Höntrop. . Nach dem Kahlschlag am Zeppelindamm setzt der Verein auf einen Stadtwald und konstruktive Gespräche. Anwohner berichten über Auswirkungen.
Weg vom Forst – kein Kahlschlag. Das erste große Ziel des Vereins „Freundinnen und Freunde des Stadtwalds Bochum“ lautet, weitere geplante Baumfällungen am Zeppelindamm künftig zu verhindern. Dazu stellen sich die 40 Mitglieder aktuell auf und suchen Gespräche mit Bürgern und Stadtverwaltung. Gemeinsam möchten sie ein Pilot- und Leuchtturmprojekt in die Wege leiten, danach die Arbeit auf ganz Bochum ausweiten.
Nach den Protesten, die der Kahlschlag am Zeppelindamm ausgelöst hat, setzen alle Beteiligten nun auf konstruktive Gespräche. Ein erstes Treffen zwischen Vertretern des Vereins und Verantwortlichen der Stadt soll im Januar stattfinden. Volker Müller, erster Stadtwald-Vorsitzender: „Wir müssen alle an einen Tisch kommen und im Sinne der Bürger eine Lösung finden. „Man kann eine belastete Straße so hinbekommen, dass alle stolz sind.“
Gesprächsangebot liegt vor
Stadtsprecher Peter van Dyk bestätigt einen „konstruktiven Gesprächsbeginn zwischen dem zuständigen Dezernenten“, Stadtbaurat Markus Bradtke und dem Verein. „Ein Gesprächsangebot ist unterbreitet.“ Künftig werde man zudem besonders sensibel kommunizieren. Stadtsprecher van Dyk: „Wenn Maßnahmen durchgeführt werden, werden die Bürger im Vorfeld z.B. über die Presse oder in Anliegeranschreiben informiert. Ihre Meinungen und Wünsche werden, wenn dies fachlich möglich ist, berücksichtigt.“
Liste von Vorschlägen und Fragen
Volker Müller begrüßt diesen Informationsaustausch, mahnt mit Blick auf das Gespräch im Januar allerdings: „Es darf nicht darauf hinauslaufen, dass richtig kommuniziert, aber falsch gehandelt wird.“ Entsprechend erarbeiten die Vereinsmitglieder eine Liste von Vorschlägen, Fragen und Kritikpunkten, die in erster Linie die sinkende Lebensqualität im Bereich Zeppelindamm thematisiert. Müller: „Das ‚Handlungskonzept Wohnen‘ der Stadt sehen wir nicht eingelöst. Laut amtlichen Zahlen befahren 9,3 Millionen Fahrzeuge jährlich den Zeppelindamm, die Belastungen liegen laut Lärmkartierung im Tagesdurchschnitt bei 65 Dezibel, auf Dauer ein gesundheitsschädigender Wert.“
Die bereits abgeholzten Bäume fehlen zudem als Sichtschutz und Staubfilter. In der dunklen Jahreszeit stören die Scheinwerfer der Autos, berichtet Anwohnerin Ursula Schüttig: „Man hat keine Ruhe mehr. Ab 15.30 Uhr müssen wir die Rollläden heruntermachen.“
Anwohner klagen über Belastungen
Seit 50 Jahren wohnt Ursula Schüttig in unmittelbarer Nähe zum Zeppelindamm: „Hätte ich damals gewusst, wie es sich entwickelt, wäre ich nicht hier hingezogen“, ärgert sie sich.
Marga Heckmanns bestätigt: „Vor dem Kahlschlag hat man die Autos hinter den Bäumen nur erahnt. Jetzt ist es ganz schlimm.“ Auch die Staubbelastung sei deutlich gestiegen, erzählen die Anwohnerinnen. Die geplanten 30 neuen Eichen würden kaum Abhilfe schaffen. Im Jahr 2028 schätzt der Verein deren Größe auf lediglich vier Meter. Die Stadt spricht hingegen von einer „enormen Aufwertung“ des Alleecharakters.
>>Artenschutz liegt dem Verein am Herzen
Ein wichtiger Punkt für die Stadtwald-Freunde ist der Artenschutz. Tobias Dannappel, zweiter Vorsitzender: „Hier gibt es Greifvögel, Rehe und Fledermäuse.“ Da der Stadtwald nun als Schutz fehlt, steige das Risiko für Wildunfälle. Abzuwarten bleibe, wie die Starkregen-Belastung ausfallen wird. Volker Müller: „Die Waldstreifen haben viel Wasser aufgenommen, im Sommer vor der intensiven Sonneneinstrahlung geschützt.“ Warum aufgrund der „windexponierten Lage im Westen“, wie argumentiert werde, eine Waldreihe fallen müsse, erschließt sich den Mitgliedern nicht.
Vorschlag: Flüsterasphalt auf dem Zeppelindamm
Im Verein wurden vier Arbeitskreise gegründet: „Recht, Verwaltung und Politik“, „Emission und Auswirkung“, „Umwelt und Bildung“ und „Öffentlichkeitsarbeit“. Dannappel: „In Kürze möchten wir mit Flyern und Aktionen aktiv werden.“ Wie das angestrebte Stadtbaumkonzept aus fachlicher Sicht aussehen kann, soll auch mit Arbeitsgruppen der Ruhr-Uni erörtert werden.
Weitere Vorschläge lauten: Flüsterasphalt auf dem Zeppelindamm, Tempolimit 50 km/h bis zum Wattenscheider Hellweg und Parkverbot für Lkw auf dem Mehrzweckstreifen. Zudem biete man der Bezirksvertretung weiterhin an, sich während des Berufsverkehrs zu treffen, um die Lärmbelastung einschätzen zu können.