Oer-Erkenschwick. .
Es klingt unglaublich, was Laura Roski (18) und Daniel Serrano (21) passiert ist. Aus den beiden jungen Leuten wurde über Nacht eine kleine Familie. Denn bis zur Geburt ihres Sohnes Sebastian wussten die Eltern nicht, dass Laura ein Kind erwartet.
Den 16. Mai 2010 werden Laura und ihr Freund Daniel ganz sicher nie vergessen: In der Nacht bekommt die Gymnasiastin aus Datteln starke Rückenschmerzen. „In den Morgenstunden sind wir dann ins Krankenhaus gefahren, weil es Laura so schlecht ging“, erinnert sich Daniel Serrano. „In der Notaufnahme hieß es dann, dass sie etwas am Darm haben könnte oder schwanger sei“, berichtet der Call-Center-Mitarbeiter. Die junge Frau wird auf der gynäkologischen Station untersucht. „Plötzlich stand eine Ärztin vor mir“, sagt Daniel Serrano, „sie erklärte mir, dass ich gleich Vater werden würde und in den Kreißsaal zu Laura sollte.“ Der Mann aus der Stimbergstadt versteht die Welt nicht mehr. Hatte seine Freundin nicht „nur“ Rückenschmerzen? „Die Ärztin gab mir noch schnell mit auf den Weg, dass ich nun die Ruhe behalten müsste“, verrät der junge Vater.
Laura hingegen kann sich an die Stunden vor und nach der Geburt kaum noch erinnern.
Um genau 11.55 Uhr ist es dann soweit und Sebastian erblickt das Licht der Welt. Da stehen die beiden jungen Leute und sind plötzlich zu dritt. Aus „Rückenschmerzen“ ist ein Baby geworden.
Doch wie konnte es passieren, dass die frisch gebackene Mutter die Schwangerschaft nicht bemerkte? Hat die junge Frau die Signale ihres Körpers nicht richtig deuten können? „Ich habe nur drei Kilo zugenommen und alle meine Sachen haben mir noch gepasst“, verrät die schlanke Schülerin. Weder Übelkeit noch Heißhungerattacken habe sie gehabt und selbst ihre Periode sei nicht ausgeblieben.
Während andere Eltern sich monatelang auf die Geburt ihres Nachwuchses vorbereiten können, über Vornamen diskutieren, das Kinderzimmer streichen und Strampler aussuchen, werden die beiden vom Glück überrascht. „Wir haben viele Verwandte und Bekannte, die kleine Kinder haben, die haben uns dann Babysachen mitgebracht“, erklärt Daniel Serrano.
Nach einer Woche darf Laura die Klinik verlassen. „Erst als ich zu Hause war, wurde mir richtig bewusst, dass ich jetzt Mama bin“, gesteht die Schülerin. Aber sie meistert die neue, völlig ungewohnte Situation: Sie setzt einige Wochen in der Schule aus und geht nach dem Sommerferien wieder zum Gymnasium. Während sie fleißig büffelt, kümmert sich eine Tagesmutter um den kleinen Sebastian, der seine Eltern mit seiner Ankunft völlig überraschte.
Mehrere hundert Frauen jährlich bemerken ihre Schwangerschaft nicht
Experten gehen davon aus, dass jährlich mehrere hundert Frauen in Deutschland erst im letzten Drittel ihrer Schwangerschaft oder bei der Geburt bemerken, dass sie schwanger sind. Wie aber kann es sein, dass die werdenden Mütter nicht merken, dass sie ein Kind erwarten?
Psychologen erklärten dieses Phänomen so: Diese betroffenen Frauen streichen die Schwangerschaft völlig aus ihrer Wahrnehmung. Eine Gewichtszunahme wird mit gesteigertem Appetit oder generellen Gewichtsschwankungen erklärt. Übelkeit wird zu einer Magen-Darm-Grippe.
Oftmals wünschen sich diese Frauen ein Kind, haben aber Angst vor der Veränderung, die ein Baby mit sich bringt oder sie fürchten sich vor der Reaktion ihrer Eltern oder ihres Partners.
Fragen rund um das Thema „Schwangerschaft“ beantwortet zum Beispiel „Pro Familia“ in Recklinghausen (www.profamilia.de), die Schwangerschaftsberatungsstellen der einzelnen Städte oder das Diakonische Werk (www.diakonie-kreis-re.de) oder (www.evangelische-beratung.de) sowie die Caritas (www.caritas-muenster.de).