Höntrop. . Massive Baumfällungen am Höntroper Zeppelindamm im Oktober mobilisiert die Bürger. Sie gründen den Verein „Freunde des Stadtwalds Bochum“.

Hohe Wellen schlagen im Herbst die massiven Baumfällungen am Zeppelindamm. Die Stadt hat ab Oktober Teile des Stadtwaldes abgeholzt – ein etwa zwölf Meter breiter Baumstreifen mit einer Fläche von 0,5 Hektar. Damit soll der Baumbestand – die Gesamtfläche dieses Landschaftsschutzgebietes beträgt zwei Hektar – umgewandelt werden in einen niederwaldartigen, naturnahen Strauch-/Baumstreifen mit blühenden Straucharten sowie Niederwaldbaumarten.

Widerstandskraft gegen Stürme fehlt

Begründet wird dies mit Sturmschäden an einigen der Bäume. Doch auch gesunde sind gerodet worden, weil ihnen beim Ausdünnen des Waldes die Widerstandskraft gegen Stürme fehlen würde. Die Reaktionen: Entsetzen und Unverständnis. Die Empörung wächst bei Anwohnern und bei Politikern. Diese hatten die Verwaltungsmitteilung über „Fällungen im öffentlichen Raum im Winterhalbjahr 2018/2019“ in allen Fachausschüssen durchgewunken, weil wohl niemand die Tragweite in der langen Liste über Pflege des öffentlichen Grüns erfasst hatte.

Stadtbaumkonzept soll auch fachlich erörtert werden

Im Verein wurden vier Arbeitskreise gegründet: „Recht, Verwaltung und Politik“, „Emission und Auswirkung“, „Umwelt und Bildung“ und „Öffentlichkeitsarbeit“. Wie das angestrebte Stadtbaumkonzept aus fachlicher Sicht aussehen kann, soll auch mit Arbeitsgruppen der Ruhr-Universität Bochum erörtert werden.

Weitere Vorschläge lauten: Flüsterasphalt auf dem Zeppelindamm, Tempolimit 50 km/h bis zum Wattenscheider Hellweg und Parkverbot für Lkw auf dem Mehrzweckstreifen.

Weitere Fällungen angekündigt

Das Thema landet erneut im Umweltausschuss. Dort haben dessen Mitglieder erfahren, dass die Stadt im kommenden Frühjahr 30 Eichen, 2,50 Meter hoch, neu pflanzen will, im Abstand von jeweils zehn Metern. Dazwischen will sie blühende Sträucher platzieren, fünf Meter hoch, um zu verdichten. Es wird auch angekündigt, im nächsten Jahr weiter zu fällen, dann auf dem Abschnitt des Zeppelindamms zwischen der Fußgängerbrücke an der Varenholzstraße bis hin zur Tankstelle.

Auf einer Länge von mehreren hundert Metern hat die Stadt Bäume am Zeppelindamm gefällt.
Auf einer Länge von mehreren hundert Metern hat die Stadt Bäume am Zeppelindamm gefällt. © Ingo Otto

Vereinsgründung

Die Nachbarn machen mobil und gründen den Verein „Freundinnen und Freunde des Stadtwalds Bochum“. Kurz darauf der nächste Schock: Nur wenige Wochen nach dem Kahlschlag durch die Stadt – den sie vorübergehend ausgesetzt hat – beginnt der Landesbetrieb Straßen-NRW am Zeppelindamm zu fällen. Dabei ist es um die Verkehrssicherheit gegangen. Ein Teil der Eschen ist vom sogenannten Eschentriebsterben befallen gewesen. Mitglieder des Stadtwald-Vereins schreiten ein und können einen Mitarbeiter von der Niederlassung Ruhr beim Landesbetrieb überzeugen, einige der Bäume stehen zu lassen.

Die Holzstapel türmen sich am Zeppelindamm.
Die Holzstapel türmen sich am Zeppelindamm. © Ingo Otto

Wogen haben sich ein wenig geglättet

Inzwischen haben sich die Wogen ein wenig geglättet. Die Politik und die Verwaltung versprechen, bei künftigen Abholzungen massiver an die Öffentlichkeit zu gehen, damit die Anwohner nicht von der Säge überrascht werden. Der Stadtwald-Verein will sich für den Stadtwald im gesamten Bochumer Stadtgebiet einsetzen, denn im nächsten Jahr stehen weitere Rodungen in anderen Stadtteilen an.

Die treibenden Kräfte des Widerstands sind von Anfang an Volker Müller und Tobias Dannappel, heute die Vorsitzenden des Vereins. Sie setzen auf Gespräche, haben etwa das Angebot von Stadtbaurat Markus Bradtke angenommen: „Als Verein wollen wir konstruktiv mit der Stadt zusammenarbeiten, um auf der nächsten Etappe einen ähnlichen Kahlschlag zu verhindern“, so Dannappel.

Ein erstes Treffen zwischen Vertretern des Vereins und Verantwortlichen der Stadt soll im Januar stattfinden.