Trier.
Stress während der Schwangerschaft wirkt sich direkt auf die Nahrungsversorgung des Ungeborenen aus. Das fanden Forscher jetzt heraus. Den Untersuchungen zufolge sei die Plazenta bei gestressten Schwangeren wesentlich größer als bei denen, die nicht unter Stress leiden.
Bei Schwangeren vergrößert sich die Plazenta, wenn sie Stress ausgesetzt sind. Diesen Zusammenhang hat ein internationales Forscherteam unter Beteiligung von Wissenschaftlern der Universität Trier bei einer Auswertung der Daten von über 75.000 schwangeren Frauen entdeckt. Daraus lasse sich das Fazit ziehen, dass die Versorgung des Fötus im Mutterleib durch Stress beeinflusst werden kann, sagen die Forscher. Allerdings ist bisher noch unklar, ob und wie sich eine größere Plazenta auf die Gesundheit der Ungeborenen auswirkt.
Die Plazenta versorgt den Fötus
Die Plazenta ist als sogenannter Mutterkuchen die wesentliche Verbindungsstelle zwischen Mutter und ungeborenem Kind und stellt die Versorgung des Fötus mit Nährstoffen und Sauerstoff sicher. Bereits aus früheren Untersuchungen war bekannt, dass Rauchen und die Ernährung die Größe der Plazenta verändern können. Andere Studien weisen zudem darauf hin, dass sich solche Veränderungen der Plazentagröße sowohl auf die Gesundheit der Mutter als auch des Kindes negativ auswirken können - wie genau dieser Einfluss aussieht, ist allerdings noch unklar.
Zusammen mit Wissenschaftlern aus Los Angeles und dem dänischen Arhus untersuchten Tegethoff und ihr Team nun erstmals, wie sich Stress im Leben der Mutter auf die Größe der Plazenta auswirkt. Dazu analysierten sie die Daten von 75.000 Frauen, die zwischen 1996 und 2002 an einer groß angelegten Studie der Danish National Birth Cohort teilgenommen hatten. Tegethoff und ihr Team interessierte, wie sich zwei Arten von Stress auf das Gewicht der Plazenta bei der Geburt auswirken: zum einen negative emotionale Zustände der Mutter wie Angst, Nervosität oder Reizbarkeit, und zum anderen die Belastung durch Lebensumstände wie Arbeit, Partnerschaft oder die finanzielle Situation.
Emotionale Belastung hat keinen Einfluss
Zwischen der Größe der Plazenta und emotionalen Belastungen der Mutter während der Schwangerschaft gibt es keinen Zusammenhang, ergab die statistische Auswertung der Daten. Dagegen hatten Mütter, die während der Schwangerschaft über Stress durch belastende Lebensumstände berichteten, bei der Geburt des Kindes im Durchschnitt eine größere Plazenta.
Ob die schwerere Plazenta kurz- oder langfristig die Gesundheit des Kindes beeinträchtigt, sei bisher allerdings völlig unklar, betonen die Forscher. Es könne nämlich umgekehrt auch sein, dass die Vergrößerung den Fötus vor den negativen Auswirkungen von Stress schützt. „Unsere Ergebnisse bestätigen Funde aus Tierstudien, die zeigen, dass Stress Auswirkungen auf die Plazenta hat“, schreiben Tegethoff und ihr Team. „Wir wissen jedoch bisher noch nicht, welche biologischen Prozesse diesen Zusammenhang steuern.“ Die aktuelle Untersuchung könnte nun die Grundlage für weitere Studien sein, die diese Prozesse im Detail analysieren und der Frage nachgehen, wie sich Veränderungen der Plazenta auf die Gesundheit von Mutter und Kind auswirken. (dapd)