Bochum-Günnigfeld. Alfred Bocian meint, das Jobcenter Bochum sei ausländerfeindlich wegen der Nebenkostenabrechnungen. Er vermietet Wohnungen auch in Wattenscheid.
Alfred Bocian hat alle Briefe aufgehoben. Die, die er von seinen Mietern bekommen hat, an sie geschrieben hat und auch die, die er ans Jobcenter Bochum geschickt hat. Das Muster sei: Die Mieter von Bocian, deren Miete vom Jobcenter gezahlt wird, würden aufgefordert, eine aktuelle Heiz- und Betriebskostenabrechnung vorzulegen. Ein normaler Verwaltungsvorgang, wenn das Jobcenter Kaltmiete und Betriebskosten von Leistungsempfängern übernimmt.
Bochum: Mieter auch aus Syrien und Albanien
„Das Jobcenter will die Abrechnungen mitten im Jahr, obwohl ich sie immer erst bis Ende des Folgejahres erstellen muss.“ Das sei bereits mehrere Male passiert. Der 64-Jährige ist seit vielen Jahren Vermieter an der Marktstraße in Günnigfeld. Nicht nur in Bochum vermietet er Immobilien, auch im Sauerland oder in Hamburg. „Ich kenne mich also mit Heiz- und Betriebskostenabrechnungen aus.“
Weil die Mieter die gewünschten Unterlagen nicht vorlegen konnten, da Bocian die Abrechnungen noch nicht erstellt hatte, stellte das Jobcenter seine Zahlungen ein. Er musste seine Mieter erst mahnen und dann kündigen – bis das Jobcenter dann schließlich doch zahlte, so Bocian. „Es ist immer wieder dasselbe“, klagt der Vermieter. Und weiter: „Auch das Bochumer Jobcenter weiß über Rechte und Pflichten der Vermieter Bescheid.“ Bocian vermutet: „Wenn die Sachbearbeiter nicht unwissend sind, steckt meiner Meinung nach ausländerfeindliche Schikane dahinter.“ Die Briefe erhalten laut seiner Aussage nicht alle seine Mieter.
Jobcenter Bochum bestreitet energisch diese Vorwürfe
In seinem 16-Parteien-Haus in Günnigfeld leben vier syrische und eine albanische Familie. „Die Briefe vom Jobcenter bekommen nur die ausländischen Mieter, obwohl auch von deutschen Mietern die Miete vom Jobcenter bezahlt wird“, behauptet er. Und hält das für rassistisch. „Ich vermute, dass das Jobcenter die Leute dazu bringen will, sich schnellstmöglich Arbeit zu suchen und sie deshalb auf diese Weise schikaniert.“
Jobcenter Bochum weist die Vorwürfe zurück
Dabei hätten drei der ausländischen Mieter bereits einen Job gefunden. „Die meisten Familien sind 2015 oder 2016 hierher geflüchtet. Einer arbeitet bei McDonalds, einer im Bauwesen und einer macht eine Ausbildung als Elektroingenieur.“ Er habe einen guten Draht zu den Mietern.
Diese selbst wollen allerdings nicht mit der Presse sprechen. Mehrere Beschwerden hat der Vermieter schon auf den Weg gebracht, immer wieder Briefe zur Vorlage beim Jobcenter geschrieben. Dass sein Ton darin sehr rau war, gibt Bocian zu. „Ich habe nur eine nichtssagende Rückmeldung erhalten. Wurde mit Begründungen wie Datenschutz und ,üblichen Verwaltungsverfahren’ abgewimmelt.“ „Ich werde mich auch noch bei der Arbeitsagentur in Nürnberg beschweren.“
Jobcenter Bochum betont Gleichbehandlung aller Kunden
Beim Jobcenter Bochum stoßen Bocians Vorwürfe auf entschiedene Zurückweisung. „Wir behandeln alle unsere Kunden und Kundinnen gleich – ganz unabhängig von der Nationalität oder Herkunft“, beteuert Pressesprecher Johannes Rohleder. Es sei richtig, dass der Vermieter die Betriebskostenabrechnung erst bis Ende des Folgejahres vorlegen müsse, viele Vermieter täten dies aber bereits deutlich eher. „Wenn uns kurz schriftlich mitgeteilt wird, dass die Abrechnung noch nicht vorliegt, fordern wir einfach später noch einmal dazu auf“, erklärt Rohleder. Das Jobcenter sei daran interessiert, die Betriebskostenabrechnungen zeitnah zu erhalten, um Differenzen in den Zahlungen möglichst zu vermeiden.
„Wenn eine Betriebskostenabrechnung vorgelegt wird, legen die Mitarbeiter sich die Aufforderung für das kommende Jahr auf Wiedervorlage“, erklärt Rohleder den Ablauf. Die Briefe hätten also nichts mit Schikane oder Rassismus zu tun, eine Ungleichbehandlung jedweder Art liege dem Jobcenter fern. Bocian behauptet, die Leistungen seien trotz Mitteilung an das Jobcenter gekürzt worden. Das Jobcenter darf sich aus datenschutzrechtlichen Gründen zum konkreten Fall nicht äußern, betont aber: „Wir haben absolut kein Interesse daran, Leistungen grundlos zu kürzen.“