. Die „koordinierende Arbeitsgruppe“ stellt der Öffentlichkeit in der Propstei ihr Konzept „St. Gertrud 2030“ vor. Um- und Neubauten sind nötig.

Die Zukunft der Großpfarrei St. Gertrud und damit der einzelnen Gemeinden samt Kirchen in Wattenscheid steht im „Pfarreientwicklungsprozesses“, kurz PEP, auf dem Prüfstand. Es muss gespart werden. Seit zwei Jahren ist das Gesamtgremium „koordinierende Arbeitsgruppe“ am Werk, einen Zukunftsplan zu erarbeiten. Am Mittwochabend präsentierte das Gremium das Konzept der Öffentlichkeit in die Propsteikirche. Gut 250 interessierte Bürger sind gekommen, um die Planungen für „St. Gertrud bis 2030“ quasi aus erster Hand zu hören. Vorgestellt wurde das Szenario von Dr. Andreas Feldmüller und Pia Scholz.

Der Pfarreientwicklungsprozess.
Der Pfarreientwicklungsprozess. © Gero Helm

Außer Betrieb nehmen

Hier die Planung im Wesentlichen: Die Gemeindekirchen St. Theresia (Eppendorf), St. Marien (Höntrop), St. Nikolaus (Westenfeld, bereits ohne Gottesdienste), St. Joseph (Heide) und Herz-Mariä (Günnigfeld) werden bis spätestens 2030 außer Betrieb genommen. Für St. Johannes (Leithe) stehen noch Alternativen im Raum, auch wenn perspektivisch der Erhalt der Kirche nicht über 2025/2030 hinaus finanziert werden kann. Doch könnte, etwa mit starkem Finanzpartner, die Kirche umgebaut und für Gottesdienste und als Begegnungsraum genutzt werden.

Gemeindesaal als Pfarrbüro

Der Pfarreientwicklungsprozess.
Der Pfarreientwicklungsprozess. © Gero Helm

Die Propsteikirche soll erhalten bleiben und auch ein Gotteshaus in St. Maria-Magdalena, wobei das jetzige Kirchengebäude schwer sanierungsbedürftig ist. Insofern, so der Vorschlag des PEP-Gremiums, könnte dort eine neue Kirche errichtet werden. Begründung: Der Standort Höntrop ist wichtig – auch als Signal „für kirchlichen Neuaufbruch in Wattenscheid“.

Die Liquidität in Zahlen, Daten und Fakten

Der Prozess muss sein, um Geld einzusparen. Der Etat der Großpfarrei St. Gertrud muss zunächst bis 2025 um etwa 30, in einem zweiten – bis ca. 2030 – um 50 Prozent reduziert werden. In Summe, so erklärt es Alfons Jost (Gremium, Zahlen, Daten, Fakten), bedeute das: In 2017 kosten der Betrieb der Kirchen mit Unterhalt, Energiekosten, Personalkosten für Verwaltungskräfte, Küster, Hausmeister, Reinigungskräfte rund eine Millionen Euro. Die Rücklagen betragen rund 1,4 Millionen Euro. Durch die Preisanstiege auf rund 1,4 bis 1,5 Millionen Euro in den nächsten Jahren wären die Rücklagen bis etwa 2026 aufgebraucht, die Pfarrei also pleite. An Schlüsselzuweisungen erhält die Pfarrei jährlich 464 000 Euro vom Bistum. Die Personalkosten für Pfarrer/Gemeindereferenten trägt das Bistum.

Kapellen erhalten

Zusammengefasst bedeute die Planung, dass bis 2030 und darüber hinaus zwei Kirchen, nämlich St. Gertrud und St. Maria-Magdalena als Gotteshäuser in Betrieb sind.

Erhalten bleiben die Kapellen im Marienhospital und im Altenheim St. Elisabeth von Thüringen. Das Kolumbarium St. Pius unterliegt einer separaten Finanzierung.

Pfarreientwicklungsprozess .
Pfarreientwicklungsprozess . © Gero Helm

Alle Gemeinden sollen in ihren Ortsteilen über ein eigenes Gemeindehaus oder Begegnungszentrum verfügen. Hier reicht das Spektrum vom Um- über einen Erweiterungs- bis hin zum Neubau.

Auf der Kirchenburg (Propstei) sollen alle Dienstleitungen verfügbar sein. Der Pfarrsaal im Gertrudishaus könnte umgenutzt werden als Pfarrbüro für alle Gemeinden.

Unterschiedliche Reaktionen der Versammelten

Die Reaktionen der Versammlungsbesucher auf das vorgestellte Konzept waren – erwartungsgemäß – höchst unterschiedlich. Fragen wie „wo soll unser Kirchenchor demnächst singen, wenn wir keine Kirche mehr haben“, oder „ohne Kirche haben wir keine Heimat mehr“ und „warum bekommt Maria-Magdalena einen Neubau, während andere Kirchen geschlossen werden?“ über „ein Konzept für die Zukunft muss sein“ bis hin zu „die Planungen sind schlüssig“ und „wichtig ist, dass in allen Gemeinden Anlaufpunkte bestehen bleiben“. Die Teilnehmer konnten an fünf Ständen mit dem Gremium diskutieren und ihre Meinungen auf Zettel schreiben. Das Gremium wird die Vorschläge in die Beratungen mit einbeziehen und ein Votum beschließen, das später dem Bistum vorgelegt wird.

Menschen statt Steine

Feldmüller und Scholz betonten, „dass das Gremium die Zukunft der Pfarrei weniger in Steinen als vielmehr mit Personal, mit Menschen, sieht.“ Das Szenario 2030: Ehrenamtskoordinator (halbe Stelle), Jugendarbeit (halbe Stelle), 0,15-Stelle für „Kommunikation“. Mehr auf www.sanktgertrud-wattenscheid.de/unsere-pfarrei/pfarrei2030