüber, wie eine solche Regiotram funktionieren und wer davon profitieren könnte.
Nikolas Lange hat genaue Vorstellungen darüber, wie eine solche Regiotram funktionieren und wer davon profitieren könnte. © Stadtgestalter

Lange in der Begründung des Antrags: „Hier leistet die Regio-Tram im Rahmen der geplanten neuen Wohnbebauung einen ganz besonderen Beitrag für die Verkehrswende, da gerade für Leithe und Günnigfeld eine leistungsfähige und attraktive ÖPNV-Anbindung fehlt und so ohne ergänzende Maßnahmen wie die Regio-Tram für viele Anwohnende weiter allein die Pkw-Nutzung eine akzeptable Verkehrswahl darstellt.“

Die Strecke würde rund 17 Kilometer lang sein und hätte 13 Haltestellen/Bahnhöfe. Als Fahrzeit hat Lange 30 Minuten berechnet. Angebunden würden insbesondere die Stadtteile Günnigfeld und Leithe, der Gelsenkirchener Süden und das Lohrheide-Stadion.

VRR erinnert an den Kosten-/Nutzen-Faktor

Der Verkehrsbund Ruhr, der sich im Rahmen von Machbarkeitsstudien und Konzepten auch mit der Reaktivierung ehemaliger Bahnstrecken beschäftigt, erinnert daran, dass bei solchen Projekten immer das Kosten/Nutzen-Verhältnis zu beachten sei: „Manchmal ist etwa der Einsatz von Schnellbussen sinnvoller, als eine komplett neue Bahnstrecke zu konzipieren und zu bauen“, so Sprecherin Sabine Tkatzik.

Zuletzt hatte der VRR eine neue direkte Bahnverbindung zwischen Bochum und Haltern (RE 41) auf den Weg gebracht. Die Strecke soll, wie berichtet, von DB Regio NRW bedient werden und startet im Dezember dieses Jahres. Ursprünglich hatte es schon im Junie losgehen sollen. Der Verkehrsvertrag hat eine Laufzeit von fünf Jahren.

Den Vorstoß von Stadtgestaltern und Die Partei kennt man natürlich auch bei der Bogestra, die potenziell als Betreiberin der Regiotram infrage kommen könnte. Das Verkehrsunternehmen verweist in diesem Zusammenhang grundsätzlich auf den Nahverkehrsplan, der die Grundlage für Entwicklung und Ausbau des ÖPNV darstelle. Wenn es zu einer Machbarkeitsstudie kommen sollte, werde die Bogestra natürlich mit ihrer Expertise daran mitwirken.

Der Umbau des Lohrheidestadions läuft. Auch die SPD sieht Verbesserungsmöglichkeiten für die Anbindung an den ÖPNV.
Der Umbau des Lohrheidestadions läuft. Auch die SPD sieht Verbesserungsmöglichkeiten für die Anbindung an den ÖPNV. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Nicht ganz so weit geht eine Anfrage der SPD, die ebenfalls im Mobilitätsausschuss eingereicht wurde. Während das Lohrheidestadion noch umgebaut wird, fragt sich die verkehrspolitische Sprecherin der SPD, Martina Schnell, ob und wie die Haltestelle Lohrheide umgebaut und aufgewertet werden könnte.

SPD fragt: Ist ein Wegeleitsystem angedacht?

Für mit der Bahn oder dem Bus anreisende Besucher für künftige Groß-Veranstaltungen, müssten Verbesserungen her: „Daher möchten wir unter anderem wissen, ob es Pläne gibt, die Haltestellen auszubauen und die Aufstellflächen zu vergrößern. Außerdem fragen wir nach, ob ein Wegeleitsystem angedacht ist, um die Menschen sicher und ohne Umwege zum Stadion zu führen, gegebenenfalls zusätzlich durch die benachbarte Grünanlage“, so Martina Schnell.