Recklinghausen.. Mit Zeichnungen und Skulpturen Jan Fabres kehrt die Kunsthalle im Frühjahr zur Ausstellungs-Kooperation mit den Ruhrfestspielen zurück.
Kompliment. Selten haben die Ruhrfestspiele – bis heute – das große Geheimnis ihres kommenden Programms so gut unter Verschluss gehalten wie für die 67. Spielzeit. Mit einer prominenten Ausnahme: denn die Ausstellung mit Werken von Jan Fabre im Kunstbunker war für 16. April bis 16. Juni terminiert, noch ehe sie zu einer Ruhrfestspiel-Ausstellung avancierte (die WAZ berichtete).
„Metamorphosen“ als Schlüssel
Eine bessere Gelegenheit allerdings, um mit der Kunst dieses Antwerpeners die Verbindung der beiden Traditions-Kulturstätten neu zu knüpfen, ließe sich kaum denken. Denn der 54-jährige Jan Fabre hat wie nur wenige andere einen klangvollen Namen sowohl in der bildenden wie in der darstellenden Kunst. Der Belgier repräsentierte sein Land 1984 bei der 41. Biennale von Venedig und acht Jahre später bei der documenta IX in Kassel.
Und ihm wurde 2008 eine Ehre zuteil, die als bisher einmalig in der Kunstgeschichte gilt: Jan Fabre erhielt von den Kuratoren des majestätischen Louvre „Carte blanche“, um die Säle der alten Meister nach eigenem Gutdünken mit seinen Werken zu bespielen. „Engel der Metamorphose“ hieß dieses Ausstellungs-Ereignis. In den Sälen flämischer und niederländischer Meister, schrieb damals Europas auflagenstärkstes Kunstmagazin „Art“, zeigte Jan Fabre „seine ganz persönliche Vision von Tod und Wiederauferstehung“.
Recklinghausens Kunsthalle übernimmt in Kooperation eine Ausstellung des „frühen“ Fabre, die noch bis März im Internationalen Kunstzentrum von Eupen zu sehen ist, in Belgiens deutschsprachigem Winkel. Jan Fabre ist nämlich der Enkel des – fast – gleichnamigen Insektenforschers Jean-Henri Fabre (1823 bis 1915). „Metamorphosen“ bezeichnet der Künstler auf seiner Webseite als „Schlüssel“ zu seiner Kunst. Und mit Insektenzeichnungen und Insektenskulpturen in Formaten von klein bis grandios machte sich der Antwerpener bereits als Student einen Namen.
Die Bühnenbildnerei wurde danach zum Wegbereiter für Jan Fabres Theater-Engagement von enormer Produktivität. Der 54-Jährige schuf bereits mehr als 40 Tanz-, Theater- und Opernproduktionen. Nicht selten sind es Kreationen, die gezielt die Grenzen zwischen den Künsten zu sprengen suchen – und die mit Nacktheit, Blut und drastischen Bildern zurück verweisen zu den archaischen Anfang aller Bühnen-Kunst. Im Revier war’s Jan Fabres „Requiem für eine Metamorphose“ (wieder sein Lieblingswort), das 2007 in der Bochumer Jahrhunderthalle für Schauer auf blühender Blumenwiese sorgte.
Da mag es erstaunen, dass einige seiner jüngsten Marmorskulpturen, „Pietàs“, geschaffen für die Biennale 201, menschliche Gehirne darstellen. Jan Fabre nennt sie „den sexiesten Teil des Körpers“.