Höntrop. . Umweltausschuss diskutiert lange über die Rodung am Zeppelindamm. Anwohner gründen einen Verein. Unbekannter schickte Hassmail an die Verwaltung.
Das Thema Kahlschlag am Zeppelindamm erregt weiter die Gemüter. Jetzt beschäftigte sich der Umweltausschuss mit den Baumfällungen im dortigen Stadtwald, die Verwaltung erklärte auf Betreiben der Vorsitzenden Martina Schmück-Glock (SPD) den Hintergrund.
Stadtförster Martin Erben erläuterte, warum die Bäume – auch die gesunden – gefällt werden mussten. Ein Teil sei durch Stürme einsturzgefährdet, der Rest hätte keine Standfestigkeit mehr gehabt, weil im Waldbestand dann Lücken klafften. Im kommenden Frühjahr wolle die Stadt 30 Eichen, 2,50 Meter hoch, neu pflanzen, im Abstand von jeweils zehn Metern, dazwischen blühende Sträucher, fünf Meter hoch, um zu verdichten. Es wurde auch angekündigt, im nächsten Jahr weiter zu fällen, dann auf dem Abschnitt des Zeppelindamms zwischen der Fußgängerbrücke an der Varenholzstraße bis zur HEM-Tankstelle.
Homepage des Vereins ist online
Die Homepage des Vereins, der sich morgen (11.) gründen wird, ist jetzt online: www.stadtwald-bochum.de. Die Vorstände stehen fest. Ziel der künftigen Vereinsmitglieder ist es, weiteren Kahlschlag auch an anderen Stellen zu verhindern.
Schon vor 10 Jahren wehrten sich Anwohner gegen Abholzungen am Zeppelindamm.
Verein „Schutz der Stadtwälder“ gründet sich
Auch Anwohner nahmen an der Sitzung teil, darunter die treibenden Köpfe des Widerstands gegen die Rodungen, Volker Müller und Tobias Dannappel. Am Sonntag (11.) wird der Verein „Schutz der Stadtwälder“ gegründet. Dannappel: „Der Ausschuss zeigte sich mit den Erklärungen der Verwaltung zufrieden. Wir sehen das anders. Als Verein wollen wir konstruktiv mit der Stadt zusammenarbeiten, um auf der nächsten Etappe einen ähnlichen Kahlschlag zu verhindern.“ Dannappel hatte das Essener Sachverständigenbüro für Baumsicherheit Dräger beauftragt. Dessen Gutachten ergab: Fällungen in diesem Ausmaß wären unnötig gewesen. „Wir wollen einen Kompromiss mit dem Ziel, so viel Wald wie möglich zu erhalten.“
Volker Müller lobte das Gesprächsangebot von Stadtbaurat Markus Bradtke an die Anwohner: „Das wollen wir gerne annehmen.“ Zu Irritationen führte während der Sitzung, dass Bürger Hassmails an die Verwaltung geschickt hatten, gegen die der Stadtbaurat Strafanzeige erwägt. Müller: „Davon distanzieren wir uns ausdrücklich. Wir streben einen sachlichen Dialog mit der Stadt an.“ Es seien aber Fragen offen geblieben, etwa die, was mit der Waldfläche auf der Seite der Wohnbebauung passieren wird. „Wir fürchten, dass Lärm und Staub unerträglich werden.“ Müller nennt ca. 22.000 Fahrzeugbewegungen täglich auf dem Zeppelindamm. „Damit gehören der Zeppelindamm, Munscheider Damm sowie Berliner Straße zu den meistbelasteten Straßen in Bochum.“
Hans-Josef Winkler von der Fraktion UWG/Freie Bürger zeigt sich nach der Sitzung erleichtert, dass Stadtbaurat Markus Bradtke „angesichts der schweren Gemengelage den Wind aus den Segeln genommen hat“. Er versprach, bei anstehenden Baumfällungen in Zukunft die Öffentlichkeit besser zu informieren; Winkler: „Also hat der Protest etwas genutzt.“ Den Argumenten der Anwohner mag er sich nicht anschließen.
Erklärung klang überzeugend
Ausschussvorsitzende Martina Schmück-Glock (SPD): „Weder wir, noch die Bürger haben verstanden, warum die Stadt derart radikal vorgegangen ist und so viele Bäume gefällt hat. Da ist es kein Wunder, dass viele Menschen, nicht nur Anwohner, wütend waren über diese scheinbare Nacht-und-Nebel-Aktion. Allerdings klang die Erklärung der Verwaltung zur Notwendigkeit des Kahlschlags überzeugend.“