Wattenscheid-Mitte. . Die Großpfarrei St. Gertrud will ihr Stadthaus vermarkten. Die Bildungsstätte soll ihr Domizil dort behalten. Ein Gutachter schätzt den Wert.
Das katholische Stadthaus Gertrudenhof 25 soll verkauft werden. Das Gebäude, in dem vor allem die Erwachsenen- und Familienbildungsstätte (Fbs) ihr Domizil hat, gehört seit Anfang des Jahres der Großpfarrei St. Gertrud. Im Rahmen des Pfarreientwicklungsprozesses (PEP), der alle Pfarreien im Bistum Essen zu Einsparungen anhält, wird die Immobilie veräußert. So sieht es der Kirchenvorstand (KV) vor.
Gebäude gehört der Pfarrei
KV-Mitglied Alfons Jost erklärt: „Das Stadthaus gehörte bis vor einem Jahr zu den Vermögenswerten des Gemeindeverbands, also in die Vermögensstruktur des Bistums Essen, stellte aber keinen eigenen Vermögenswert der Großpfarrei St. Gertrud dar. Das ist seit Jahresanfang anders.“ In den vergangenen Jahren seien die Vermögenswerte innerhalb des Bistums vollkommen neu strukturiert worden. Die Übertragung des Stadthauses auf die Großpfarrei sei allerdings recht einfach gewesen, weil Wattenscheid einst ein eigenes Dekanat war.
Diskussion schon auf der Gemeindeversammlung
Schon für Diskussionsstoff lieferte der geplante Verkauf des katholischen Stadthauses bei der offenen Versammlung zur Umgestaltung des Gertrudishauses Ende Oktober. Ein Bürger fragte an: „Was geschieht denn mit dem Geld, wenn das Stadthaus verkauft würde?“
Der ehemalige Kirchenvorstand Andreas Feldmüller dazu: „Das Geld bleibt in der Gemeinde, wird reinvestiert.“ Ein Zuhörer: „Und wo liegt das Geld aus dem Verkauf der Widume, dem historischen Pfarrhaus?“ Feldmüller: „Auch das liegt bei der Pfarrei.“
Kirchenvorstand und Finanzexperte Jost: „Mit der Übertragung des Stadthauses fallen aber auch alle Kosten für die Gemeinde an, angefangen von Grundbesitzabgaben über Versicherungen und eben auch notwendige Renovierungs- oder Sanierungsarbeiten.“
Das Gebäude ist Anfang der 1980er Jahre insbesondere für die Bildungsstätte und das katholische Jugendamt errichtet worden. Die Bildungsstätte ist nach wie vor im Gertrudenhof ansässig. „Und soll es auch bleiben,“ so Jost. Die FBS belegte früher Räume im Keller, hatte die Parterre und auch das erste und zweite Obergeschoss. Nach der Fusion mit Bochum verkleinerte sich die Bildungsstätte, nutzt nur noch das Erdgeschoss und das erste Obergeschoss.
Miete müsste erhöht werden
Die Bildungsstätte musste keine ortsüblich hohe Miete zahlen, eben weil Wattenscheid ein eigens Dekanat war und die Bildungsstätte katholisch ist. Im Zuge des PEP habe der Kirchenvorstand, genauer, Vertreter des Liegenschaftsausschusses, der Bildungsstätte „ein Signal gegeben, was die Miete betrifft“, so Jost. Im Klartext: Die Miete muss erhöht werden.
Außerdem seien die oberen Etagen nicht dauerhaft vergeben, „weil sie schlecht vermietet werden können.“ Früher hatte das katholische Jugendamt in der dritten Etage seinen Platz und in der vierten waren die Büros für das Dekanat Wattenscheid, bis dato auch noch das Pfarrbüro, das aber nach dem Umbau des Gertrudishauses auf die Kirchenburg ziehen wird.
Haus ist pastoral nicht notwendig
Jost: „Durch die Bildung der Großpfarrei in Wattenscheid sind aber all diese Büros nicht mehr notwendig.“ Im fünfen Obergeschoss wohnt der Hausmeister. Jost: „Das Stadthaus ist heute kein pastoral notwendiges Gebäude mehr.“ Und: „Der Kirchenvorstand hat überlegt, wie wir die Etagen optimieren können. Aber das würde mehrere 100.00 Euro kosten. Und zwar in Vorfinanzierung. Es würde lange dauern, bis sich die Investitionen dann refinanzieren.“ Und: „Da haben wir eine gedankliche und inhaltliche Sperre.“
Genaueres im Spätfrühjahr
Nun ist ein Gutachter damit beauftragt, ein Wertgutachten zu erstellen. „Das Ergebnis“, so Jost, „wird Anfang Dezember erwartet. Mit dem Gutachten werden wir dann in den Wettbewerb der Vermarktung gehen.“ Er betont: „Wir haben sehr großes Interesse daran, dass die Bildungsstätte dort bleiben kann. Bildung soll in Wattenscheid weiterhin einen Standort haben.“
Jost hoffe, „dass wir im Spätfrühjahr Genaueres wissen, was einen Kaufinteressenten betrifft.“