Bochum-Wattenscheid. Nach dem Abriss der Steinhaus-Siedlung in Bochum-Wattenscheid stellen sich Fragen: Künstler-Brunnen und geschützter Baum verschwunden.

Von der ehemaligen Wohnsiedlung Steinhausstraße ist nichts mehr übrig. Die VBW hat innerhalb weniger Wochen die 21 Häuser für ihr Neubauprojekt in Bochum abgerissen. Aber nicht nur die - sondern auch einen geschützten, großen Mammutbaum, und auch der Künstler-Brunnen ist weg. Obwohl vorher von deren Erhalt die Rede war.

Bochumer Anwohner blickte aufmerksam zu

Klaus Nürnberg (78) als aufmerksamer Anwohner hat das alles beobachtet. Er kennt sich aus, lebte zwölf Jahre lang in dieser Seniorensiedlung, in Hausnummer 1a. Den Bewohnern hatte die VBW Ausweichquartiere angeboten, unter anderem im benachbarten Neubau am Beisenkamp 15. Dort wohnt der 78-Jährige - früher beruflich als Fliesenleger tätig - seit rund zweieinhalb Jahren und fühlt sich hier sehr wohl. „Eine tolle, seniorengerechte Wohnung mit Balkon, samt Aufzug.“

Er kennt sich in Wattenscheid aus: Klaus Nürnberg hat auch alle WAZ-Artikel zum Thema Steinhaussiedlung akribisch gesammelt.
Er kennt sich in Wattenscheid aus: Klaus Nürnberg hat auch alle WAZ-Artikel zum Thema Steinhaussiedlung akribisch gesammelt. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Was ihm aber auffiel und verstörte, ist die Fällung des besagten markanten Urwaldbaumes und das Verschwinden des Brunnen-Kunstwerks; die Brunnen-Stelen hatte die Wattenscheider Künstlerin Hilde Röber gestaltet. „Warum hatte man im Vorfeld der Planung gesagt, Mammutbaum und Brunnen zu erhalten, um sie dann doch zu entfernen?“, fragt sich Klaus Nürnberg.

Urwaldbaum und Brunnen sind weg

Auf Nachfrage dieser Redaktion hat sich die VBW dazu nun geäußert. „Leider ist es so, dass der Brunnen nicht mehr da ist“, sagt Dominik Neugebauer. Durch interne Neuerungen sei der Brunnen „nicht mehr kommunikativ berücksichtigt“ worden. Es habe „Unschärfen in der internen Kommunikation“ gegeben. Wo die Brunnenteile nun sind, bleibt rätselhaft.

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Zum gefällten Mammutbaum sagt der VBW-Sprecher: „Das Umwelt- und Grünflächenamt der Stadt Bochum hatte hausintern über den Erhalt des Mammutbaums gesprochen. Im Rahmen der Planung konnte schließlich auf den Mammutbaum verzichtet werden. Wichtig war uns vielmehr, dass die beiden Ahornbäume an der Grenze zur Hüller Straße erhalten werden. Der Vorteil hierbei wird es sein, dass die Flucht des Altenheimes Am Beisenkamp angenommen werden kann, ohne die Gebäudefront weiter zur Hüller Straße verschieben zu müssen.“

Bochum: Mammutbaum war geschützt

Klaus Nürnberg sagt zum gefällten Mammutbaum: „Er war in dieser Siedlung ein Markenzeichen, trug sogar eine Plakette, fiel unter die Baumschutzsatzung. Ich war beim Fällen des Baumes dabei, fragte nach, warum das so sein muss. Der Verantwortliche vor Ort sagte mir, dass dieser Baum kerngesund sei aber halt gefällt werden müsse.“ So einen mächtigen, geschützten Mammutbaum gibt es hier nur noch im Stadtgarten Wattenscheid.

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In der Vorplanung zum neuen Quartier hieß es noch, „der gestaltete Brunnen im Innenbereich der östlichen Anlage soll bei der Planung einbezogen werden“. Und: Die Alleebäume an der Parkstraße und die durch die Baumschutzsatzung geschützten Bäume, Rotbuche und Urwelt-Mammutbaum, gelte es zu erhalten - denn „sie zählen ebenfalls zu den prägenden Bestandteilen im Erscheinungsbild des neuen Quartiers“.

VBW plant großes Neubaugebiet in Bochum

Rund 1,2 Hektar groß ist die Fläche zur Steinhausstraße, die das Kernstück des neuen Quartiers werden soll. Unterschiedliche Gebäudetypen, Wohnungsarten und Eigentumsformen sind vorgesehen. Der Anteil an öffentlich geförderten Mietwohnungen soll bei mindestens einem Drittel liegen. Das Kölner Architektenbüro Schmitz GmbH hatte den Zuschlag für die erste Konzeption erhalten. Die Bebauung soll sich an der Umgebungsstruktur und der Geschosshöhe orientieren. Ziel sei ein „vielseitiges, lebendiges sowie sozial und altersmäßig gemischtes Quartier“. Dem Innenbereich komme bei der Neugestaltung des Quartiers eine besondere Bedeutung zu.