Wattenscheid. Mit dem Abriss der Siedlung Steinhausstraße in Wattenscheid droht auch ein alter Brunnen zu verschwinden - gestaltet von Künstlerin Hilde Röber.

Hinter dem abgerissenen Seniorenheim am Beisenkamp liegt die Siedlung Park-/Steinhausstraße. Die Häuser, vor allem für ältere Mitbürger gedacht, sollen ebenfalls einer Neubebauung weichen. Dann würde auch der alte Brunnen verschwinden, der zwischen den Häusern steht und auf eine lange Geschichte blickt. Darauf weist Heimatforscher Rudolf Wantoch hin, der sich mit der Historie des Brunnens befasst hat. „Es wäre schade um diesen Brunnen, wohl in den 1960er Jahren aufgebaut. Das meinen auch die Anwohner. Vielleicht gibt es eine Möglichkeit, ihn zu erhalten“, betont Rudolf Wantoch vom Heimat- und Bürgerverein Wattenscheid (HBV).

Bekannte Künstler aus Wattenscheid

Der Brunnen wurde von der Wattenscheider Künstlerin Hilde Röber gestaltet. Die Bildhauerin und Malerin, 1971 mit nur 48 Jahren gestorben, hat eindrucksvolle Werke geschaffen. Sie war die Schwester des bekannten, 2006 im Alter von 77 Jahren verstorbenen Wattenscheider Malers Karlheinz Röber. Das Atelier in der ehemaligen Eppendorfer Feuerwache an der Hermann-Löns-Straße war eine Wirkungsstätte der beiden Künstler.

Das Gelände an der Parkstraße und Steinhausstraße mit der Siedlung und dem Brunnen.
Das Gelände an der Parkstraße und Steinhausstraße mit der Siedlung und dem Brunnen. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Die gebürtige Wattenscheiderin arbeitete Anfang der 1940er Jahre zunächst in der Berliner Charité, bevor sie sich gegen Ende dieser Dekade als Gastschülerin der „Hans-Tombrock-Kunstschule“ anschloss. Hilde Röber nahm Mal- und Zeichenunterricht bei Bruder Karlheinz. 1957 begann sie ein zehnsemestriges Studium der Bildhauerei an der Dortmunder Werkkunstschule in der Klasse von Karel Niestrat. Über die Grenzen Wattenscheids bekannt wurde Hilde Röber durch Ausstellungen in Duisburg, Essen und Berlin. Zu den Besitzern ihrer Werke zählen die Stadt Dortmund und zahlreiche Kunstsammler im In- und Ausland, darunter auch Paul Brandt in Amsterdam. Sie bevorzugte für ihre Plastiken einen expressiven Stil von enormer Kraft. Ihre Figuren zeichnen sich durch weiche, homogene Formen und materialgerechte Bearbeitung aus. Als sie 1971 starb, steckte sie noch voller Ideen für anstehende Projekte. Die Stadt Bochum widmete der Künstlerin im Heimatmuseum Helfs Hof eine große Retrospektive mit 52 Plastiken, größtenteils aus gebranntem Ton, und 24 Pastellen sowie Zeichnungen.

Siedlung soll abgerissen werden

Der Startschuss für die Bebauung der Beisenkamp-Fläche – Investor ist VBW Bauen und Wohnen – fiel im November 2019. Das zukünftige Pflegeheim wird von der SBO (Senioreneinrichtungen Bochum) betrieben. Insgesamt sollen 80 stationäre Plätze und zwölf Plätze für die Kurzzeitpflege entstehen. Nicht nur ein neues Pflegeheim wird das Gelände prägen. Es ist geplant, das gesamte Stadtbild im Quartier durch den Bau von Sozial-, Miet- und Eigentumswohnungen zu verändern. Insgesamt sollen 150 neue Wohnungen gebaut werden. Nach dem Bau der Senioreinrichtung geht es im zweiten Bauabschnitt mit der Blockrandbebauung mit ca. 20 Wohnungen auf dem vorderen Teil des Grundstückes Am Beisenkamp weiter. Die Blockrandbebauung sei für die weitere Entwicklung der Bestandswohnungen notwendig.

Drei Bauabschnitte

In Bauabschnitt drei sollen dann die Wohnungen an der Parkstraße/Steinhausstraße abgerissen werden, wo auch der Brunnen steht; eine zeitgemäße und barrierefreie Modernisierung der Häuser sei laut VBW nicht mehr möglich. Parallel werden die restlichen 105 Wohnungen gebaut. Noch sind 75 der 150 Wohnungen der jetzigen Siedlung bewohnt – hauptsächlich von älteren Leuten. Besorgte Bewohner haben sich mit einem offenen Brief an die Bezirksvertretung gewandt.