Velbert. . Berufsfeuerwehrmann Tony Schul stand unter der Dusche, um sich früh morgens für den Dienst fertig zu machen, als drei Häuser weiter in der Kuhstraße 21 in Velbert-Langenberg ein Feuer ausbrach. Durch einen Knall wurde der 24-jährige auf das Unglück aufmerksam – und rettete einen Freund und dessen Familie.

„Ich finde das ungerecht, dass der, dem das größte Verdienst an unserer Rettung zukommt, bislang mit keinem Wort erwähnt wurde.“ Mit dieser Mail wandte sich jetzt Sami Hassan an die Redaktion. Der 25-jährige Student besuchte seine Eltern im Haus Kuhstraße 21, als dort am Sonntagmorgen ein Brand ausbrach, bei dem eine 58-jährige Wohnungsinhaberin ums Leben kam. Sami Hassan ist sicher: „Wäre Tony Schul nicht gewesen, wäre diese Brandkatastrophe möglicherweise noch viel schlimmer ausgegangen. Vielleicht hat er uns sogar das Leben gerettet.“

Und dann erzählt Hassan, der in Lippstadt Bionik studiert, was er an jenem schrecklichen Sonntagmorgen erlebte. „Ich war von einem lauten Knall wachgeworden, hatte im Treppenhaus nachgeschaut und festgestellt, dass alles total voller Rauch war“, erinnerte er sich.

Erdgeschosswohnung brannte lichterloh

Instinktiv taten er und seine 69 und 55 Jahre alten Eltern eigentlich das richtige: „Wir sind in die Wohnung zurückgekehrt und wollten dort auf Rettung warten.“

Die kam auch – allerdings nicht in Gestalt der Feuerwehr, sondern schon wenige Minuten später in Gestalt seines Jugendfreundes Tony Schul. „Er klopfte an die Tür, und als ich öffnete, rief er nur: ‘Los, schnell, ihr müsst hier raus’ – ich glaube, meine Mutter hat ihn nicht einmal erkannt“, erinnert sich Hassan. In Windeseile seien er und seine Eltern dann aus dem ersten Stock herunter gelaufen und hätten das Haus verlassen, wo bereits die nach hinten heraus gelegene Erdgeschosswohnung ein loderndes Flammenmeer war. „Derweil ist Tony noch eine Etage höher gelaufen und hat das Ehepaar, das ihm mit seinen Kindern entgegenkam, ebenfalls nach draußen geführt“, erzählt Hassan.

Beim Duschen hörte er es knallen

Womit Tony Schul, wie er der Redaktion jetzt berichtete, völlig instinktiv gehandelt habe. „Das ist hat so drin, wenn man es irgendwo brennen sieht“, sagt der 24-Jährige, der Feuerwehrmann bei der Berufsfeuerwehr Düsseldorf ist. Dem Umstand sei auch zu verdanken, dass er das Feuer überhaupt bemerkt habe. „Ich musste um 7 Uhr meinen Dienst antreten, stand gerade unter der Dusche, als ich es draußen knallen hörte“, erzählt Schul. In kurzer Hose und im T-Shirt, noch klatschnass vom Duschen, sei er daraufhin zu dem drei Hausnummern entfernte liegenden brennenden Haus gerannt. „Die Haustür war offen, da bin ich eben rein. Ich habe bloß gedacht: Die Leute müssen hier raus.“

Paar mit Drehleiter gerettet

Ins Dachgeschoss schaffte es der mutige Retter zwar nicht mehr, dass sei viel zu heiß gewesen, erinnert er sich. Das dort lebende Paar wurde nur wenig später von der mittlerweile ebenfalls am Brandort eingetroffenen Feuerwehr mit einer Drehleiter aus dem Haus gerettet.

Kollegen verstanden seine Reaktion

Hat er selbst nicht zu viel riskiert, als er ohne Schutzausrüstung ins brennende Haus stürzte: „Im Nachhinein sagt man schon: War vielleicht doch ein bisschen leichtsinnig“, räumt Schul ein. Immerhin: Die Kollegen von der Berufsfeuerwehr hätten volles Verständnis für sein Verhalten gehabt, sagt er. „Einige haben selber schon ganz ähnliche Erfahrungen gemacht“.

Sami Hassans Urteil über den Freund aus Kindergartentagen jedenfalls steht fest: „Für mich ist Tony ein Held – und viele Nachbarn sehen das ganz genau so.“