Wattenscheid-Leithe. Die Johannes-Kirche in Bochum-Wattenscheid soll aufgeteilt werden und neue Räume bieten. Die Finanzierung sollen dann Wohnungsbauten sichern.

Die Zeichen der Zeit standen im Blickpunkt in der St. Johannes-Kirche an der Kemnastraße zum „Tag des offenen Denkmals“. Auf dem Programm standen Führungen auf den Turm und die Besichtigung des Uhrwerks, auf einer Info-Tafel war außerdem der Stand des Projekts „Bürgerkirche 2025“ beschrieben. Ab diesem Zeitpunkt etwa wird die als Denkmal geschützte Kirche nicht in der bisherigen allein sakralen Form weitergeführt werden können und könnte umgebaut ein neues Zentrum in einem ebenfalls neuen Siedlungsschwerpunkt werden.

Der Kirchenraum in Bochum innen wie außen geöffnet

Dies ist einer der Schwerpunkte, der sich im Pfarrei-Entwicklungsprozess für die Großgemeinde St. Gertrud und ihre bisherigen Kirchengebäude herausgestellt hat. Roland König von der Projektgruppe „Bürgerkirche Leithe“ beschreibt dazu die Grundzüge des Umbau-Konzepts.

Vision der Bürgerkirche in den Mauern von St. Johannes: Mit Stahl und Glas würde der Innenraum neu aufgeteilt, die Orgelbühne weiter hinausgezogen und das Instrument selbst erhalten bleiben.
Vision der Bürgerkirche in den Mauern von St. Johannes: Mit Stahl und Glas würde der Innenraum neu aufgeteilt, die Orgelbühne weiter hinausgezogen und das Instrument selbst erhalten bleiben. © Repro | Dirk A. Friedrich

„Das Kirchenschiff würde mit einer Konstruktion aus Glas und Stahl in etwa dreigeteilt, ein Maß geben die weit über den Altarraum hinaus ragenden Stufen vor. Dadurch entsteht ein variabler und befristet veränderbarer, großen Mehrzweckbereich. Abgetrennt davon bleibt der Chorraum mit seinem besonderen Ambiente vor allem für spirituelle Angebote bestehen, und nicht nur für katholische“, zeigt König.

Die Orgel ist ein unerkannter „Schatz“

„Die Orgelbühne wird zu einer großzügigen Galerie mit Blick in das Schmuckgewölbe der Kirche ausgebaut. Die historisch interessante Orgel bleibt baulich und akustisch dem Kirchenraum erhalten. Dazu wäre Raum für eine Lounge und einen Meeting-Bereich, Glasschiebewände würden für ein neues Raumgefühl sorgen.“ Die Orgel selbst hatte überraschend ein Experte als „wahres und rares Schätzchen“ eingestuft.

Passend zur Universiade in der Lohrheide

2025 ist ein relativ neuer Eckpunkt in der Projektentwicklung. König blickt dazu in Richtung Lohrheidestadion, wo ebenfalls der Umbau ansteht. Denn 2025 soll dort zur Universiade die „Eventbühne“ fertig gestellt sein. „Bis Ende 2022 laufen auf jeden Fall noch die Beratungen über die Bürgerkirche“, erklärt König.

Beim Tag des Denkmals erläuterte Helmut Stricker (vorn) den Besuchern die Uhr im Turm von St. Johannes.
Beim Tag des Denkmals erläuterte Helmut Stricker (vorn) den Besuchern die Uhr im Turm von St. Johannes. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Vorgesehen ist, die Bürgerkirche als Begegnungszentrum im Stadtteil über den Bau von Wohnungen in direkter Nachbarschaft zu finanzieren, sowohl Umbau als auch die spätere Unterhaltung. „Dazu würde dann passen, dass auch ein Teil öffentlich gefördert für weniger finanzstarke Familien gebaut werden soll. Mehrgenerationenhäuser und Barrierefreiheit spielen außerdem eine große Rolle bei der Konzeption der Neubauten rund um die Kirche“, holt König aus, „mit Wohnraum für kinderreiche Familien bis hin zu Einfamilienhäusern“.

Begegnung beim Stadtteilfest

Eine Premiere soll es am Samstag, 1. Oktober, mit dem Stadtteilfest in Leithe auf dem Gelände der ehemaligen Grundschule Bertramstraße und auf dem Kirchengelände St. Johannes geben: Die Stadtteilgemeinschaft feiert unter Federführung des „Bunten Blocks“ aus der umgenutzten Schule.

Gespräche über die Perspektiven des Stadtteils können sicher auch am Freitag, 23. September, ab 19 Uhr beim „ökumenischen Lagerfeuer“ vor der evangelischen Kreuzkirche an der Gelsenkirchener Straße 1-3 geführt werden. Die Besucher können an diesem Abend am Lagerfeuer zusammen plaudern, singen, grillen und Stockbrot backen.

Café und neue Kita

Die Projekt-Zeichnungen zeigen weitere interessante Details. So ist darin ein ausgedienter, umgebauter Eisenbahnwaggon als Anbau an das Kirchengebäude mit Sanitärräumen, Küche und einem kleinen Café mit Außenterrasse zu sehen.

Dieses neu gestaltete, autofreie Quartier stünde im Zeichen des gemeinsamen Wohnens im Schatten der offenen Kirche mit ihrem Auftrag als Treffpunkt und Anlaufstelle. Vorgesehen ist auch eine neue, dann fünfgruppige Kindertagesstätte. Das würde zum Konzept der „Bürgerhäuser/Gute Stuben“ passen, das die Stadt derzeit ausarbeitet.