Marl. . Mit vier Festival-Produktionen soll sich im Rahmen der Ruhrfestspiele vom 7. Mai bis 1. Juni das Marler Theater füllen: Gezeigt werden eine böse Boulevard-Komödie mit Hannelore Hoger und Volker Lechtenbrink, zwei artistische Programme und ein neuer Liederabend.
Respekt! Die Ruhrfestspiele halten dem Theater Marl die Treue – obwohl in den Vorjahren längst nicht jede Produktion auch Publikumserfolge verbuchen konnte. Statt weniger gibt’s aber 2013 mehr Ruhrfestspiele in dieser schönen Spielstätte.
„Ihre Version des Spiels“
Ein Signal setzt schon die Eröffnungs-Produktion – nur vier Tage nach der Auftakt-Gala im Festspielhaus. In Marl gastiert dann das bewährte St. Pauli-Theater mit prominenten Hauptdarstellern: Hannelore Hoger und Volker Lechtenbrink sind die Stars in „Ihre Version des Spiels“ von Yasmina Reza (vom 7. bis 12. Mai).
Die Ausgangssituation dieses so giftigen wie elegant-komödiantischen Werkes dürfte Hannelore Hoger selbst allzu gut kennen: eine Lesereise in die Provinz. Dort trifft der Stargast nicht nur auf einen bemühten Bibliothekar – sondern auch auf eine Karriere-Journalistin. Was dann passiert, entspricht – laut Programmbuch – den typischen Qualitäten des „Deluxe“-Boulevards à la Yasmina Reza: „Sprachliche Nadelstiche verwandeln zivilisierte Kulturbürger in hochgradig gereizte Nattern.“
Zwei zirzensische Produktionen
Statt klassischen Schauspiels folgen drei weitere Gastspiele im Theater Marl – die sich alle drei zwischen Zirkus und Musik-Revue höchst attraktive Nischen eroberten. Der „Cirque Éloize“ (vom 17. bis 20. Mai) ließ sich im Festspielhaus schon oft und gerne feiern. In Marl präsentieren die Kanadier (und Kanada ist heutzutage die interessanteste aller Zirkusnationen) eine Produktion zum Über-Thema der Ruhrfestspiele: „Cirkopolis“ spielt schon im Titel an auf Fritz Langs utopischen Stummfilm „Metropolis“. Artisten, Tänzer und Musiker zeigen die Sehnsucht, aus der Maschinenwelt à la Lang auszubrechen. „Cirkopolis“ ist eine Deutschland-Premiere der kanadischen Truppe.
Eine Reprise aus dem Vorjahr ist dagegen „Areja“ (in Marl vom 22. bis 26. Mai). Als Beitrag zur 2012er „Woche des Sports“ war dieses poetisch-zirzensische Programm flugs ausverkauft. Die aparte, TV-bekannte Natalya Netselya verbindet mit ihren hübschen Sandmalereien die Nummern dieser multimedialen Revue. Ein modernes „L’art pour l’art“ bewarb das 2012er Programmbuch, „das die Fantasie beflügelt und angenehm die Sinne kitzelt“.
„Aida“ à la Wittenbrink
Für den krönenden Abschluss des Vierer-Reigens sorgt vom 29. Mai bis 1. Juni der Marler Publikumsliebling der Vorjahres-Ruhrfestspiele: Damals amüsierte sich das Marler Publikum köstlich beim leichtgewichtigen, aber allerliebst ausgestatteten „Eltern“-Abend Franz Wittenbrinks.
Nun bringt er mit dem Deutschen Schauspielhaus Hamburg einen neuen Liederabend auf die Bretter. „Aida“ ist schon ein frecher Titel – doch Wittenbrink, der einstige Regensburger Sängerknabe, meint nicht Verdis Orient-Oper, sondern die seit Jahren immer beliebteren Kreuzfahrt-Traumschiffe. Auf seinem Sonnendeck versammelt der gewiefte Song-Arrangeur musikalischer Dramolette ein illustres Personal aus „marodem Geldadel, mit den letzten Schwarzgeldreserven im Handgepäck, neureichen Krisengewinnern, fliegenden Holländern“. Das Programm nennt noch mehr hübsch beschriebene Typen.