Köln. Schwangere sollten vor Antritt einer Reise besondere Vorkehrungen treffen. Um kein Risiko für Mutter und Kind einzugehen, sollte vor dem Urlaub ein Arzt konsultiert werden.

Bevor das Kind kommt schnell noch mal verreisen - so lautet ein typischer Gedanke vieler schwangerer Frauen und ihrer Partner. Klar, wer weiß schon, wann ein ähnlich ungestörter Urlaub wieder möglich ist? Prinzipiell steht diesem Plan auch nichts entgegen. Aber wie in allen anderen Bereichen des Lebens sollten Schwangere sich auch auf einer Reise schonen. Experten raten daher werdenden Müttern, einen Urlaub behutsam zu planen.

"Eine Urlaubsreise während der Schwangerschaft ist grundsätzlich möglich, wir würden aber eine zeitliche Empfehlung geben: Meistens sind die mittleren Schwangerschaftsmonate günstig für eine Reise", sagt Anke Erath von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) in Köln, die das Ratgeberportal familienplanung.de betreibt. Am Anfang einer Schwangerschaft litten Frauen oft unter Übelkeit, gegen Ende sei das Reisen wegen des runden Bauches eher beschwerlich. Von Reisen in diesen Zeiträumen möchte Erath aber nicht grundsätzlich abraten: "Schwangere sind in unterschiedlichen Verfassungen. Jede Frau kennt sich und ihren Körper selbst am besten." Wichtig sei aber eine vorausschauende Planung: "Man sollte zum Beispiel immer im Auge behalten, ob am Urlaubsort eine medizinische Betreuung möglich ist: Ist also ein Gynäkologe in der Nähe? Wo befindet sich die nächste Klinik?"

Tipps für die Anreise

Beachtet werden muss auch der Transport: So nähmen zahlreiche Fluglinien Schwangere ab der 36. Woche nicht mehr mit, andere verlangten ab dem achten Monat einen Attest über eine komplikationslose Schwangerschaft, da sie eine Geburt an Bord des Fliegers fürchteten. Zudem müsse die eingeschränkte Bewegungsfreiheit an Bord eines Fliegers bedacht werden, die sich schnell auf den stark beanspruchten Kreislauf auswirke. "Auf Flugreisen empfehlen wir Stützstrümpfe und Fußgymnastik, auch um das Thromboserisiko zu senken: Die Beine dehnen und strecken, nach Möglichkeit auch hochlegen. Ab und zu kann eine Schwangere auch im Gang hin und her gehen", sagt Erath. Dies gelte speziell bei Langstreckenflügen - diese seien zwar grundsätzlich möglich, aber es sei auch immer auch eine Sache der Abwägung, ob eine Schwangere sich die damit verbundenen Strapazen antun wolle.

Ähnliche Übungen wie für das Flugzeug empfiehlt Erath auch für den Zug. Wer das Auto nehme, könne öfter mal eine Rast mit einem kurzen Spaziergang einlegen. "In den letzten Schwangerschaftswochen sollte eine Schwangere sich lieber fahren lassen als selbst am Steuer zu sitzen. Das Fahren wird durch die Sitzposition schnell unangenehm, gerade am Rücken. Ohnehin werden Frauen besonders am Ende der Schwangerschaft schneller müde und leiden häufiger unter Konzentrationsschwäche."

Vor Reiseantritt ärztlichen Rat einholen

Genau überlegen sollte sich eine Schwangere auch eine Reise zu einem exotischen Urlaubsziel - nicht nur des langen Transportes wegen. "Wir raten generell von Reisen in Malariagebiete ab, da kann es schnell zu Komplikationen kommen. Es gibt allerdings einige Impfungen, die im zweiten Schwangerschaftsdrittel möglich sind: Cholera, Tollwut oder Polio." Allerdings empfiehlt Erath, dies vorher immer mit dem behandelnden Arzt zu besprechen. "Man muss eine Impfung immer auch in Relation dazu sehen, ob eine solche Reise auch wirklich nötig ist", sagt die Expertin. Wenig geeignet seien generell Gebiete, in denen Infektionskrankheiten oder Magen-Darm-Erreger vermehrt aufträten. "Außerdem sollte eine Schwangere grundsätzlich die Reiseapotheke darauf überprüfen, welche Medikamente sie bedenkenlos einnehmen kann."

Kommt es im Urlaub zu Komplikationen, hat die Schwangere nur eine Möglichkeit: "Man muss so schnell wie möglich die nächstgelegene Klinik aufsuchen. Dort wird dann entschieden, ob die Schwangere ausgeflogen werden kann oder vor Ort behandelt werden muss", sagt Erath.

Aber gerade, um eine solche Situation gar nicht erst entstehen zu lassen, sei es umso wichtiger, sich zuvor umfassend beraten zu lassen. "Man kann das Thema etwa bei einer Vorsorgeuntersuchung ansprechen", sagt Anke Erath. Wichtig bei der Entscheidung für oder gegen eine Reise sei vor allem der bisherige Verlauf der Schwangerschaft sowie der Zustand der werdenden Mutter - und dies sei auch in Relation zu Reisedauer und -ziel zu sehen. "Ein einwöchiger Urlaub mit dem Auto oder dem Zug nach Österreich ist natürlich etwas anderes als eine Fernreise", sagt Erath. Wer sich nicht sicher sei, solle bei seinem Gynäkologen nachfragen: "Der Hinweis, sich vor einer Reise beraten zu lassen, ist uns wirklich wichtig." (dapd)